Für Gesprächsstoff hat die am Sonntag endende Große Schwäbische Kunstausstellung reichlich gesorgt, mehr sogar als sonst. Das lag auch daran, dass der Augsburger Künstler Gerald Bauer sich mit Fotografien beteiligt hat, die unter Anleitung von Bauer mit Künstlicher Intelligenz entstanden sind. Die Auswahl-Jury kannte die Herkunft der Arbeiten nicht und entschied allein von der künstlerischen Qualität her, die Arbeiten in der Großen Schwäbischen zu präsentieren.
Auch nun, im Abstand von ein paar Wochen, zeigt sich Norbert Kiening, Vorstand des BBK Schwaben Nord und Augsburg, gelassen. "Ich betrachte die Künstliche Intelligenz wie eines von vielen Hilfsmitteln, die Künstler nutzen", sagt er. Unter dieser Voraussetzung sind die KI-Bilder nur die nächste Stufe dessen, was Programme wie Photoshop bislang schon ermöglicht haben: Bilder auf digitalem Weg immer grundsätzlicher zu überarbeiten.
Der BBK wird das Thema Künstliche Intelligenz öffentlich diskutieren
Wobei sich natürlich grundsätzlich die Frage stellt, ob die KI-Fotografien nicht etwas Neues und Anderes sind: Entstanden, ohne dass die Künstlerinnen und Künstler daran nennenswert etwas gestaltet haben. Für Kiening berührt dieser Aspekt viel stärker ein juristisches Feld, das Urheberrecht. Bislang werde das vor allem damit begründet, dass die Künstlerinnen und Künstler ihre Arbeiten persönlich geschaffen haben, wie Kiening sagt. "Die Frage ist also, ob man solche Werke urheberrechtlich schützen lassen kann", sagt der BBK-Vorsitzende. Wobei das mehr ein Thema für Juristen sei.
Diskutiert wird demnächst über das ganze Thema. Am 20. Januar ist in den Räumen des BBK eine Podiumsdiskussion anberaumt, an der die Künstler Gerald Bauer und Erika Kassnel-Henneberg teilnehmen werden, die sich beide intensiv mit den neuen Möglichkeiten von Künstlicher Intelligenz beschäftigt haben.
Auch in Zukunft wird eine Jury die Bilder für die Große Schwäbische auswählen
Am Verfahren für die Große Schwäbische werde sich auch in Zukunft nichts ändern. Werde zum Beispiel eine Arbeit eingereicht, die von einer KI stammt, dann soll wie auch bisher die Jury darüber entscheiden, wie mit dieser Arbeit zu verfahren sei. Die Auswahl und Zusammenstellung der Großen Schwäbischen Kunstausstellung liege in deren Verantwortung, sagt Kiening.
Die Diskussion und die Berichterstattung rund um die KI-Fotografie habe den Besucherzahlen bei der diesjährigen Schau einen Schub gegeben, berichtet Kiening. Bislang haben gut 2200 Menschen die Schau angesehen. Zufriedenstellend, wie er findet. Wobei er auch bemerkt, dass es im Jahr nach Corona insgesamt mehr gewesen seien, nämlich 3200 insgesamt. "Damals hat es allerdings auch einen Nachholeffekt gegeben", sagt Kiening. Und die Krisen des Jahres 2023 würden sich ebenfalls negativ bemerkbar machen. Ein Umstand, der sich auch bei der Zahl der Verkäufe in diesem Jahr niederschlage.
Positiv ausgewirkt hat sich nun auch, dass der BBK mit seinen Räumen selbst in den Glaspalast gezogen ist. Viele Besucherinnen und Besucher der Großen Schwäbischen im Erdgeschoss haben sich dann auch noch die Ausstellung des BBK im 2. Stock des Hauses angesehen. Ein positiver und gern gesehener Nebeneffekt.
Info: Die letzte Führung durch die Große Schwäbische findet am Samstag, 6. Januar, um 15 Uhr statt. Es führen der Kunstvermittler Ernst Weidl sowie die Künstlerinnen Hilde Winkler, Turid Schuszter und Ingrid Olga Fischer. Zur Finissage am Sonntag, 7. Januar, tritt um 19 Uhr das TrioTong feat. Joo Kraus auf. Das Jazz-Quartett mischt Traditionelles mit Experimentellem. Karten dafür gibt es telefonisch unter (0821) 324-4155.