Das Geheimnis des Bischofs Wolfhard von Roth im Augsburger Dom
Plus Die Domherren verehrten den 1302 gestorbenen Oberhirten wie einen Heiligen. Sein Bronze-Grabmal im Augsburger Dom ist einzigartig im Spätmittelalter. Erstmals wurde das Meisterwerk von Wissenschaftlern jetzt umfassend untersucht.
Es ist nicht zu übersehen im Augsburger Dom freistehend rechts neben dem Westchor. Fast ein wenig gruselig wirkt das Bronze-Grabmal für Bischof Wolfhard von Roth, der am 13. Januar 1302 starb. Denn die gegossene halbplastische Liegefigur zeigt keinen Würdenträger in der virilen Blüte seiner Amtszeit, sondern einen alten Mann mit tiefen Furchen, eingefallenen Wangen und geschlossenen Augen. Realitätsnah wird hier ein Toter dargestellt. Sogar seine Gewandung folgt den Gesetzen der Schwerkraft und zeichnet die Kontur des Leichnams nach.
Ziemlich einzigartig steht dieses Grabmal in der Kunstgeschichte des beginnenden 14. Jahrhunderts da. Entsprechend lückenhaft waren bisher die Kenntnisse darüber. Mit einem wissenschaftlichen, gut lesbaren Sammelband liegt erstmals eine umfassende Würdigung dieses außerordentlichen Hauptwerkes spätmittelalterlicher Kunst vor. Denn der Bildtypus eilt seiner Zeit voraus, es handle sich um einen „deutlichen Bruch mit den Darstellungskonventionen“, stellt Kunsthistoriker Gerhard Lutz fest. Das Antlitz Wolfhards ist stark überlängt und die ganze Figur wirkt dadurch geradezu fragil. Mit dieser Stilisierung scheidet die Verwendung einer Totenmaske zum Entwurf des Porträts aus. Ein einst lebendiger Mensch wird als Toter bereits einer anderen Sphäre zugeordnet.
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