Goethe und Mozart, Päpste, Bundespräsidenten und Bundeskanzler, Michail Gorbatschow, Bill Clinton und Adolf Hitler: Auf den ersten Blick verbindet diese Männer wenig - und doch haben sie eine Gemeinschaft: Sie alle waren schon einmal zu Gast in Augsburg. Zwar waren sie nie hier, um sich die Sehenswürdigkeiten der Stadt anzuschauen, dennoch tauchen sie in einer besonderen Chronik auf, die jetzt vorgestellt wurde: der „Geschichte des Reisens in Augsburg“. Wer sich für Tourismus und Stadtgeschichte interessiert, findet darin allerlei kuriose, spannende und informative Fakten.
Wer glaubt, dass sich Tourismusarbeit auf das Vermitteln von Hotelbetten, Auskünften zu Gastronomie und Sehenswürdigkeiten oder Stadtführungen beschränkt, den belehrt diese Chronik eines Besseren: Tourismusarbeit ist oft auch Kulturarbeit, ohne die es etwa das Augsburger Unesco-Welterbe gar nicht geben würde. Auch deshalb sagt Augsburgs Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle, Aufsichtsratsvorsitzender der Tourismusgesellschaft Regio Augsburg Tourismus GmbH: „Für die Stadtentwicklung ist der Tourismus von zentraler Bedeutung.“
Seit 100 Jahren wirbt Augsburg gezielt um Touristen
Seit hundert Jahren nimmt sich die Stadt des Themas deshalb intensiv und organisiert an: Am 30. März 1925 wurde in der Stadt zum ersten Mal der Name „Verkehrsverein Augsburg“ dokumentiert, ein Vorläufer der heutigen Tourismusgesellschaft Regio Augsburg, der wie die heutige Organisation darum bemüht war, Augsburg in der Welt bekannter und für Gäste von auswärts attraktiver zu machen. Stadt und Landkreis Augsburg sowie der Landkreis Aichach-Friedberg ziehen in diesem Bemühen an einem Strang. Als 1997 der Verkehrsverein Region Augsburg neu aus der Taufe gehoben wurde, waren Augsburgs OB Peter Menacher sowie der Augsburger Landrat Karl Vogele und sein Aichach-Friedberger Kollege Theo Körner die Gründungsväter. Als Vorsitzenden wählte man Manfred Krug. Als Krug 2008 starb, wurde 2009 der Augsburger CSU-Landtagsabgeordnete Johannes Hintersberger dessen Nachfolger.
Götz Beck, seit 1998 Geschäftsführer der Regio Augsburg Tourismus GmbH, konnte im Lauf der Jahre einige Erfolgsmeldungen verkünden. So erreichte die Tourismuswirtschaft in der Region 2013 erstmals die Umsatzschwelle von einer Milliarde Euro brutto. Mehr als eine Million Übernachtungen allein in Augsburg wurden erstmals 2023 registriert. Neue touristische Produkte wurden entwickelt: Das „Sisi-Schloss“ in Unterwittelsbach bei Aichach samt der „Sisi-Straße“ zwischen Ungarn und Italien sowie die touristische Vermarktung der Themen Fugger und Mozart trugen der Regio jeweils einen Bayerischen Innovationspreis für Angebotsgestaltung im Tourismus ein.

Ausstellungen mit Werken von Marc Chagall, Joan Miró und Friedensreich Hundertwasser warben bundesweit für die Stadt. Die Arbeit für Technical Visits in der Region, die Vermarktung der Augsburger Industriegeschichte in Kooperation mit dem Industriekultur-Experten Prof. Karl Ganser sowie die Betreuung des Wasserwerks am Roten Tor trugen dazu bei, dass sich die Regio Augsburg früh für die Bewerbung Augsburgs zur Aufnahme seiner historischen Wasserwirtschaft in die Liste des Unesco-Welterbes begeistern ließ. Schon seit Ende 2010 – von der ersten Stunde an – war die Regio an der Ideenfindung, später an der Interessenbekundung der Stadt für das Welterbe „Augsburger Wassermanagement-System“ beteiligt, das seit 2019 auf der Welterbe-Liste steht.
Übrigens: Goethe weilte im März 1790 für einige Tage in Augsburg, er nächtigte wohl im ehemaligen Gasthof „Zum Weißen Lamm“. Grund für seinen Aufenthalt in der Stadt war laut Stadtarchiv die Teilnahme an einer Totenfeier für den verstorbenen Kaiser Joseph im Augsburger Dom. Der ehemalige sowjetische Staatschef Michael Gorbatschow bekam 2005 den Augsburger Friedenspreis verliehen und reiste dafür extra an. Im Rahmen seines Besuchs besichtigte er unter anderem die Fuggerei. Und der ehemalige US-Präsident Bill Clinton? Der kam nach Augsburg, als er schon nicht mehr US-Staatschef war, sondern gutes Geld mit Vorträgen verdiente. Einen solchen hielt er im Oktober 2001 im Rahmen des Augsburger Zukunftsforums. (nip/AZ)
Info: Am Donnerstag wurde die neue Tourismus-Chronik von Autor Martin Kluger im Rahmen eines Festakts offiziell vorgestellt. Sie teilt Augsburgs Tourismusgeschichte in zwei Abschnitte – in die Zeit der Regio Augsburg Tourismus GmbH von 1998 bis 2025 und in die Zeit davor. Erschienen ist „Tourismus in Augsburg. Geschichte des Reisens in Augsburg. Von den Römern bis zur Regio Augsburg Tourismus GmbH“ im Context-Verlag. Sie ist kostenlos in der Tourist-Info am Rathausplatz erhältlich.
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