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Muslime und Christen feiern in Augsburg gemeinsam Fastenbrechen

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Muslime und Christen feiern in Augsburg gemeinsam Fastenbrechen

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    Sigrid Pätzold und Lale Yilmaz beim Ramadan-Fastenbrechen (von links).
    Sigrid Pätzold und Lale Yilmaz beim Ramadan-Fastenbrechen (von links). Foto: Markus Merk

    Bunte Kopftücher leuchten im Glanz der Lichter, überall lachen, ratschen und essen Menschen an diesem Abend in der evangelischen Auferstehungskirche im Augsburger Stadtteil Hochzoll. Sie feiern Iftar, also das muslimische Fastenbrechen. Das Besondere: Muslime und Christen sitzen hier gemeinsam. Niemand hat schlechte Laune. Und trotzdem ist Fasten nicht immer einfach.

    Aber „diese schöne Atmosphäre macht alle Müdigkeit wett“, sagt Lale Yilmaz. Mittlerweile fällt der 40-jährigen das Fasten nicht mehr schwer, als Heranwachsende sei das anders gewesen, erzählt sie. Die ehemalige Journalistin verrät mit einem Lachen, wie sie das Fasten als Teenie durchgehalten hat: „Ich habe mich sehr auf die Zahnmiete gefreut. Das ist eine türkische Tradition, bei der Kinder kleine Tüten mit Süßigkeiten und Taschengeld bekommen.“ Als Belohnung dafür, dass sie ab dem Alter von 14 Jahren versuchen mitzufasten.

    Wie eine Zauberflöte erklingt die türkische Ney mitten in Augsburg

    Plötzlich erklingt eine türkische Ney, eine Bambusflöte. Alle Anwesenden lauschen andächtig. Alle? Nicht ganz. Ein Zweijähriger singt lauthals mit. Seine fünfjährige Schwester erkundet neugierig die Bühne. Die beiden sind die Kinder von Zekeriya Öztürk. Der Krankenpfleger ist vor rund fünf Jahren aus der Türkei geflüchtet. Er gehört der Gülen-Bewegung an, die in der Türkei verfolgt wird. Die Flucht über Griechenland, Italien bis nach Deutschland war ein prägendes Ereignis. Ebenso das Leben im Ankerzentrum. „Wir hatten wenig zu essen, konnten oft nicht selber kochen.“

    So wie Familie Öztürk damals geht es auch heute noch vielen Menschen weltweit. Sie werden verfolgt, müssen hungern. Und auch darum geht es beim Fastenmonat Ramadan: „Ohne Essen und Trinken haben wir mehr Mitgefühl mit armen Menschen“, erklärt die Sozialpädagogin Funda S. Gefastet werde von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. „In der Türkei rufen Trommler die Menschen zum Frühmahl, das heißt Suhur und am Abend wird in einigen islamischen Gebieten eine Rakete gezündet, damit alle wissen, wann sie das Fasten brechen dürfen.“

    Eine Rakete gibt es hier nicht, stattdessen ein gesungenes Gebet. Kaum ist der letzte Ton verklungen, schieben Männer Essenswagen herein. Ein vertrauter Geruch entströmt den Porzellantassen: Linsensuppe. In rascher Folge kommen weitere Gerichte auf den Tisch. Darunter ein Wildfleischauflauf mit Kartoffeln, Erbsen, Paprika. „Das ist ja fast wie ein Schmortopf“, schwärmt Pfarrerin Mona Böhm. Teller um Teller mit Auberginen, Börek und Baklava füllen die Tafel. Dann fangen alle an zu essen. Denn auch darum geht es beim Ramadan, das Essen mit anderen zu teilen, erklärt Krankenpfleger Zekeriya Öztürk. Nun trinkt er einen Schluck Wasser und beisst in eine Dattel. Da das Fasten gebrochen ist, weicht die Andacht aufgeregtem Geplauder.

    Fasten bei körperlich schwerer Arbeit - kein Zuckerschlecken

    Krankenpfleger Zekeriya Öztürk erzählt, wie er sich auf den Ramadan vorbereitet: „Ich habe mir drei Wochen freigenommen. Bei der Arbeit zu fasten, wäre für mich schwierig“, sagt er. Schließlich brauche er Kraft für die Patienten. Zu Hause falle ihm das Fasten überhaupt nicht schwer, auch weil „wir ja Winterfasten haben. Das sind ohnehin nur wenige Stunden.“ Das bleibt auch die nächsten Jahre so, denn im Gegensatz zur christlichen Fastenzeit rutscht der Ramadan jedes Jahr rund elf Tage zurück. Das liegt am islamischen Mondkalender.

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    2 Kommentare
    Anton Schröder

    Sehr geehrte Frau Orth, das was hier über den Ramadan geschrieben wird hat bestimmt seine berechtigten Seiten. Die Bemerkung von Sozialpädagogin Funda S. ist aber schon sehr starker Tobak finde ich. Aber zu Ramadan, der wahre Grund was mit Ramadan gefeiert wird, wird mit keinem Wort erwähnt. Ich könnte mir denke Frau Orth sie haben keine Ahnung und oder Sie haben es einfach nicht für nötig es zu sagen.

    Anton Schröder

    Und im Gegensatz zum christlichen Fasten geht es beim Ramadan eben um etwas anderes.

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