Ein Bass stiehlt der Sinfonie die Schau
Ödön Rácz hat ein Händchen für die virtuosen Seiten des Orchester-Tieftöners. Genau das lässt Generalmusikdirektor Domonkos Héja bei Mahlers 4. Sinfonie vermissen
Seit jeher hat der Kontrabass seinen Ruf weg als unkommodes Orchestermöbel, und dieses Image hat der Schriftsteller Patrick Süskind in seinem Monolog „Der Kontrabass“ mit ein paar kräftig despektierlichen Parfümspritzern noch befördert, indem er das Musizieren auf dem Tieftöner als garstige Angelegenheit hinstellte. Musikfreunde freilich wissen, dass das Gegenteil der Fall ist und der Kontrabass nicht nur eine unverzichtbare Soundmaschine für den Orchesteruntergrund darstellt, sondern sich auf ihm auch in den höchsten Tönen tirilieren lässt. Dass das nur einem Virtuosen gelingt, versteht sich von selbst, ebenso, dass Virtuosität immer dann am schönsten ist, wenn sie federleicht daherkommt. Was beides sich in Ödön Rácz vereint.
Den Solo-Kontrabassisten der Wiener Philharmoniker hatten die Augsburger Philharmoniker als Gast verpflichtet für das Kontrabasskonzert von Nino Rota. Der Italiener verstand sich beileibe nicht nur auf Filmmusik (Oscar für „Der Pate – II“), sondern war auch ein stilbewusster Komponist im „ernsten“ Fach, wie sein „Divertimento concertante“ zeigt. Denn die vier Sätze kehren die virtuosen Seiten des Kontrabasses ganz unaufgeregt hervor, fordern aber dem Solisten gleichwohl einiges ab. Und so hatte sich Ödön Rácz denn auch immer wieder weit über den Instrumentenkorpus zu beugen, um irgendwo im Niemandsland zwischen Griffbrett und Steg die flötenartigen Flageoletttöne aus den Saiten zu kitzeln. Was ihm mit der Gelassenheit des Souveräns gelang. Unter virtuosem Aspekt noch aufregender war allerdings die Zugabe, Giovanni Bottesinis „Nel cor più mi sento“, eine auf Paganini (und weiter auf Paisiello) zurückgehende Variationsfolge, die den Solisten Rácz nicht nur einen Fingertanz in höchsten Lagen aufführen lässt, sondern ihn auch auf lange und flink zu nehmende Wege über das gesamte lange Griffbrett hinweg schickt. Eine Pracht für sich dabei, ob in der Höhe oder Tiefe, der balsamisch-sonore Edelholzklang des bespielten Instruments aus dem Wien des Jahres 1781.
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