Seit ziemlich genau drei Jahren endet der Museumsrundgang im Augsburger Schaezlerpalais, noch bevor die Besucher eines der bekanntesten Ausstellungsstücke betrachten könnten: Der Durchgang zur Katharinenkirche, dem Teil des Museums, in dem die Bayerische Staatsgemäldesammlung unter anderem Albrecht Dürers Fugger-Porträt zeigt, ist aufgrund baulicher Mängel geschlossen. Auch das Dach des Gebäudes in der Maximilianstraße müsste saniert werden. Um Passanten vor herabfallenden Teilen zu schützen, ist es mit Schutznetzen gesichert. Immerhin: Für Kunstliebhaber gibt es gute Aussichten, was ein berühmtes Gemälde betrifft. Die Gesamtsanierung des Gebäudes wird aber wohl noch länger nicht kommen.
Das Schaezlerpalais ist ein Wahrzeichen der Stadt und auch für Touristen eine beliebte Anlaufstelle. Sie schätzen den gepflegten Garten in der Anlage, der im Frühjahr und Sommer auch bei Hochzeitsgesellschaften beliebt ist. Zuletzt gab es in diesem Bereich eine Absperrung an den Treppenstufen. Grund sind Schäden am Dach, das auf beiden Seiten mit Schutznetzen gesichert ist. Bei stärkerem Wind mussten diese Netze zuletzt immer wieder neu befestigt werden. Nun gibt das Hochbauamt zumindest in dieser Hinsicht Entwarnung.
Baufälliges Schaezlerpalais: Stadt lässt Schutznetze am Dach prüfen
„Die provisorische Sicherung der Dachflächen mit einem Netz aus dem vergangenen Jahr wurde auf Funktionsfähigkeit überprüft.“ Das Ganze sei nicht einfach gewesen. Aufgrund der schwer zugänglichen Lage war der Bereich im Garten erst durch eine spezielle Hebebühne kontrollierbar. „Die Netze wurden durch die ausführende Firma umlaufend um das Gebäude komplett befahren und händisch und auf Sicht überprüft. Sie sind sicher“, betont das Hochbauamt nach Abschluss der Prüfung.
Mittelfristig wird es erst einmal bei dieser Notsicherung bleiben. Zwar hatte der Kulturausschuss des Stadtrats vergangenes Jahr grünes Licht für eine Dachsanierung gegeben. Die dafür notwendige Investition von 4,4 Millionen Euro wurde laut Kulturreferent Jürgen Enninger auch im Haushalt angemeldet, „aber aufgrund anderer städtischer Maßnahmen zurückgestellt“. Man werde, so Enninger, die Dachsanierung auch für die Folgehaushalte anmelden. Große Bedeutung hat das nicht unbedingt: Auch andere Projekte (Sanierung der Dominikanerkirche, Umbau des Fuggerboulevards) wurden in den vergangenen Jahren immer wieder aus dem Haushalt gestrichen, weil andere Maßnahmen den Vorzug bekamen. Entsprechend vage hält sich die Stadt: „Ein konkreter Fahrplan für die Sanierung des Daches einschließlich der technischen und wirtschaftlichen Anforderungen wird derzeit erarbeitet.“
Im städtischen Teil des Schaezlerpalais läuft das Ausstellungsprogramm derweil wie geplant. Im Dezember wird dann auch ein Bild wieder zu sehen sein, das aufgrund der baulichen Schwierigkeiten bislang für Besucher verborgen bleibt: Albrecht Dürers Fugger-Porträt. Im Rahmen einer Sonderausstellung zum 500. Todestag von Jakob Fugger dem Reichen planen die Städtischen Kunstsammlungen, dieses berühmte Gemälde aus dem Besitz der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen zu zeigen.
Leiter der Kunstsammlungen lässt Bücherschrank aufstellen
Deutlich schneller wird ein kleineres Vorhaben umgesetzt: ein Bücherschrank. Christof Trepesch, Leiter der Kunstsammlungen Augsburg, sagt: „Wir planen die Aufstellung eines Bücherschrankes speziell für Kunstbücher im Garten des Schaezlerpalais‘ als ein besonders bürgernahes Angebot.“ Man suche noch Unterstützer und hoffe, dass der Bücherschrank im Sommer aufgestellt werden könne.
Vor wenigen Tagen erst war ich u.a. im wunderschönen Schaezlerpalais. Es ist wirklich unglaublich traurig, dass für den Erhalt herausragender Kultureinrichtungen immer wieder das notwendige Geld (zumindest zur rechten Zeit) fehlt. Gibt es ein persönliches Engagement für das Einwerben externer Gelder? Augsburg hat reichlich Kultur zu bieten; für ihren Erhalt benötigt eine Welterbe-Stadt dringend ein Sonderbudget – wurden denn alle Landes-, Bundes-, EU-Möglichkeiten und Töpfe schon ausgeschöpft, Mäzene befragt? Kultur trägt und prägt eine Stadt. Ein Einsatz dafür rechnet sich immer. Den Bücherschrank im Hofgarten habe auch ich gerne aufgesucht; ich habe mich allerdings gewundert, dass nur wenige offene Bücherschränke in der gut frequentierten Innenstadt installiert sind. Ich begrüße natürlich einen Kunst-Bücherschrank im Garten des Palais, jedoch wäre ebenso ein öffentlicher gerade in der Maxstraße angebracht und sehr lohnend für Interessierte.
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