
Weltmusikerin zwischen Kulturen und Epochen: Alexandrina Simeon im Porträt

Plus Von bulgarischer Folklore bis Jazz – die Sängerin Alexandrina Simeon wandelt zwischen Kulturen. Nun will sie in Augsburg Kirchenmusik zum Klingen bringen.
Es gibt wenige Musiker und Musikerinnen, die im Jazz und in der Klassik gleichermaßen zu Hause sind. Die Sängerin, Geigerin, Bandleaderin und Komponistin Alexandrina Simeon ist eine davon. Im bulgarischen Varna geboren zog sie als Sechsjährige mit ihren Eltern nach Deutschland. Damals lernte sie schon seit einem Jahr das Geigenspiel.
Die Großmutter begeisterte Alexandrina Simeon für den Gesang
Die Musik war von Geburt an ein selbstverständlicher Bestandteil in ihrem Leben. Die Eltern sind professionelle Bratschisten, spielten im Orchester, hörten auch zu Hause viel Musik, sprachen darüber und analysierten die Werke, die gespielt wurden. Zudem war die Großmutter an der Staatsoper Varna Opernsängerin, ein Mezzosopran mit "unfassbar gewaltiger Stimme", erinnert sich Alexandrina Simeon. Und diese Stimme begeisterte sie.
Die Großmutter war für sie auch ein Beweggrund, mit 16 Jahren selbst mit dem Singen zu beginnen, parallel zur Geige. Zunächst studierte sie klassischen Gesang unter anderem bei Marie Schmalhofer, denn: "Ich habe immer das Gefühl, die Klassik gibt eine gute Grundlage", sagt Simeon heute. Auf dieser Basis lässt sich aufbauen. Ein Glück war aber auch, dass Alexandrina Simeons Eltern nicht nur die Klassik liebten: "Sie mochten auch wahnsinnig viel Jazz." Mit Oscar Peterson und seinen Einspielungen lernte sie auch die Jazz-Damenwelt kennen, Fitzgerald, Holiday, Vaughan, daneben den Jazz-Geiger Stéphane Grappelli, eine berauschende neue Welt auch für die Violinistin Alexandrina Simeon.
Von Jazz bis Folklore: Alexandra Simeon wandelt zwischen Klangkulturen
Die Freiheit im Jazz habe sie angezogen, die wollte sie vertiefen und studierte Jazz-Gesang bei Harriet Lewis, Sandy Patton und Karen Edwards, sang im Jazzchor des Richard-Strauss-Konservatoriums in München. Über die Jamsessions im ehemaligen, legendären Café Eickmanns in der Prinzregentenstraße knüpfte sie erste Kontakte und machte sich schnell einen Namen über die Stadtgrenzen hinaus. Auch ihre Großmutter war von ihren Gesangskünsten begeistert.
Inzwischen singt Alexandrina Simeon in mehreren eigenen Formationen und Bands, darunter das hochkarätig besetzte "Alexandrina Simeon Quintett", das 2009 gegründet wurde und nächstes Jahr sein 15-jähriges Bestehen feiert - unter anderem mit einer Tournee und, vor allem, mit einer neuen CD. Wieder mit dabei sein wird der Trompeter Benny Brown aus Hamburg, und auch diesmal wird Alexandrina Simeon aus ihrer enormen Palette und Erfahrung schöpfen - etwa aus der bulgarischen Folklore, die rhythmisch sehr komplex ist, aus der Klassik, der ebenfalls anspruchsvollen afrikanischen Musik, dem Jazz.
Alexandra Simeon will Gregorianik, Gospel und Klassik verbinden
"Ich ergreife jede Möglichkeit, Musik zu machen und auszuprobieren", erklärt sie. Dank dieser Neugierde lernte sie wunderbar Neues kennen, so die afrikanische Klangwelt durch ihre Zusammenarbeit mit dem Musiker Njamy Sitson. Diese Neugierde auf Musik unterstützte sie auch durch die schwierige Pandemiezeit. "Ich bin eine hoffnungslose Optimistin", sagt sie und lacht. Doch trotz inspirierender Erfahrungen mit Livestreaming und virtueller Kooperationen - das Live-Erlebnis lasse sich nicht toppen. Das Teilen der musikalischen Energie "in beiden Richtungen", also vom und zum Publikum, sei nur durch Präsenzerleben möglich.
Am kommenden Wochenende erfüllt sich für sie - natürlich live - ein lang gehegter Plan, und das gleich viermal: das Musizieren mit dem siebenköpfigen bulgarischen A-cappella-Profi-Männerchor "Gregorian Stars" ihres Cousins, Tenor an der Oper Varna. Zusammen mit dem Ensemble Vocalissimo und Kirchenmusiker Roland Plomer, einem langjährigen Kollegen und Mentor Simeons, gestaltet die Sängerin ein Programm aus Gregorianik, orthodoxer bulgarischer Musik, Gospels - und Klassik: So singt Alexandrina Simeon auch einige biblische Lieder von Antonín Dvořák und andere Kirchenmusik-Klassiker. Zu hören ist das vielseitige Programm am Freitag, 17. März, um 19 Uhr in der Evangelischen Bethlehemgemeinde Wertingen, am Samstag, 18. März, um 17 Uhr in Heilig Geist in Augsburg. Am Sonntag, 19. März, ist das Konzert gleich zweimal zu erleben, um 15 Uhr in Herrgottsruh in Friedberg und um 18 Uhr in St. Thaddäus.
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