Augsburgs römische Vergangenheit bekommt Rückenwind vom Freistaat: Gemeinsam mit Kempten wird die Stadt 2029 Austragungsort für eine Landesausstellung, die die Rolle der Römer für Bayern zum Thema hat. Geplant war das Projekt ursprünglich schon ein Jahr früher, im Dezember wurde nun umdisponiert, bestätigt Kulturreferent Jürgen Enninger Informationen unserer Redaktion. In Augsburg soll die Ausstellung der Römerthematik grundsätzlich wieder zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen und die Debatten um einen Museumsneubau beflügeln, hoffen Kenner. Was dessen Standort betrifft, zeichnet sich offenbar ein Favorit ab. Auch bei der Sanierung der Dominikanerkirche geht es voran.
Der Freistaat finanziert jedes Jahr eine Landesausstellung, in der Regel wird sie vom Haus der Bayerischen Geschichte konzipiert. 2025 steht von Mai bis November Bayernkönig Ludwig I. im Mittelpunkt, gezeigt wird diese Schau am Sitz des Hauses der Bayerischen Geschichte in Regensburg. Ein ähnlich langer Ausstellungszeitraum könnte 2029 für die Landesausstellung „Römerland Bayern“ gelten, vermutet Augsburgs Kulturreferent Jürgen Enninger. Der genaue Termin werde aktuell abgestimmt. Auch die Frage, ob neben Augsburg und Kempten zusätzlich Straubing Austragungsort wird, ist offenbar noch in Klärung.

Fest steht dagegen, dass das Haus der Bayerischen Geschichte, dessen Leiter Richard Loibl in Augsburg einst Bau und Konzeption des Textilmuseums verantwortete, nicht bei der Römer-Ausstellung mitwirkt. Deren Konzeption übernimmt die Archäologische Staatssammlung mit Sitz in München, was hinter den Kulissen bereits zu Debatten führte. Denn die Ausstellung „Römerland Bayern“ hätte ursprünglich bereits 2028 stattfinden sollen und war letzten Sommer auch so angekündigt worden. Weil das Haus der Bayerischen Geschichte in jenem Jahr aber das Projekt „Kinder im Mittelalter“ in Rothenburg ob der Tauber terminiert hat und der Freistaat wohl nicht parallel zwei Landesausstellungen finanzieren wollte, mussten die Römer zurückstehen.
Römer-Landesausstellung: Insider sehen Chancen für Augsburg
Unabhängig vom Termin sehen Kenner in Augsburg große Chancen in einer Landesausstellung. Seit die Dominikanerkirche 2012 schloss, können Funde aus der Römerzeit nur noch eingeschränkt gezeigt werden. Die Hoffnung, die Interimslösung im Zeughaus würde bald durch einen neuen, dauerhaften Bau abgelöst, zerschlug sich in den vergangenen Jahren mehrfach. Fachleute glauben nun, dass eine bayernweite Ausstellung helfen könnte, für ein „echtes“ Römermuseum auch politisch wieder mehr Rückhalt zu erzeugen, nachdem Oberbürgermeisterin Eva Weber nach ihrer Wahl im März 2020 einen Neubau zumindest für die aktuelle Amtsperiode aus Geldgründen ausgeschlossen hatte.

Ohne den Freistaat würde sich daran wahrscheinlich wenig ändern, unken Insider. Doch seit Ministerpräsident Markus Söder vor gut einem Jahr in einer Regierungserklärung verkündet hatte, das Römermuseum in Augsburg wiederbeleben zu wollen, ist Bewegung in die Sache gekommen. Kunstminister Markus Blume kann sich eine dauerhafte Kooperation zwischen Augsburgs städtischer Archäologie und der Archäologischen Staatssammlung vorstellen. Laut Auskunft seines Ministeriums sei man in „engem und konstruktivem Kontakt“ mit der Stadt. Jedoch: „Entscheidungen zu konkreten Modellen wurden noch nicht getroffen“, betonte ein Sprecher des Ministeriums vergangene Woche auf Anfrage unserer Redaktion. Durch die Landesausstellung könnten Augsburg und München aber, so die Hoffnung, näher zusammenrücken und damit auch die Basis für eine langfristige Kooperation legen.
Neues Römermuseum in Augsburg: Dieser Standort ist der Favorit
Wo aber könnte ein neues Römermuseum in Augsburg stehen? Bei dieser Frage zeichnen sich aktuell Antworten ab: Mit einer Machbarkeitsstudie lässt die Stadt derzeit mehrere Areale auf ihre Tauglichkeit prüfen, in engster Wahl ist dabei angeblich das ehemalige Gefängnis-Gelände in der Karmelitengasse, das dem Freistaat gehört. Historisch gesehen wäre die Lage ideal: Ganz in der Nähe, auf dem Gelände es Gymnasium St. Stephan, lag einst die große Markthalle, wo die römische Bevölkerung ihre Lebensmittel kaufte.
Die Dominikanerkirche dagegen, in der das Römermuseum bis 2012 beheimatet war, ist aus dem Rennen. Sie soll auf Wunsch der Landesstelle für nichtstaatliche Museen künftig vor allem als Grablege der Augsburger Patrizier präsentiert werden, so eine Sprecherin der Stadt. Mit der Sanierung sei man inzwischen vorangekommen: Der Dachstuhl wurde untersucht und gesichert, der Kirchenraum samt der dort liegenden Grüfte per Laser vermessen. Ende dieses Jahres, heißt es, soll das historische Gebäude wieder eröffnen. Zwar fehlt zur Gesamtsanierung dann noch die Sanierung der Dachhaut, der Fassade und der Raumschale. Zumindest für besondere Gelegenheiten könnte der Bau ab Ende 2025 wieder zur Verfügung stehen. Die Landesausstellung „Römerland Bayern“ wird jedoch keine dieser besonderen Gelegenheiten sein.
Für dieses Projekt hat die Stadt den Glaspalast im Textilviertel vorgesehen. Dort sollen in einer der beiden Hallen bislang nicht gezeigte und eventuell auch neu restaurierte Funde gezeigt werden. Auch im H2, wo die Städtischen Kunstsammlungen normalerweise zeitgenössische Kunst präsentieren, sollen die Römer 2029 eine Rolle spielen. Wie, wird sich zeigen. „Wir sind in den Gesprächen erst am Anfang“, so Kulturreferent Jürgen Enninger.
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