Wenn die Stiftung Warentest kürzlich die Deo-Produkte der über 600 Besucher im Augsburger Spectrum untersucht hätte, hätte der Abend für die meisten Hersteller zu einem Bewertungs-Desaster geführt. Bereits nach 45 Minuten, als fast alle Hände in Richtung Hallendecke gingen, machten sich bei den meisten an den Achseln dunkle Flecken breit. Es war der Zeitpunkt, als die große Rockparty mit The Hooters immer mehr Fahrt aufnahm. Als Rob Hyman mit seinem Akkordeon wie Rumpelstilzchen zu „Boys Will Be Boys“ über die Bühne hüpfte und seine fünf Mitstreiter sich dem Ramba-Zamba anschlossen. Da gab es für die Fans kein Halten mehr.
Im ausverkauften Spectrum ist man bei The Hooters äußert textsicher
Im ausverkauften Saal ist man äußerst textsicher und gerade „Boys Will Be Boys“ und das nachfolgende „Karla With a K“ eignen sich hervorragend zum Mitgrölen. Eine gewisse Bierzelt-Atmosphäre kann nicht geleugnet werden. Das Spectrum ohne das alljährliche Konzert der Hooters wäre zwar möglich, aber sinnlos.
Dabei ist es eher Zufall gewesen, dass die Hooters nach Augsburg kamen. „Im Prinzip könnten wir uns diese Band gar nicht leisten. Für das Spectrum sind die viel zu teuer“, sagt Chef Ufuk Aykut. Vor vielen Jahren bekam er aber einmal einen Anruf vom Band-Management mit der Anfrage, ob die Hooters vor ihrer anstehenden Tournee im Spectrum ein Warm-up bestreiten dürfen. „Da haben wir natürlich gern zugesagt“, lacht Aykut. Seither sind die Hooters Dauergäste. In dieser Woche waren sie sogar an zwei Abenden im Einsatz - jeweils ausverkauft.
Die Amerikaner um die beiden Köpfe Eric Bazilian und Rob Hyman bauen verschiedene Elemente in ihren Sound. Rock, Pop, Folk, Country und gelegentlich etwas Shanty. Dazu haben sie ein perfektes Ensemble. Dass nicht nur Hyman und Bazilian singen können, beweist auch Gitarrist Tommy Williams als er sich für den einst verteufelten Beatles-Drogensong „Lucy in the Sky with Diamonds“ das Mikro schnappt.
Bei The Hooters zeigen im Spectrum alle, was sie auf dem Kasten haben
Nicht nur Williams, auch Bassist Fran Smith oder John Lilley (ebenfalls Gitarre) und Schlagzeuger David Uosikkinen dürfen an diesem Abend mit Soloeinlagen zeigen, was sie auf dem Kasten haben. Neben „Lucy In The Sky With Diamonds“ wird bei „Boys Of Summer“ vom ehemaligen Eagles-Gründer Don Henley noch einmal gecovert. Dann natürlich auch die Stücke, die die Hooters eigentlich für andere geschrieben haben, wie zum Beispiel „Time After Time“ für Cyndi Lauper und „One of Us“ für Joan Osborne.
Wenn Bazilian bei „Why Won‘t You Call Me Back“ mit dem Saxofon über die Bühne stapft, könnte man meinen, man befindet sich in einem Musikvideo der englischen Ska-Band Madness. Aber schon lange vor „Boys Will Be Boys“ geben The Hooters Gas. Die ersten vier Stücke „I´m Alive“, „Silver Lining“, „Hanging On a Heartbeat“ und „Day By Day“ spielen sie in einem Rutsch durch. Das 1985 erschienene Album „Nervous Night“ dient als Grundstock. Auch „South Ferry Road“ und natürlich die beiden Kracher „And We Danced“ oder „All You Zombies“ sorgen im Spectrum für allerbeste Laune.
Nach 90 Minuten ist bei The Hooters noch lange nicht Schluss
Wer die Hooters schon ein paarmal gesehen hat, weiß, dass nach 90 Minuten, wenn sich die Band erstmals vor dem Publikum verneigt, noch lange nicht Schluss ist. Im Zugabenteil präsentieren die Hooters mit „Pendulum“ zunächst einen Song aus ihrem neuen gleichnamigen Album. Mit „One Of Us“ und „Time After Time“ wird es ruhiger vor dem furiosen Finale. Und dann - klar wie immer - „Pissing In the Rhine“.
Die Achselflecken sind mittlerweile großflächiger geworden und die T-Shirts und Blusen kleben bei den meisten mittlerweile am Körper. Aber das hält das Publikum nicht ab, bei „Pissing In the Rhine“ noch einmal alles zu geben. Schließlich der letzte Kraftakt - „Major Tom.“ The Hooters und ihre Fans, völlig losgelöst von der Erde. Der Abschied naht. Mit dem leisen sechstimmigen „Good Night“ entlassen die Amerikaner ihr Publikum in die laue Nacht. Für einen der Herren in der vorderen Reihe wird das Konzert schließlich unvergesslich. Schlagzeuger David Uosikkinen schenkt ihm seine beiden Drumsticks. Besser kann ein Abend doch nicht enden?
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