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Sternstunden am laufenden Band: Frühlingslieder der Romantik beim Mozartfest in Augsburg

Mozartfest

Sternstunden am laufenden Band: Lieder der Früh- und Hochromantik beim Mozartfest

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    Andreas Schmalhofer (von links) Christoph Hammer und Daniel Johannsen beim Konzert im Rokoko-Saal des Schaezlerpalais.
    Andreas Schmalhofer (von links) Christoph Hammer und Daniel Johannsen beim Konzert im Rokoko-Saal des Schaezlerpalais. Foto: Antonia Mayr

    Wer sich einmal mit dem Pianisten Christoph Hammer und dem Tenor Daniel Johannsen ausgetauscht hat, der hat zu dem Schluss kommen müssen: Dies sind Bekenntnismusiker höchsten Grades. Hammer als praktizierender und unterrichtender Pianist in erster Linie hinsichtlich Werken für alte Tasteninstrumente; Johannsen aufgrund seines delikaten, lyrischen, „textvollendeten“ Tenors hinsichtlich sakraler Kompositionen und des deutschen Kunstlieds. Nun haben die zwei einen dritten bemerkenswerten Künstler, einen Cellisten, ins Boot geholt und im Rahmen des Mozartfestes ein intimes Konzert im Schaezlerpalais gegeben – vor allem mit Frühlingsliedern unter dem zentral sein Füllhorn ausschüttenden Merkur im Deckenfresko. 

    Was spendierte Merkur gleichsam an künstlerischer Ware? Womit rückten besagte Bekenntnismusiker raus? Was brannte ihnen unter den Sohlen? Welche Lichter tanzten ihnen voraus? Es waren in der Hauptsache Lieder und Konzertlieder von Komponisten, die heute in der zweiten bis vierten Reihe stehen – und dennoch Werke schufen, die – wie etwa im Fall von Josephine Caroline Lang (1815-1880) – unüberhörbar genau so viel Aufmerksamkeit verdienen wie so manches Schumann-Lied. Das war es, was den Abend ausmachte: Dass da drei Musiker als geschult eloquente Anwälte ein sinnlich glühendes, rückhaltloses Plädoyer auf das Lied der Früh- und Hochromantik hielten, mithin eine sprachlich, musikalisch, ästhetisch emphatische Rede. So emphatisch und flammend, dass mitunter gar der Gedanke aufkam, ein einfaches Forte hätte auch gereicht in der Akustik des Festsaals.

    Etwas Seltenes war zu hören: tönender Charme

    Damit ist denn auch die einzige kleine Einschränkung des an sich – durch Lyrik! – überwältigenden Auftritts benannt. Er wurde getragen durch einen gleich im zweiten Lied des Abends (Franz Xaver Mozart: „An den Abendstern“) erklingenden Silberschein im Spiel Christoph Hammers, der über zwei Stunden hinweg so tatkräftig wie behutsam in die Tasten des Conrad-Graf-Hammerflügels von 1827 griff. Er wurde getragen durch das warme, füllige, also ausgesprochen sonore Cello-Spiel von Andreas Schmalhofer, der insbesondere bei den drei Fantasiestücken Schumanns einen selten in der Musik zu vernehmenden Zug erklingen ließ, nämlich den eines tönenden Charmes. Und er wurde getragen durch einen, der nun zum vierten Mal schon in Augsburg konzertant faszinierte, indem er das reine Hörglück zu schenken vermag: Daniel Johannsen, dieser begnadet wohlklingende Tenor aus Wien.

    Ob mit Schubert im Kleinen Goldenen Saal, ob mit Bach bei den Domsingknaben (wohin er an Weihnachten zurückkehrt): Johannsen, der von Dietrich Fischer-Dieskau die notwendige Kompromisslosigkeit gelernt hat, um in ein Stück tief einzutauchen, vermag Sternstunden am laufenden Band durch einen leichtgängigen, kristallklaren, elastischen, wohlartikulierten Tenor zu schenken. Und zu dem, was ja schon an sich Überragendes in der Summe garantiert, kommt eben noch sein künstlerischer Ernst: Da steht einer tatsächlich hinter dem, was er singt – gerade bei Bach: die Erfüllung.

    Eine Komponistin, die den Naturimpressionismus vorwegnimmt

    Im Schaezlerpalais nun liebte Johannsen alles, was er sang, darunter „Frühlings“-Lieder von Leopold Lenz, der – so viel Kalauer darf sein – seinem Namen ebenso viel Ehre macht wie Christof Hammer am Hammerflügel, darunter Lieder von besagter Josephine Caroline Lang, die – mit Wellenbewegungen in der Begleitung – gleichsam den Naturimpressionismus vorausnahm. Ganz sanft, zart, einfühlsam, berührend von Daniel Johannsen, diesem Juwel, interpretiert.

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