Sie arbeiten weitestgehend im Verborgenen – doch ihre Worte bewegen ganze Fangemeinden. Ob brandheißes Transfer-Update oder selbstironischer Kommentar – mit Herzblut und sportlicher Expertise prägen sie die Online-Welt der Sportfans. Vielleicht lesen auch die Vereinsbosse mit, denn an den Accounts zeigt sich, was die Augsburger Fanseele bewegt. Das sind die vier einflussreichsten Sport-Blogger der Stadt: „Denis1907“, „Zirbelnews“, „Kirchi FCA News“ und die Augsburger „Spezipanther“.
Der größte FCA-Fanblog heißt Denis1907
Denis Sadikovic, der den größten Account betreibt, verkörpert die Geschichte eines FCA-Romantikers. Aufgewachsen am Rosenaustadion, erlebt der 34-Jährige die Wandlung eines Regionalligisten zum Bundesligaverein mit. 2022 gründete er einen Youtube-Kanal, um FCA-Fans eine Plattform zu bieten. „Ich wollte den anderen zeigen: Da ist einer, der ist wie wir“, erklärt Sadikovic.
Über 570 Videos später hat er rund 4.000 Abonnenten gewonnen. Sein Mix aus fußballerischer Expertise und leidenschaftlicher Hingabe kommt an. Sadikovic analysiert sämtliche Partien mit Statistiken und Kaderdetails, erstellt Vor- und Nachberichte und organisiert bei besonderen Anlässen auch mal digitale Fan-Talks. Dabei lässt er nicht selten seinen Emotionen freien Lauf. Nach dem überraschenden 5:2-Auswärtssieg in Heidenheim letzte Saison rief er ins Mikrofon: „Ja, meine Freunde, was für ein wunderschöner Sonntagabend, um FCA-Fan zu sein! Ich bin so unendlich glücklich!“ Sein Ziel, eine Community aufzubauen, hat er längst erreicht. Unter seinen Videos sammeln sich häufig Dutzende Kommentare.
Er steckt hinter Zirbelnews
Fast gleichzeitig mit Sadikovic trat Jakob Kort auf die Bühne der Augsburger Sportöffentlichkeit. Der 20-jährige Sportjournalismus-Student gründete den Instagram-Blog Zirbelnews. „Ich wollte das, was ich herausgefunden habe, den anderen mitteilen“, erklärt der FCA-Fan. Seine Stärken liegen in prägnanten Updates und eigenen Recherchen. So stellte er kürzlich fest, dass der FCA bei 168 Ecken nur zwei Tore erzielen konnte. Und auch sein Angebot kommt an: Über 2.800 Leute lesen mit. „Dass es größer wird, macht natürlich Spaß“, erzählt der 20-Jährige.
Informationshäppchen für die FCA-Welt auf Twitter
In der Welt der kurzen Nachrichten ist es Max Kirchi, der den Informationsdurst der Augsburg-Fans stillt. Auf X (ehemals Twitter) informiert er mit dem Kanal „Kirchi FCA News“ ein Publikum von rund 2.500 Usern über alles, was die FCA-Welt bewegt. Kirchi postet gerne Transfergerüchte oder knappe, humorvolle Kommentare – häufig während der Spiele. Als zum Beispiel ein TV-Kommentator den Senkrechtstarter Alexis Claude-Maurice mehrmals versehentlich „Claude-Michel“ nannte, schlug der 23-Jährige seiner Gefolgschaft ein Trinkspiel vor: bei jedem „Michel“ einen „Kurzen“.
Zu seinen größten Errungenschaften zählt die Petition von Major Tom. Der Augsburger wollte das Lied in den deutschen Stadien hören und sammelte dafür rund 70.000 digitale Unterschriften. Danach erwähnte der Schlagerstar Peter Schilling mehrmals seinen Blognamen und sprach ihm seinen Dank aus. „So etwas bleibt ewig“, freut sich Kirchi. Wie auch Jakob Kort und die Spezipanther möchte er weitestgehend anonym bleiben.
Spezipanther machen auf Instagram Therapie für Eishockeyfans
„Dass wir mal als Fan-Blogger bezeichnet werden, stand nun wirklich nicht auf unserer Liste für 2024“, schreiben die Spezipanther auf Anfrage unserer Redaktion. „Wir sind eine kleine, aber feine Meme-Manufaktur, bestehend aus 2 bis 12 Mitgliedern.“
Ihr Talent besteht darin, die Augsburger Panther auf scharfsinnige Art und Weise durch den Kakao zu ziehen. Das tun sie, indem sie spielerisch verschiedene Bilder, Texte und Videos übereinanderlegen (Memes genannt). So formulierten sie etwa in einem kürzlich erschienenen Beitrag die Frage: „Ihr könnt doch nicht 3 mal hintereinander absteigen?!“. Als Antwort spielten sie einen Videoschnipsel von Thomas Gottschalk aus, in dem er ruft: „Bremsen Sie bitte ihren Beifall (...) und ich sage: Top, die Wette gilt!“.
Die Spezipanther lieben es auch AEV-Kontrahenten mit Falschnachrichten zu veräppeln. So lernen ihre Abonnenten zum Beispiel, dass „Ingoldorf“ zu den schlimmsten Siedlungen Bayerns gehöre, dass das Stadion der Nürnberger Ice Tigers in Wahrheit eine „Klatschpappenhalle“ ist und Red Bull München – der „Dosenclub“ – in einem „Hort des Teufels“ spielt (gemeint ist die Arena „SAP-Garden“).
900 Mitleidende folgen dem Spezipanther
„Der Account ist Teil unserer Bewältigungsstrategie“, antworten die Macher der „Meme-Manufaktur“. „Die unfassbaren Schmerzen der beiden Abstiege wären für uns ohne Galgenhumor nicht zu ertragen gewesen (…). Auch wenn wir uns teils sehr plumpen Humor bedienen, wollen wir viele Aspekte des Eishockey-Fandaseins abbilden.“
Die unfassbaren Schmerzen der beiden Abstiege wären für uns ohne Galgenhumor nicht zu ertragen gewesen
Spezipanther, AEV-Fanseite und Memeaccount auf Instagram
Wo sie den AEV in einem Jahr sehen, könne das Kollektiv nicht genau sagen. „Das gesunde Einschätzungsvermögen ist uns in den letzten Jahren abhandengekommen“. Eins möchte das Kollektiv noch loswerden: „Gerüchten zufolge warten die Spezipanther noch immer auf ein unterschriebenes Ryan Kuffner Trikot“. Der ehemalige Eishockeyspieler ist in deren Augen nämlich ein „Ehren-Spezi-Panther“. Bei fast 100 Therapie-Beiträgen und über 920 Followern ein vielleicht gar nicht so unverschämter Wunsch.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden