Mit unserer Reihe „Augsburger Anekdoten“ erzählen wir kleine Geschichten mitten aus dem Leben unserer großen Stadt.
Fahrendes Kosmetikstudio. Erst platziert die junge Dame einen kleinen Spiegel auf der Ablage neben ihrem Sitz in der Straßenbahn. Dann folgt flüssiges Make-up, das Lidschatten-Set in gedeckten Farben, die Wimperntusche und schließlich noch die Wimpernzange. Zweimal kurz auf die Wangen geklopft und los geht‘s: Das fahrende Kosmetikstudio nimmt seinen Betrieb auf. Gut, dass das Ziel der jungen Frau einige Stationen entfernt liegt. So bleibt genügend Zeit. Weil es draußen noch dunkel ist, dient am Ende die Scheibe der Straßenbahn als großer Spiegel und letzte Kontrollinstanz. Kurz einen Schmollmund gezogen, den Kopf hin und her gedreht - passt. Das Make-up für das nächste Selfie sitzt.
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Hoffnung zu verschenken. Jahrelang alles probiert: Shampoo mit Koffein-Zusatz, Färbemittel, Kopfmassage. Doch irgendwie scheint alles nichts geholfen zu haben. Jedenfalls hat jemand seine Haarpflegemittel in der Augsburger Altstadt „ausgesetzt“. Trägt er jetzt elegantes Grau? Hat er sich für eine Glatze entschieden? Oder hat er neue, bessere Produkte gefunden? Wir können nur spekulieren. Eines aber ist sicher: Älter werden wir alle. Zumindest ein kleiner Trost.

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Gefiederter Hausbesetzer. „Weggegangen, Platz gefangen“ - man kennt diesen Spruch. Ein anderer würde in diesem Fall auch passen: „Sich ins gemachte Nest setzen“. Der Graureiher, der seit Kurzem hoch oben über der Zoomauer wohnt, hat die Gelegenheit genutzt und sich in einem verlassenen Storchennest niedergelassen. Augsburgs Storchenexperte Gerhard Mayer beobachtet den jungen Vogel seit einigen Wochen - doch er ahnt, dass der gefiederte Hausbesetzer bald weichen muss. Denn bald kommen die Wildstörche aus ihrem Winterquartier zurück, sie beziehen dann wieder ihre gewohnten Horste. „Der Reiher muss seinen Lieblingsplatz räumen, sonst gibt es Hiebe“, prophezeit Mayer. Wir sind gespannt, wo er es sich dann bequem macht. Wir schlagen den Perlachturm vor. Dort wird bald das Dach abgehoben, die Turmstube wäre dann frei zugänglich...

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Sicher verstaut. Augsburger sind ordentliche Menschen. Sie halten sich an Vorschriften. Gut, manchmal radelt jemand durch die Fußgängerzone, was natürlich nicht erlaubt ist. Kommt aber sehr, sehr selten vor. Manchmal, letztes Jahr, fuhr auch jemand in die Maxstraße, obwohl die damals an einem großartigen Fußgängerzonenversuch teilnahm. Das kam aber noch seltener vor. Aber nie, überhaupt nie würde ein Augsburger sein Mofa an einem Verkehrsschild festmachen, wenn das nicht erlaubt ist. Aber gegen ein kleines Kinderrad, so ganz ohne Kette und Motor und Licht und einfach ohne alles, gegen sowas kann doch nichts sprechen oder? Also hoch oben aufgehängt am Verkehrsschild und (kinder-)sicher verstaut. Ordentliche Augsburger!

Apropos Graureiher . . . ist hier im Ries auch "passiert" - ABER die Familie der Reiher hat erfolgreich gebrütet. Die Störche waren die Verlierer und mussten sich einen neuen Sitz aussuchen bzw. bauen . . .
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