„Guten Morgen!“, spricht eine sanfte Stimme. „Ausgeschlafen?“ Und wäre diese Szene eine ganz herkömmliche, zum Beispiel ein Dialog zwischen zwei Liebenden bei Sonnenaufgang, dann käme jetzt die gehauchte Antwort: „Guten Morgen!“ Nur streckt sich da nur einziger, wahrhaftiger Mensch im Bett auf der Bühne, hier im Alten Rock Café in Augsburg. Um die Frau herum: ein Dutzend Roboter. Ihre Lichter blinken aggressiv: Sie diktieren schon lange per Kommando ihren Alltag, von „Guten Morgen!“ bis „Sie werden jetzt besser wach!“ und „Kontrollieren Sie ihre Emotionen!“, sonst setzt es pädagogische Stromschläge aus der elektrischen Bettdecke. Diesen Albtraum hat die Schriftstellerin Sibylle Berg entworfen, sie ist eine Prophetin der digitalen Apokalypse. Berg denkt jede Entwicklung noch drei Schritte weiter und brutaler: Was, wenn uns die Künstliche Intelligenz eines Tages das Leben abnimmt, ja raubt? Wenn wir keine Aufgabe, keine Arbeit, kein Ziel mehr haben? Das fragt Berg in ihrem Horrorstück „Wonderland Ave.“, das jetzt das Staatstheater Augsburg inszeniert. Wütend, komisch, brutal gegenwärtig.
Staatstheater Augsburg
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