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Hochwasser 1910: Als Augsburgs Straßen zu Flüssen wurden

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Hochwasser 1910: Als Augsburgs Straßen zu Flüssen wurden

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    Auf dieser Postkarte von 1910 ist das Ausmaß des Lechhochwassers zu erahnen.
    Auf dieser Postkarte von 1910 ist das Ausmaß des Lechhochwassers zu erahnen. Foto: Archiv des Kulturkreises Haunstetten

    Angesichts der Überschwemmungen im Sommer 2024 denken viele an das katastrophale Hochwasser von 1910, das Mitte Juni die Stadt Augsburg (insbesondere die Jakobervorstadt) und die noch selbständigen Gemeinden Lechhausen und Hochzoll mit voller Wucht traf, auch die beiden Gemeinden Meringerau (heute: Stadtteil Siebenbrunn) und Haunstetten waren getroffen.

    Im westlichen Alpengebiet brachte der 14. Juni 1910 extreme Regenfälle, die gleichzeitig mit der verspäteten Schneeschmelze in den Tiroler Alpen den Lech, aber auch die Iller, Ammer, Loisach und weitere Flüsse innerhalb weniger Stunden zum reißenden Strom verwandelten. Der Lech verbreiterte sein Bett rechts und links bis zu zwei Kilometer; es gab noch nicht den Forggensee und die Staustufen, die diese Wassermassen zurückhalten konnten.

    Die Schadenssumme allein für Augsburg betrug rund fünf Millionen Mark, bilanziert der damalige städtische Oberingenieur G. Mayer 1914. Nicht mitgerechnet die Schäden der Privatleute und der Unternehmen.

    Auswirkungen in Haunstetten: Krankenhaus überschwemmt

    Binnen weniger Stunden wurde auch der im ursprünglichen Lechtal gelegene östliche Teil von Haunstetten bis zur drei Meter höheren Haunstetter Niederterrasse am 14./15. Juni überschwemmt. Da dieses Gebiet noch wenig bebaut war, hielt sich der Schaden in Haunstetten in Grenzen. „Das Krankenhaus war komplett überschwemmt und von einem förmlichen See eingeschlossen, das Jägerhaussträßle (heute: Krankenhausstraße) zum Ort mit dem Bahnhof und dem Feuerhaus rund 30 bis 70 Zentimeter überflutet. Das Elektrizitätswerk ragte wie eine Inselfestung aus den Fluten heraus,“ berichtete die Haunstetter Zeitung. Erhebliche Schäden gab es auch in der Gärtnerei , da die Gärtnereianlagen völlig zerstört wurden. Die Bleicherei Martini konnte jedoch durch rechtzeitige Vorsorge größeren Schaden verhindern. Der Localbahn-Güterverkehr bis Martini und der Localbahn-Personenverkehr bis zum Bahnhof waren für längere Zeit unterbrochen.

    In der Gemeinde Meringerau glichen Felder und Wiesen einem See, berichtete Wilhelm Schneider, der Lech überschwemmte alles bis zum Siebenbrunnenbach, der Ochsen- und der Mittelbach traten über ihre Ufer, alle Keller waren mit Wasser gefüllt. Das Hochwasser traf die altbayerische Gemeinde 17 Tage vor ihrer Eingemeindung als Stadtteil Siebenbrunn nach Augsburg. Die Eingemeindungsfeier zum 1. Juli 1910 fiel aus. Wegen der Hochwasserkatastrophe fehle derzeit die Stimmung, stellte Augsburgs Oberbürgermeister Georg Wolfram fest. (AZ)

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