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Prozess in Augsburg: Schiffsingenieur John Thomas war ein Betrüger

Prozess in Augsburg

Schiffsingenieur John Thomas war ein Betrüger

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    Mit monatelanger Aufmerksamkeit wickeln sogenannte Love-Scammer ihre Opfer um den Finger. Über Umwege stand deshalb nun eine Augsburgerin vor Gericht.
    Mit monatelanger Aufmerksamkeit wickeln sogenannte Love-Scammer ihre Opfer um den Finger. Über Umwege stand deshalb nun eine Augsburgerin vor Gericht. Foto: Bernd Diekjobst, dpa (Symbolfoto)

    Er nannte sich „John Thomas“, gab sich als Ingenieur auf einem schottischen Bohrschiff auf hoher See aus, der einsam sei und die große Liebe suche. In Wahrheit aber war „John‘“ ein mit allen Wassern gewaschener Betrüger, der es nur auf das Geld seiner Opfer abgesehen hatte und der bis heute unbekannt ist. Und „John“ hatte leichtes Spiel bei einer 61-jährigen Frau aus dem Raum Lippstadt in Westfalen, die offenbar blind vor lauter Liebe auf den Hochstapler hereinfiel, 5000 Euro verlor und überdies eine Frau aus dem Raum Augsburg - allerdings völlig unabsichtlich - in den Strudel polizeilicher Ermittlungen hineinzog. Die stand nun hier vor Gericht.

    „Romance Scam“ nennt man die digitale Masche, über beide Ohren verliebe Menschen auf Single-Börsen im Internet abzuzocken. Im August 2023 hatte die 61-Jährige auf der Plattform Google Chat den angeblichen Schiffsingenieur kennen gelernt. Und bald begann eine Liebesbeziehung via Internet, die in Wahrheit freilich ziemlich einseitig war. Fast täglich schrieben sich die Frau und „John Thomas“ Liebesbeteuerungen. Im November schließlich, als die 61-Jährige ihm offenbar grenzenlos vertraute, bat er um 5000 Euro, um sich im Internet so genannte „Steam-Guthabenkarten“ zu kaufen. Er benötige diese, um die Verbindung zu ihr nach Deutschland aufrecht zu erhalten. Eine Begründung, die freilich rätseln lässt. Solche Guthabenkarten kann man weltweit kaufen, in Deutschland auch bei diversen Supermärkten. Man rubbelt dann einen Code frei und kann damit den Betrag auf seinem Steam-Konto gutschreiben. Allerdings kann man damit nur auf der Vertriebsplattform Steam-Store Computerspiele, Software, Filme und Computergeräte kaufen. 

    60-Jährige Witwe aus Augsburg stand vor Gericht

    Die Frau aus Lippstadt erfüllte dem angeblichen Schiffsingenieur den Wunsch und überwies das Geld auf das Konto eines Internet-Zahlungsdienstleisters mit Sitz in London, der über keine eigene Banklizenz verfügt, aber Geld in alle Länder der Erde transferiert. Und damit kommt eine 60 Jahre alte Witwe aus Augsburg ins Spiel, die angeblich Inhaberin dieses Kontos war und es für die illegale Transaktion zu Verfügung gestellt haben soll. Sie musste sich nun deswegen vor Amtsrichter Christoph Prinke wegen leichtfertiger Geldwäsche verantworten, nachdem sie gegen einen Strafbefehl über eine Geldstrafe von 2800 Euro (70 Tagessätze zu je 40 Euro) Einspruch eingelegt hatte.  

    Über ihren Verteidiger Felix Dimpfl beteuerte sie, niemals Zugriff auf das ominöse Konto gehabt zu haben. Sie habe im Internet bei diversen Banken einen Kredit haben wollen und auch ihre Daten sowie eine Kopie ihres Ausweises ins Internet gestellt. Dann habe sie aber nichts mehr von den Kreditgebern gehört. Anwalt Dimpfl: „Meine Mandantin ist selbst Opfer geworden. Ihre Daten wurden abgegriffen. Sie hat selbst Geld verloren.“ Niemals sei sie es gewesen, die die 5000 Euro weitergeleitet hat. Wo das Geld letztlich gelandet ist, weiß niemand. Vermutet wird, dass nigerianische Betrüger hinter der Aktion stehen. Seine Mandantin, so Dimpfl, bekomme täglich Dutzende Mails aus Nigeria. Die Argumente überzeugten schließlich die Staatsanwaltschaft und das Gericht. Das Verfahren gegen die Augsburgerin wurde wegen „geringer Schuld“ gegen Zahlung einer Auflage von 9oo Euro eingestellt.

    Offenbar nehmen Betrügereien mit Steam-Karten in letzter Zeit zu. Die Plattform warnt selbst vor diversen Manipulationen, beispielsweise, solche Guthabenkarten für Unbekannte zu kaufen und ihnen dann die Codenummern mitzuteilen. 

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