Mobbing: Was macht Jürgen zum Opfer?
Die Hauptfigur in Jörg Menke-Peitzmeyers „Erste Stunde“ sucht eine Antwort. Mit einer starken Inszenierung lockt das Sensemble Theater das Publikum aus der Reserve.
Jürgen ist großzügig. Die ersten fünf Minuten gesteht er seinen neuen Klassenkameraden zu, ihn nach Herzenslust zu mobben. „Fünf Minuten, in denen könnt ihr mit mir machen, was ihr wollt.“ Jürgen hat Erfahrung damit, hat eine einschlägige „Opferkarriere“ in mehreren Schulen schon hinter sich „Die Mädchen gehen meist auf die Jacke oder Tasche, die Jungen nehmen Körperkontakt auf“, weiß er. „Begrüßungsgeld“ hat er vorsorglich auch dabei, um auch für finanzielle Forderungen gewappnet zu sein. Diesmal verfolgt der 16-Jährige die Offensiv-Strategie.
Wie wird einer zum Opfer? Warum immer wieder er? Das wird für Jürgen Rickert zur quälenden Frage in Jörg Menke-Peitzmeyers Monolog „Erste Stunde“, der nun im Sensemble Theater Premiere hatte. Zu große Ohren, rote Haare, eine feuchte Aussprache, Schweißfüße, andere Klamotten, eine Marotte – egal, die dunkle Masse der Austauschbaren tritt nach allem, das besonders ist, hat Jürgen festgestellt. „Fantasie braucht es dafür nicht, nur die einfache Mehrheit“, hat er erkannt. Ein Trost ist das nicht und weiter hilft ihm diese Erkenntnis erst recht nicht. Nur eines weiß er genau: nur nicht auffallen, um keinen Preis eine Angriffsfläche bieten. Deshalb will er auch im Kartenraum der Schule, in den ihn die Mitschüler 18 Stunden eingesperrt haben, keine Spuren hinterlassen und trinkt die eigene Pisse lieber auf.
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