In Augsburg ist die Zahl der Straftaten in 2024 im Vergleich zum Vorjahr leicht nach oben gegangen. Waren es in 2023 noch insgesamt 20.405 Delikte gewesen, die von den Ermittlern erfasst worden waren, lag diese Zahl im vergangenen Jahr bei 21.096, ein Anstieg von 3,4 Prozent. Wie Polizeipräsident Martin Wilhelm bei der Veröffentlichung der Kriminalstatistik am Mittwoch betonte, sei die Sicherheitslage in Augsburg sowie im nordschwäbischen Raum aber weiterhin „hervorragend“. Augsburg gilt seit Jahren als zweitsicherste Großstadt in Deutschland mit mehr als 200.000 Einwohnern – nach München. Betrachtet man die Zahlen detaillierter, fällt vor allem der erhebliche Anstieg mancher Sexualstraftaten in Stadt und Umgebung auf. Die Polizei hat für die Entwicklung teils eine Erklärung, für manches aber auch nicht.
Wie berichtet, ermittelten die Augsburger Polizisten zuletzt deutlich mehr kinder- und jugendpornografische Delikte als in früheren Jahren. Das liege auch daran, dass es mehr Hinweise aus dem Ausland gebe, sagte Mario Huber, Leiter des Sachgebiets Kriminalitätsbekämpfung im Präsidium am Mittwoch. So werden etwa auf US-amerikanischen Plattformen geteilte kinderpornografische Inhalte an das dortige National Centre for Missing and Exploited Children, kurz NCMEC, gemeldet. Das NCMEC leitet die Vorfälle dann über das BKA an die zuständige Kriminalpolizei in Deutschland weiter, sofern es einen örtlichen Bezug gibt. Im gesamten Zuständigkeitsbereich des Präsidiums, zu dem neben Stadt und Landkreis Augsburg auch die Kreise Aichach-Friedberg, Dillingen und Donau-Ries gehören, gibt es bei den Sexualdelikten einen Anstieg von 32,3 Prozent.
Kriminalität in Augsburg: Polizei verzeichnet 2024 Anstieg der Straftaten
In der Stadt Augsburg selbst blieb die Zahl der Sexualstraftaten sogar relativ stabil; 2024 waren es 424, im Jahr zuvor hatten die Beamten 416 Sexualdelikte erfasst. Allerdings gab es hier im vergangenen Jahr deutlich mehr Vergewaltigungen als zuvor, die Zahl stieg von 35 im Jahr 2023 auf 57 im Jahr 2024. Bei Vergewaltigungen bestehe in aller Regel eine Vorgeschichte zwischen Opfern und Tätern, sagte Mario Huber. Überfallartige Delikte, bei denen eine Frau etwa beim Joggen von einem ihr völlig unbekannten Mann ins Gebüsch gezerrt wird, kommen nur selten vor.

Die Steigerung bei den Sexualdelikten im Präsidiumsbereich sei insgesamt die „auffälligste Entwicklung“, sagte Huber. Belastbare Erklärungsansätze dafür liegen der Polizei bislang nicht vor. Eine mögliche Teilursache neben den internationalen Hinweisen: Man beobachte ein größeres Verständnis für das Thema, ein anderes Anzeigenverhalten; manche Übergriffe seien früher womöglich nicht der Polizei gemeldet worden. Dass Opfer heute früher und schneller Anzeige erstatteten, „begrüßen wir ausdrücklich“, sagte Polizeipräsident Martin Wilhelm.
Polizei in Augsburg zählt weniger Drogendelikte - vor allem bei Cannabis
Drastisch gesunken sind hingegen nach der Statistik die Drogendelikte in der Stadt, wie im gesamten Zuständigkeitsbereich des Augsburger Präsidiums, was aber wenig über tatsächliche Entwicklungen aussagt. Der Rückgang ist auf dem Papier deutlich; die Zahl der Rauschgiftdelikte ging 2024 um 30 Prozent nach unten. Allerdings handelt es sich bei diesem Bereich um sogenannte Kontrolldelikte. Das heißt, die Entwicklung dieser Zahl hängt maßgeblich davon ab, wie oft die Polizisten in dem Milieu kontrollieren. Hinzukommt: Manches, was 2022 und 2023 noch strafbar gewesen war, war 2024 mit dem Cannabis-Gesetz plötzlich legal. Dass vor allem beim Cannabis massiv weniger Delikte erfasst wurden, überrascht also nicht. Wie berichtet, bereitet der Polizei der zunehmende Konsum von Kokain in Stadt und Region Sorgen; hier gab es auch in den erfassten Straftaten eine Steigerung von fast 50 Prozent.
Im Vergleich der vergangenen zehn Jahre ist die Zahl der Gesamtstraftaten im Jahr 2024 in Augsburg leicht überdurchschnittlich, wobei speziell die Daten der Jahre der Corona-Pandemie nur bedingt aussagekräftig sind. Teils gab es laut Statistik auch deutliche Rückgänge, etwa bei den Wohnungseinbrüchen, die in Augsburg um mehr als 23 Prozent sanken, was die Beamten auch auf erhöhten Ermittlungsaufwand und verstärkte Prävention für das Thema zurückführen. Grundsätzlich stellt die Kriminalstatistik den Ermittlungsstand der Polizei dar; längst nicht alle erfassten Fälle stellen sich bei einer gerichtlichen Überprüfung tatsächlich auch als beweisbare Straftat heraus.
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