
Hyundai i30: Der mit dem Golf tanzt

Kommt der bessere Volkswagen bald aus Korea? Hyundai greift mit dem i30 den Klassenprimus VW Golf an. Der Test-Bericht.
Sechs Jahre ist es her, dass sich der damalige VW-Chef Winterkorn auf der IAA äußerst beeindruckt von der Qualität des Hyundai i30 zeigte. „Warum kann’s der?“ fragte der Konzernlenker vor laufender Kamera und hätte den Koreanern keinen größeren Gefallen tun können.
Hyundai misst sich schließlich nicht mehr mit Importeuren aus Asien oder Frankreich, sondern mit dem Klassenbesten: dem Golf. Und dem will der neue i30, der ab sofort erhältlich ist, noch ein Stück näher aufs Blechkleid rücken. Nicht weniger als „the new people’s car“, also der neue Volkswagen, soll der Hyundai werden.
Um dieses Ziel zu erreichen, braucht es vor allem ein gefälliges Design, das vom jungen Single bis zum Rentner-Ehepaar jeden anspricht. Folglich tritt der nunmehr immer viertürige i30 modern, aber ohne große gestalterische Experimente auf. Lieber punktet er mit Fakten: Mit 4,34 Meter Länge übertrifft er die meisten Mitbewerber, bietet einen ordentlichen Kofferraum und fällt innen geräumig aus.
Hyundai i30: Daten, Motor, Preis
Mit Lenkradheizung, großem Touch-Screen und einer induktiven Smartphone-Ladeschale wird der i30 aktuellen Käufer-Vorlieben gerecht. Vollkommenes Wohlfühlambiente verhindern allerdings teilweise unschönes Hartplastik und die Farben: Der Kunde hat die Wahl zwischen einem schwarzen und einem grau-schwarzen Interieur. Beide wirken etwas trist.
Die Nase vorn haben die Koreaner wiederum bei der Serienausstattung: Für 17450 Euro steht der i30 beim Händler. Wer genau diesen Betrag auf den Tisch legt, fährt mit einem 1,4-Liter-Saugbenziner mit 100 PS vom Hof und darf sich über elektrische Fensterheber vorn, Klimaanlage, Tempomat, Fernlichtautomatik, Spurhalteassistent und City-Notbremsfunktion freuen.
Mit allen anderen Motoren bekommt man noch mehr Extras ab Werk: Der 1,6-Liter-Diesel mit 95 oder 110 PS und der 120 PS starke, turbogeladene Dreizylinder-Benziner starten erst in der zweiten von fünf Ausstattungslinien und der stärkste Selbstzünder (136 PS) sowie der neue, 1,4-Liter-Turbo sind sogar nur ab der dritthöchsten Version erhältlich. Serienmäßig oder optional gibt es dazu Schmankerl wie Verkehrszeichenerkennung, Voll-LED-Scheinwerfer oder einen Abstandstempomat. Jedoch ziehen dann auch die Preise an: Für den neuen 140-PS-Benziner ruft Hyundai 22350 Euro auf. Zum Vergleich: Ein etwas stärkerer Golf startet – mit weniger Ausstattung – bei 24.125 Euro.
Hyundai i30 bald auch als Kombi
Zum flotten Flitzer wird der i30 allerdings selbst mit dem derzeitigen Topmotor nicht: Zwar ist er für den Stadtverkehr mehr als flink genug, doch jenseits des Ortsschildes wirkt er etwas gemütlich. Gerade so schaffen es die 242 Newtonmeter Drehmoment, die Hunderter-Marke in unter neun Sekunden zu reißen, und das nur, wenn der Fahrer die sechs Gänge händisch verwaltet. Mit optionalem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe verlängert sich der Standardsprint auf 9,2 Sekunden; damit fährt der i30 den meisten Mitbewerbern hinterher. Der Normverbrauch liegt mit rund fünfeinhalb Litern im oberen Klassendurchschnitt.
Mehr Fahrspaß verspricht die N-Version, die ab der zweiten Jahreshälfte mit mindestens 250 PS gegen die GTI dieser Welt antritt. Dass der Unterbau dieser Leistung gewachsen ist, merkt man schon jetzt: Zwar ist der i30 grundsätzlich komfortabel ausgelegt, doch verdaut das Fahrwerk auch sportlichere Richtungswechsel ohne Murren.
Dazu tragen sowohl die knapp 30 Kilogramm bei, die der Koreaner gegenüber seinem Vorgänger abgespeckt hat, als auch die höhere Karosseriesteifigkeit. Außerdem arbeitet die Lenkung spürbar direkter und macht schon jetzt Lust auf die erste Ausfahrt mit der N-Version.
Das Sportmodell bleibt übrigens nicht die einzige Erweiterung der i30-Familie: Schon im März debütiert auf dem Genfer Autosalon der noch geräumigere Kombi und Anfang 2017 will Hyundai mit dem Fastback einen Ableger auf den Markt bringen, dem die Konkurrenz momentan kaum etwas entgegenzusetzen hat: ein sportliches viertüriges Fließheck-Modell.
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