Auf der Suche nach Zusammenhängen und auch Kontrasten in der weiten Welt der Musik hat Jelena Stojković ein eindrucksvolles Romantik-Projekt realisiert. „Schubert Echos“ ist das Programm ihrer neuen CD betitelt, in dem neben Franz Liszt zwei zeitgenössische Komponisten auf Schuberts letzte Klaviersonate reagieren.
Jelena Stojković ist Dozentin am Augsburger Leopold Mozart College of Music
Brachte die Pianistin in ihrer vor drei Jahren erschienenen ersten CD „Rosen des Ostens“ das musikalische Abenteuer „einer Reise zwischen Orient und Okzident“ in unterschiedlichsten Genres von Folk bis Avantgarde mit erheblichem Erfolg heraus (nominiert u.a. für „solistische Einspielung des Jahres bei „Opus Klassik“), so sind „Schubert Echos“ in einem ganz speziellen Rahmen eingefangen. Dieser bringt neben der spannungsvollen Thematik vor allem auch die brillante pianistisch-musikalische Kompetenz der am Augsburger Leopold Mozart College of Music (LMC) als Dozentin tätigen serbischen Musikerin zum Klingen.
Franz Schuberts letzte Klaviersonate B-Dur D960 durchmisst als Haupt- und Ausgangswerk des Projekts ein weit gefächertes dreiviertelstündiges Panorama der Stimmungen und Gesten: vom abgründig brütenden Dunkel, von scheinbaren ins Endlose lauschenden Stillständen bis zur aufbrechenden Euphorie und zur lichten Vision. Der erste Satz nimmt damit die Hälfte der Sonate ein. Das folgende Andante verströmt in Schönheit sehnsuchtsvolles Melos, das Scherzo flirrt als silbrig klingelnder und umher kreiselnder Spuk. Das Finale hinterlässt ein doppelbödiges Gefühlsecho, mit seinen unermüdlich repetierenden, freudig punktierten hellen Bögen als Symbol einer überhöhten Wanderlust, aber immer wieder gestoppt von harmonisch düster changierenden Verläufen, zuletzt aber mit dem fast trotzig heiter gesetzten finalen Aufschwung. Es sind Klänge einer ewigen Wanderschaft
Komponist Enjott Schneider widmet Stojković ein Stück für ihre CD „Schuberts Echo“
Das erste Echo folgt aus zeitgenössischer Feder. Enjott Schneider (*1950) nimmt den Zwiespalt auf, setzt auf die bei Schubert oft präsente Gestik einer unruhig wirkenden Dauerbewegung, die düster wühlt. „Nottorno Oscuro ... erbärmlich gekrümmt“ ist das Jelena Stojković gewidmete kurze und prägnante Stück betitelt. Es bezieht sich auf Peter Härtlings dichterische Schubert-Biografie und der darin thematisierten vergeblichen Liebe zu einer Sängerin. Enjott Schneider, bekannt auch für die effektvolle Qualität seiner Stimmungsbilder, hat in das schwarze Geschehen die hellen, aber untergehenden Hoffnungsströme aus Schuberts Messe Nr.1 eingebaut.
Der schmerzvoll versinkenden Bewegung bei Enjott Schneider folgt, angepasst in der tonalen Farbe, das Echo des Klavier-Titanen Franz Liszt mit zwei seiner Transkriptionen von Schubert-Liedern. Goethes „Gretchen am Spinnrad“ mit der trostlos im Schicksal gefangenen Musik-Allegorie der Spindel-Leier und anschließend die zynische Härte der Gewalt im pochenden „Erlkönig“-Drama wird von der Pianistin in beeindruckender Wucht und Präzision zur klingenden Theaterszene geformt.
Das Thema der Bewegung verdeutlichen Elemente aus Schuberts „Winterreise“
Das letzte Schubert-Echo lässt Dorothea Hofmann (*1961) erklingen. „Migration – Transformation“ ist ebenfalls für die befreundete Augsburger Pianistin geschrieben. Mit einer subtilen Klarheit in der Mischung aus hart konturierten Kontrasten und lyrischer Wärme entwickelt Dorothea Hofmann das Thema der Bewegung, des Unterwegs-Seins mit Elementen und Spuren von Schuberts „Winterreise“ in einer Metamorphose zur versöhnlich überhöhten schimmernden Schlusssequenz. „Schubert Echos“ - Jelena Stojkovićs feines poetisches Tastenprojekt
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