
Simin Tander beim Jazzsommer: Traumstimme in der Hitze der Nacht

Ein atmosphärisch wie musikalisch außergewöhnliches Konzert: Sängerin Simin Tander und ihre drei Begleiter verschmelzen im Brunnenhof des Zeughauses Orient und Okzident.
„Ist das schön!“, ruft eine Dame in den langsam abklingenden Applaus, irgendwann in der Mitte des Konzerts. Wohl weniger aus Übermut als aus Simin Tanders Fähigkeit, das Publikum völlig in ihren Bann zu ziehen. Und das schon nach wenigen Sekunden. Die ersten flirrenden Becken, die sanft erwachende Trompete und die sich langsam von gehaucht zu gesungen entwickelnden Töne machen die hitzeglühende Innenstadt und das Leergutgeklirre vom Getränkestand vergessen und versetzen einen in die afghanische Wüste, in den Orbit eines extrasolaren Planeten, in einen weiten Raum, in dem es nichts gibt außer Dunkelheit, Stille und Simin Tanders Musik.
„Unfading“ heißt das aktuelle Album der Kölner Sängerin und Komponistin, es ist eine Hommage an die Unvergänglichkeit der Poesie afghanischer Frauen vom 17. Jahrhundert bis heute. Und an die Unvergänglichkeit eines Moments der reinen Schönheit, wenn wie beim Titelsong des Albums vier Seelen und ihre Instrumente verschmelzen. Auf der Platte ist es nicht zuletzt die Viola, deren Spiel einen fast zu Tränen rührt. Auf der Brunnenhof-Bühne des Augsburger Jazzsommers ist es die federzarte Trompete des Norwegers Jonas Kilmork Vemøy, die diese Rolle einnimmt. Immer wieder vereinigt sich ein warmer, lange gehaltener Ton mit den Akkorden aus Björn Meyers sechssaitigen Bass zu einer Harmonie, die einem trotz der tropischen Hitze die Haare auf den Armen emporstehen lässt. Meyer versteht sein Instrument weniger als Rhythmus- denn als Harmonieinstrument, was sich später im Set in ein höchst ungewöhnliches, aber unwiderstehliches, geschlagenes Akkordsolo übersetzen sollte. Sein Bass ist wie ein tieferer, mit Ecken und Kanten versehener Bruder der Akustikgitarre und dient wie die Klangmalerei aus Bögen und Händen von Schlagzeuger Samuel Rohrer dazu, der Stimme Simin Tanders so viel Raum wie möglich zu schaffen.
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