Jetzt ist es amtlich: der Rechtsstreit um die Regelverstöße des Fußball-Regionalligisten TSV Schwaben Augsburg geht in die nächste Runde und beschäftigt jetzt das Schiedsgericht des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV), das organisatorisch am Oberlandesgericht Nürnberg angegliedert ist. „Es sind bisher Einsprüche von zwei Vereinen eingegangen“, bestätigte die Pressesprecherin des OLG auf Anfrage unserer Redaktion. Dabei handele es sich um Türkgücü München und den 1. FC Schweinfurt 05.
Einsprüche werden jetzt an die Beteiligten weitergeleitet
Diese Einsprüche werden jetzt beim Oberlandesgericht organisatorisch behandelt, bekommen ein Aktenzeichen und werden dann weitergeleitet. Danach werden alle Beteiligten des Verfahrens vom ständigen Schiedsgericht gehört. Dort fungiert der Präsident der Rechtsanwaltskammer Nürnberg, Dr. Uwe Wirsching, als Vorsitzender. Wann die Fälle behandelt werden, steht bisher nicht fest. Einige Wochen werden aber wohl vergehen. Die Entscheidung des Schiedsgerichts ist normalerweise bindend. Die Vereine in der Regionalliga haben sich bei der Teilnahme verpflichtet, das Schiedsgericht als finale Instanz anzuerkennen, wie der BFV mitteilte.
Wie bereits berichtet, hatte das Sportgericht des BFV den TSV Schwaben Ende 2024 für vier Verstöße gegen die U23-Regelung der Regionalliga-Ordnung bestraft. Die Siege der Schwaben gegen Eintracht Bamberg (2:0), den 1. FC Schweinfurt 05 (4:3), Türkgücü München (3:1) und den SV Wacker Burghausen (3:2) waren damals nachträglich mit 0:2 gewertet worden, zudem hatte der Verband dem Verein eine Geldstrafe in Höhe von insgesamt 800 Euro auferlegt. Ende Februar kassierte das Verband-Sportgericht diese Spielwertungen wieder ein, nachdem es der Berufung des TSV Schwaben Augsburg, vertreten durch die renommierte Sportrechtsanwaltskanzlei Schickhardt aus Ludwigsburg, in Teilen stattgegeben hatte.
Urteil nimmt Einfluss auf den Abstiegskampf und das Titelrennen in der Regionalliga Bayern
Sowohl im Abstiegskampf als auch im Titelrennen der Regionalliga könnte die Entscheidung durchaus Auswirkungen haben. Tabellenschlusslicht Türkgücü (16 Punkte) und der Vorletzte Eintracht Bamberg (18 Punkte) könnten ihren Rückstand auf das rettende Ufer, dort steht derzeit Viktoria Aschaffenburg (27 Punkte), etwas verkürzen. Tabellenführer Schweinfurt (52 Zähler) würde seinen Vorsprung auf Verfolger SpVgg Bayreuth (45 Zähler) um drei Punkte ausbauen. Was aber für Türkgücü und Bamberg noch viel entscheidender wäre: Aufsteiger Schwaben, der derzeit mit 30 Zählern gesichert im Mittelfeld steht, würde plötzlich mit nur noch 18 Zähler wieder mitten im Abstiegskampf stecken.
Unmut beim Tabellenführer 1. FC Schweinfurt ist besonders groß
Der Unmut bei den vier Vereinen ist groß. Besonders groß ist er beim 1. FC Schweinfurt, weil die Franken 2018 für einen Verstoß gegen die gleiche U23-Regelung aus dem BFV-Pokal geworfen wurden. Schweinfurt hatte eigentlich gegen die Würzburger Kickers gewonnen. Der Sieg wurde den Schweinfurter aber aberkannt. Zwar habe man „vollstes Verständnis“ für die Situation der Augsburger und wolle ihnen auch nicht das Interesse an der Jugendförderung absprechen, dennoch halte man die Regel in ihrer jetzigen Form „grundsätzlich für sinnvoll“. Man sei aber der Meinung, dass sich alle Vereine an diese Regeln halten müssen, um einen wichtigen Beitrag zur Jugendförderung zu leisten, erklärte Schweinfurts Geschäftsführer Markus Wolf in einem öffentlichen Statement. Die Unterfranken fühlen sich ungerecht behandelt, weil in ihrer damaligen Urteilsbegründung zwingend von einer Spielwertung geschrieben wurde, genauso dies jetzt aber anders gesehen wird.
1. FC Schweinfurt moniert die Rolle der Anwaltskanzlei Schickhardt
Was Schweinfurt noch ärgert: Würzburg wurde damals von der Kanzlei Schickhardt vertreten und bekam Recht. Jetzt bekam sie vor dem Verbandsgericht als Schwaben-Vertreter auch Recht, nur mit der genau entgegengesetzten Argumentation. „Es entsteht der Eindruck, als habe die Partei die besten Chancen auf einen Erfolg vor den Sportgerichten des BFV, welche sich der Sportrechtskanzlei aus Ludwigsburg bedient“, monierte Wolf.
TSV Schwaben Augsburg spielt gegen Eintracht Bamberg
Zunächst steht aber nun der Sport wieder im Vordergrund. Da kommt es am Samstag (14 Uhr/Rosenaustadion) zum brisanten Duell der Schwaben gegen Eintracht Bamberg.
Schweinfurt kommt Türkgücü bei Spielverlegung nicht entgegen
Das Spiel von Türkgücü München gegen die Schweinfurter musste hingegen abgesagt werden, weil die Münchner auf keine der im Zulassungsverfahren zur Teilnahme an der Regionalliga Bayern als uneingeschränkt verfügbar gemeldeten Spielstätten zurückgreifen konnten. Eine Spielverlegung stimmten die Schweinfurter nicht zu. Jetzt hat das Sportgericht das Sagen. Die gemeinsamen Streiter in Sachen Schwaben sehen sich dort als Gegner wieder.
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