Wie schnell sich ein Fußballprofi in den Vordergrund drängen kann, zeigt dieser Tage Serge Gnabry. Mögen etliche hoch bezahlte Kicker und deren Vereine das olympische Fußballturnier als lästige Randerscheinung, als Nachgang der Europameisterschaft und Störung der Bundesligavorbereitung, empfinden. Dem 21-Jährigen ermöglichen die Spiele in Rio, den Ruf eines ewigen Talents abzulegen.
Mit fünf Treffern für Deutschland hat sich Gnabry bei Olympia in den Fokus der Spielerbeobachter gespielt. Im Viertelfinale gegen Portugal kann der U-21-Nationalspieler am heutigen Samstag das nächste Ausrufezeichen setzen und weiter Eigenwerbung betreiben.
Plötzlich gilt Gnabry als Versprechen, dem Spiel einer Mannschaft Geschwindigkeit auf den Außenpositionen zu verleihen. Diese Art Tempodribbler ist gefragt im modernen Fußball, der sich an defensiver Ordnung und schnellem Umschaltspiel in der Offensive orientiert.
Gnabrys Talent schlummerte lange in der Nachwuchsabteilung des englischen Erstligisten FC Arsenal, mit 16 Jahren hatte der gebürtige Stuttgarter den Schritt dorthin gewagt, mit 17 Jahren debütierte er in der Premiere League. Allerdings ohne danach den Durchbruch zu schaffen. Mit seinen beherzten Auftritten und Toren bei Olympia hat Gnabry seine Karriere nun immens beschleunigt.
Bundesligisten interessieren sich für den Spieler, wollen ihn verpflichten oder zumindest leihen. Werder Bremen, VfL Wolfsburg, Hertha BSC Berlin oder FC Augsburg. Etlichen Klubs wird nachgesagt, über ein Engagement Gnabrys nachzudenken. Ernsthaft steigt nach Medienberichten nun Berlin ein.
Dessen Trainer Pál Dárdai wünscht sich Geschwindigkeit auf den offensiven Außenpositionen. Erster Anwärter für die Berliner Planstelle bisher: Alexander Esswein. Der Vertrag des 26-Jährigen beim FC Augsburg läuft im Sommer 2017 aus. Esswein und Hertha sollen sich längst einig sein, den Transfer verhindert bisher die Höhe der Ablösesumme. FCA-Manager Stefan Reuter soll rund vier Millionen Euro für Esswein fordern, Hertha-Manager Michael Preetz will nicht mehr als zwei Millionen bezahlen.
Weil die Verhandlungen des Esswein-Deals sich hinziehen, scheinen sich die Berliner nach Alternativen umzusehen – und sind auf jenen Serge Gnabry gestoßen. Sein Vertrag beim FC Arsenal läuft im Sommer 2017 aus. Arsenal will den Kontrakt verlängern, Gnabry wird sich jedoch Optionen offen halten. Eine davon dürfte ein Wechsel in die Bundesliga sein. Platzt der Esswein-Wechsel nach Berlin, könnte sich Gnabry Hertha anschließen. Werden sich Reuter und Preetz hingegen einig, könnte Gnabry im Gegenzug für den FCA interessant werden.
Den FCA verlassen könnte demnächst Daniel Opare. Die Positionen des linken und rechten Außenverteidigers hat der Bundesligist mehrfach besetzt, und in der vergangenen Saison hat der Ghanaer kaum Einsatzzeiten erhalten. Englische Erst- und Zweitligisten sollen an einer Verpflichtung interessiert sein. Der FCA würde ihn wohl sogar ablösefrei ziehen lassen.