„Dalibor“ jetzt in Frankfurt – als ein Medienereignis
Smetanas Nationaloper wurde am Main ganz anders angepackt als in der Augsburger Inszenierung.
In Augsburg ist die Aufführungsreihe von Smetanas Nationaloper „Dalibor“ beendet, in Frankfurt am Main ist sie gestartet: Beide Opernhäuser widmen sich in dieser Spielzeit dem außerhalb Tschechiens selten gespielten Werk. Die jeweiligen Inszenierungen nähern sich ihm auf denkbar unterschiedliche Weise, wenn auch hier wie dort zwar nicht der Befreiungsgedanke des Werks ausgeblendet wird, aber doch weitgehend der Nationalgedanke.
In Augsburg hatte der Regisseur Roland Schwab zwischen Massenverfolgung und -erschießungen eine vermutete Homosexualität Dalibors unterstrichen und die posthume Wirkkraft seines toten Musikerfreundes Zdenko; in Frankfurt jetzt wird die spätmittelalterliche Geschichte von Florentine Klepper als Medienereignis in einem totalitären modernen Deutschland erzählt. Die Regie hebt mit einem Live-Fernsehgericht an, bei dem das Publikum/Volk instrumentalisiert wird und König Vladislav ein Glitter-Entertainer ist, der nach „Aktenzeichen XY“-Aufbereitung des verhandelten Mordfalls Dalibor in den Kerker wirft. Von dort wird die Liebesszene Dalibor-Milada live übertragen – letztlich als ein Reality-Staatsexempel über die Folgen, die dem Staatsbürger drohen, wenn er sich der Macht so entgegenstellt wie im dritten Akt es dann auch Autonome tun, die freilich von der Polizei kalt gemacht werden. Resümee: Beide Regiearbeiten zeigen, dass es nicht leicht ist, „Dalibor“ modern und überzeugend aufzuführen.
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