Vorsicht, hinter dieser Band lauert die Teermaschine!
Plus Das Kitsch nimmt mit Bravour die gefürchtete Hürde des zweiten Albums, das nicht ohne Grund den Namen "Teer und Federn" trägt.
Entweder gibt es überhaupt keine Weiterentwicklung nach dem ersten Album oder es klingt halt wieder genauso wie das erste – so klagt der Fan gerne. Dass das zweite Album das schwierigste ist, ist eine Binsenweisheit, die der Band Das Kitsch gepflegt am Allerwertesten vorbeigeht. Das Augsburger Trio mit Allgäuer Migrationshintergrund macht nach dem formidablen Debüt „Komm mal klar“ einfach weiter sein Ding. Und dieses Ding ist Pop, allerdings weit jenseits des Formatradios mit seiner seichten Musik und den belanglosen Texten. Selbst das LP-Cover von „Teer und Federn“ verrät nicht, wo oben und unten, links und rechts ist, und hätten die Vinylspezialisten von Duophonic nicht hauchdünn ein A und ein B in die jeweilige Auslaufrille geritzt, es bliebe ein Rätsel, auf welche Seite sich gerade der Tonarm senkt.
Das Kitsch: Klingt wie die Knef als Dandy von heute
Doch selbst wenn: Jede Seite steht für sich und ist jeweils eng verwandt mit der anderen. Zweieiige Zwillinge auf schwarzem Vinyl. Eine Art vertontes Gedicht am Anfang, dann der jeweils titelgebende Hit und zum Schluss ein Brecher. Simon Kerler spielt wie ein Jazzdrummer auf Steroiden, Martin Schenk sprüht der Funk aus den sechs Saiten, und die Triobesetzung lässt vor allem Niklas Rehles Instrument genügend Platz, das trotz seiner Unverzichtbarkeit in der Popmusik oft ein stiefmütterliches Dasein fristet: dem Bass. Das Kitsch beherrschen die Kunst des Weglassens, oft setzt eines der drei Instrumente für ein paar wenige Takte aus, um danach umso heftiger zurückzukommen. An jeder Ecke lauert ein unerwarteter Akkord, ein überraschender B-Teil, ein Tempowechsel. Dazu die lakonische Gesangsstimme von Schenk, der klingt, als wäre Hildegard Knef ein Dandy aus der Bonner Republik. Aber einer, der was zu erzählen hat.
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