"Zuschauer werden zu Mittätern gemacht": Regisseurin über "In der Strafkolonie"
Plus Nach Ende des Lockdowns kommt endlich am Staatstheater die Philip-Glass-Kammeroper "In der Strafkolonie" heraus. Ein Gespräch mit Regisseurin Aileen Schneider.
Eine Oper über ein Konzentrationslager gibt es ja schon länger: Janaceks „Aus einem Totenhaus“. Philip Glass ließ dann 2000 ein Musiktheaterstück folgen, in dem eine bestialische Hinrichtungsmaschine und ihre perverse Bestrafungsmethode im Zentrum stehen: „In der Strafkolonie“ nach einer Erzählung von Franz Kafka. Worin liegt der Reiz für Sie, diese Kammeroper zu inszenieren?
Aileen Schneider: Zunächst ist das nicht die erste Oper, in der ich mich mit dem Thema Konzentrationslager auseinandersetze. Ich machte meinen Regieabschluss an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater 2016 mit Viktor Ullmanns „Der Kaiser von Atlantis“, entstanden 1944 in Theresienstadt. Auch da war meinem Ausstattungsteam und mir natürlich der Holocaust und die Rezeptionsgeschichte wichtig – ohne dass diese dann visuell dargestellt worden wären. Eine Allegorie der Moderne kann mehr erzählen als ihr Entstehungskontext. Und so empfinde ich das auch bei Glass’ „In der Strafkolonie“: Das ist eine visionäre Geschichte, die nicht genau verortet werden kann und in ihrer Brisanz bis heute eher Modellcharakter hat. Wir glauben, den Faschismus überwunden zu haben – und könnten doch wieder ganz nahe dran sein, wenn verschiedene Faktoren zusammentreffen. Das Ganze ist für mich eine Allegorie zur westlichen Gesellschaft mit ihren Moralvorstellungen, Strafgesetzgebungen und ihrer Hybris, über Recht und Unrecht entscheiden zu können.
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