Glasfenster im Eichstätter Dom sind möglicherweise künstlerisch bedeutender als bisher angenommen. Eine Untersuchung des sogenannten Schutzmantelfensters, die kürzlich durch eine Gruppe von Wissenschaftlern erfolgte, legt die Vermutung nahe, dass der Augsburger Maler Hans Holbein der Ältere (ca. 1465–1524) nicht nur den Entwurf für die Glasmalerei anfertigte, sondern auch selbst Hand anlegte bei der Ausführung. Das gab das Bistum Eichstätt jetzt in einer Mitteilung bekannt.
Bisher war man davon ausgegangen, die handwerkliche Ausführung der Glasmalerei durch die Werkstatt von Gumpold Giltlinger erfolgte, einem auf diese Technik spezialisierten Betrieb aus Augsburg. Bei den Eichstätter Glasfenstern, vor allem beim Schutzmantelfenster, fiel jedoch auf, dass einige Gesichter eine derart überragende Qualität besitzen, dass dies nicht allein durch Giltingers Glasmalerei hervorgebracht worden sein kann.
Erst nach dem Brennen des Glases kommt die Kaltmalerei
Vor allem die charakteristische Gestaltung einiger Gesichter legt den Gedanken nahe, dass dabei an die Hand des herausragenden Porträtzeichners Holbein zu denken ist. Dazu kommt, dass sich an einer der betreffenden Figuren zweimal der Namenszug von Holbein befindet. Bei genauerem Hinsehen unter dem Mikroskop entdeckten die Experten zudem eine hauchdünne Schicht, die nicht Resultat von Giltlingers Glasmalerei sein kann - sogenannte Kaltmalerei, die erst nach dem Brennen des Glases hauchdünn mit dem Pinsel aufgetragen wurde. Für das Team der beteiligten Wissenschaftler liegt daher die Vermutung nahe, dass Holbein der Ältere die Glasfenster mit eigener Hand vollendet haben könnte – Arbeitshypothese für weitere Forschungen.
Gestützt wird die Vermutung auch dadurch, dass zu den aufwendig gestalteten Figuren auch jene des Stifters des Schutzmantelfensters gehört: Domherr Wilhelm von Rechberg, der durch seine großzügige Gabe sich wohl sein Seelenheil verdienen wollte.
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