
Augsburg wird in den kommenden Jahren weiter wachsen, aber moderater als bisher. Während Mitte der 2010er Jahre die Bevölkerung um etwa 5000 Köpfe pro Jahr wuchs, wird es bis 2033 auf ein deutlich gebremsteres Wachstum hinauslaufen. Das Landesamt für Statistik geht dann in etwa von 313.000 Einwohnern aus. Zuletzt hatte Augsburg um die 300.000 Einwohner. Treiber wird weiterhin Zuwanderung aus Deutschland und dem Ausland sein. In der Vergangenheit speiste sich das Wachstum stark aus Zuwanderung aus Südosteuropa. Würde man nur Geburten und Todesfälle berücksichtigen, wäre Augsburg laut städtischem Statistikamt eine schrumpfende Stadt. Zunehmen wird in Augsburg bis 2033 am stärksten der Anteil der 60- bis 75-Jährigen (von 47 auf 52 Prozent). Perspektivisch wird in der Altersgruppe der über 75-Jährigen ein deutliches Wachstum auf 37 Prozent im Jahr 2041 prognostiziert. Zum Vergleich: 2001 lag der Anteil der betagten Altersgruppe bei 23 Prozent.

In Augsburg ist es in den vergangenen Jahren schon enger geworden - die Zeiten, als noch großflächig Einfamilienhaus-Neubaugebiete ausgewiesen wurden, sind vorbei. Inzwischen gibt es fast nur noch Neubaugebiete mit Mehrfamilienhäusern. Und generell ist die Frage: Entstehen genug Wohnungen, damit die neu nach Augsburg kommenden Menschen irgendwo unterkommen? Das Stadtplanungsamt geht davon aus, bis Ende des Jahrzehnts Bebauungspläne mit dem Volumen von etwa 7000 Neubauwohnungen fertiggestellt zu haben. Auf dem Papier sieht das also gar nicht so schlecht aus, wenn man von einer durchschnittlichen Zweier-Belegung einer Wohnung ausgeht. Doch wie flott angesichts der momentanen Flaute im Neubausektor tatsächlich gebaut wird, vermag niemand zu sagen. Und auch die Preisfrage wird sich stellen: Während die Kaufpreise zuletzt minimal nach unten gingen, stiegen die Mieten. Dass Mieten wieder sinken, ist bei anhaltendem Zuzug so gut wie ausgeschlossen.

Der Migrationsanteil ist vor allem bei den jungen Augsburgern hoch und steigt. An den Grundschulen liegt er bei 68,3 Prozent, im Schuljahr 2021/2022 waren es 66,4 und ein Jahr zuvor 65,7. Im Gesamtdurchschnitt ist der Anteil der Augsburger, deren Wurzeln im Ausland liegen, geringer: Laut städtischem Statistikamt leben derzeit 25,5 Prozent Ausländer und 23,6 Prozent Deutsche mit Migrationshintergrund in der Stadt. Somit haben rund 49 Prozent der Einwohner Migrationshintergrund. Wie sich der Anteil in den kommenden Jahren entwickelt, sei kaum vorhersagbar. "Aufgrund der nicht vorausberechenbaren Entwicklung von Fluchtbewegungen werden seit Längerem keine Prognosen mehr zu Personen mit Migrationshintergrund erstellt", so das Statistikamt. Auch der Einbruch beim Wohnungsbau habe womöglich Auswirkungen aufs Zuzugsverhalten. Nach Einschätzung der Statistiker werde die Zuordnung „Migrationshintergrund“ allgemein in Zukunft an Aussagekraft verlieren.

Die Stadt überarbeitet gerade das Leitbild für ihre Mobilitätspolitik aus den 1990er Jahren. Erreichbarkeit ist weiter wichtig, eine lebenswerte Stadtgestaltung und der Klimaschutz haben aber an Bedeutung gewonnen. Die Augsburger würden auch in zehn Jahren noch viel unterwegs sein, glaubt Baureferent Steffen Kercher, allerdings speziell in der Innenstadt weniger mit dem eigenen Auto und mehr mit Sharing-Fahrzeugen, dem Rad, dem Nahverkehr oder zu Fuß. Womöglich werde das erste Stadtwerke-Ruftaxi (Swaxi) in zehn Jahren vollautonom unterwegs sein. Bei den Autos werde der Anteil des E-Antriebs steigen und vor allem von denen genutzt werden, die aus dem Umland oder vom Stadtrand in die Stadt müssen. Konkrete Projekte sollen bis 2026 entwickelt werden. In der Vergangenheit änderte sich das Mobilitätsverhalten der Augsburger aber nur minimal. Aktuell legen die Augsburger 51,5 Prozent aller anfallenden Wege-Kilometer innerhalb der Stadt mit dem Auto zurück, 20,7 Prozent mit dem Nahverkehr, 18,2 Prozent mit dem Rad und 9,5 Prozent zu Fuß. Ein selbst gestecktes Ziel zur Steigerung des Radverkehrsanteils verpasste die Stadt vor einigen Jahren.

Nicht selten wird Augsburg als das Armenhaus Bayerns tituliert, historisch begründet mit dem hohen Anteil an Industriearbeitern mit geringer Rente. Nach der Armutsgefährdungsquote, dem Anteil der Bevölkerung, dessen Einkommen unterhalb der Armutsgefährdungsschwelle liegt, lag Nürnberg im Jahr 2022 mit 23,8 knapp vor Augsburg mit 23,4 Prozent. Sozialreferent Martin Schenkelberg (CSU) bestätigt den Trend, dass die Zahl der Seniorinnen und Senioren, die Leistungen wie Wohngeld oder Grundsicherung in Anspruch nehmen, steigt. Derzeit beträgt sie sechs bis neun Prozent. Prognosen seien schwierig, weil hier Faktoren wie die demografische Entwicklung, globale Krisen und die konjunkturelle Entwicklung ausschlaggebend seien. Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle (CSU) betont, dass die Entwicklung der Anzahl an Beschäftigten positiv sei und der Anteil von höher Qualifizierten steige. Ziel sei es, dass Arbeitsplätze in den Betrieben gesichert und neu geschaffen werden.

Die Anzahl der älteren Augsburger und damit zum Teil auch pflegebedürftigen Personen wird in den kommenden Jahren zunehmen: Das Sozialreferat hat Prognosen, wonach bei den Pflegebedürftigen ab 65 Jahren bis 2030 eine Zunahme von 1.100 Personen zu erwarten ist. Im Zeitraum von 2030 bis 2040 wird eine weitere Zunahme um 1.800 pflegebedürftige Personen prognostiziert. Dieser Prognose liegen Zahlen des Landesamts für Statistik zugrunde: Demnach waren Ende 2022 in Augsburg 38.644 Personen zwischen 65 und 80 Jahren alt. Bis 2030 wird erwartet, dass diese Gruppe um rund 7.000 Personen wachsen werde. Die Augsburger in der Altersgruppe 80 und älter werden um etwa 500 Personen zunehmen. Berechnungen zufolge müssten laut Sozialreferat bis zum Jahr 2033 rund 400 neue Arbeitskräfte in der Pflege gewonnen werden. Ein Patentrezept, wie das in Zeiten des Fachkräftemangels klappen kann, gebe es nicht. Man setze auf Rückgewinnung von Pflegekräften, die den Beruf verlassen haben, Anwerbung über Social Media, gesellschaftliche Anerkennung des Pflegeberufs und unter anderem einem Ausbau der Ausbildungsmöglichkeiten.

Die Kinder, die in zehn Jahren einen Kita-Platz brauchen, sind noch nicht geboren, was Prognosen schwierig macht. Bildungsreferentin Martina Wild (Grüne) betont, dass man aber Instrumente geschaffen habe, um den Bedarf an Kitas und Schulen besser planen zu können. Das Schaffen neuer Kita-Plätze sei im Übrigen nicht das Problem. "Wir haben von 2020 bis 2023 insgesamt 1757 Plätze geschaffen und werden das Angebot auch in den nächsten zehn Jahren massiv ausbauen", sagt Wild. Problematisch sei vielmehr der Fachkräftemangel. Wild betont, dass es einen Schulterschluss mit Freistaat und Bund brauche. "Von Seiten des Freistaates kamen nun die ersten positiven Meldungen für eine Bezahlung der Ausbildung von Kinderpflegerinnen und Kinderpflegern – eine Forderung, die ich mehrfach aufgestellt hatte", sagt sie. Die Aufgabenstellung sowohl im Kita- als auch im Schulbereich sei für die Stadt "massiv". In Verbindung mit dem demografischen Wandel und dessen volkswirtschaftlichen Folgen müssten die Bildungschancen erhöht werden - dieser Aspekt werde noch zu wenig beachtet.

Geht es nach der Alt-Augsburg-Gesellschaft, wird die Innenstadt in zehn Jahren deutlich grüner aussehen. "Stadtreparatur", nennt das der Vorsitzende Sebastian Berz. Die Idee ist, Denkmalschutz mit der durch den Klimawandel erforderlichen Begrünung der Innenstadt zu verbinden. Für den Rathausplatz schlägt Berz' Verein vor, eine Baumreihe entlang der Stadtverwaltung zu pflanzen. Größere Bäume sollen zudem an der Platzkante entlang der Philippine-Welser-Straße entstehen. Die Stadt will die Idee mit einer Machbarkeitsstudie untersuchen. Schwieriger gestaltet sich die Situation in der Maximilianstraße. Hier schlägt die Alt-Augsburg-Gesellschaft Begrünungen in Anlehnung an historische Stiche vor. Bäume und sandige Flächen auf Höhe des Harterhauses. Eine schmale Allee mit Sitzbänken mittig in der Maximilianstraße gelegen vom Peaches bis zum Bürgerhaus in der Maximilianstraße 87. Rasenfläche auf dem Ulrichsplatz. Problem nur: Für die Begrünungen müssten die Straßenbahngleise entfernt werden. Auch Hallstraße und Predigerberg sollten laut Berz mit Bäumen versehen werden.

Die Zahl der Arbeitsplätze im produzierenden Gewerbe, dem Schwerpunkt der Wirtschaftsregion, wird tendenziell sinken, gleichzeitig werden die Jobs viel anspruchsvoller sein, wagt Matthias Köppel, Leiter Standortpolitik der IHK Schwaben, einen Ausblick. Die Wertschöpfung des produzierenden Gewerbes bleibe dabei konstant. "Die Industrie wird auch in Zukunft das Fundament für den Wohlstand in der Region bleiben." Große Veränderungen in nahezu allen Branchen sieht Köppel in der künstlichen Intelligenz - mit Effekten auch für den Verbraucher. "Bei vielen Dienstleistungen werden wir uns daran gewöhnen müssen, dass uns zunächst die künstliche Intelligenz weiterhilft." Unternehmen, die in Forschung und Entwicklung investieren, würden mit Innovationen belohnt, die sich in der Zukunft auszahlen. Da die Standortkosten weiterhin hoch sein werden, werde der klare Fokus auf Produkten mit hoher Marge, also High-Tech-Produkten, liegen. Margenschwache Produkte werden dagegen in der Region nicht mehr darstellbar sein.

Seit nunmehr 14 Jahren stehen die Flächen in der Annastraße, in der einst Woolworth zu Hause war, leer. Erbbaurechtsnehmerin dieser Immobilie ist die Naxos Grundbesitz KG, die wiederum zu Peek & Cloppenburg gehört. In all den Jahren gab es verschiedene Pläne, wie die Immobilie wiederbelebt werden könnte - von der Ansiedlung eines Hotels bis zum Umzug von Peek & Cloppenburg aus der Bahnhof- in die Annastraße. Passiert ist nichts und dieser Zustand wird weiter anhalten. Eine Sprecherin von Naxos sagt, man sei weiter bestrebt, tragfähige Konzepte zu entwickeln, die finanzierbar seien. Aber: "Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es noch keine finalen Stände, die vorgestellt werden können". Weil Naxos Erbbaurechtsnehmerin sei, sei ein Verkauf der Immobilie nicht möglich, aber auch nicht angedacht. Man darf sich also weiter in Gedankenspielen verlieren, wie Augsburgs bekanntester Leerstand wohl in zehn Jahren aussehen wird.

Augsburg wird zu den sichersten Großstädten Deutschlands gezählt. Bleibt das so? "Auch wenn ein Blick in die Glaskugel für die Beantwortung hilfreich wäre, schauen wir sehr positiv in die Zukunft", meint Polizeisprecher Markus Trieb. In den letzten zehn Jahren habe man einen kontinuierlich leichten Rückgang der Gesamtkriminalität registriert. "Aktuell sehen wir keine Anzeichen, die gegen eine weiterhin positive Prognose sprechen würden." Natürlich bedeute eine wachsende Bevölkerungszahl für die Polizei eine Zunahme an Aufgaben und Herausforderungen. Im Polizeipräsidium Schwaben Nord sieht man sich dafür gut gewappnet. Denn die Zahl der Beamtinnen und Beamten sei gestiegen und solle weiter steigen. Weitere Weichen für die Zukunft habe das Präsidium gestellt, sagt der Sprecher. "Etwa die Zusammenlegung der Polizeiinspektionen 5 und 6 zur PI Augsburg West sowie die Etablierung einer eigenen Einsatzhundertschaft mit Sitz in Augsburg." Auch sei die Neustrukturierung der Kriminalpolizei eine Ausrichtung in die Zukunft. Als Herausforderungen in den kommenden Jahren sieht die Polizei weiterhin Kinder- und Jugendkriminalität, die sich wohl auch durch die Coronapandemie negativ entwickelt habe und den Bereich Cybercrime.