13-jähriges Mädchen schlafwandelt barfuß kilometerweit
Eine Schlafwandlerin hat im Unterallgäu die Polizei beschäftigt. Eine Experte erklärt, was hinter den mitunter bizarren Handlungen von Schlafwandlern steckt.
Barfuß und nur leicht bekleidet ist ein 13-jähriges Mädchen in der Nacht zum Donnerstag durch die Straßen eines Ortes im Landkreis Unterallgäu geschlafwandelt. Beunruhigte Bürger informierten die Polizei, die sich daraufhin auf die Suche nach dem Mädchen machte. Als die Beamten eintrafen, hatten die Eltern, die von der Neigung zum Schlafwandeln ihrer Tochter wussten, das Mädchen bereits wohlbehalten wieder gefunden. Die Polizei sprach von einem „vermutlich kilometerweiten“ Spaziergang, den die 13-Jährige unternommen habe.
Nach Schätzungen von Wissenschaftlern sind rund vier Prozent aller Erwachsenen Schlafwandler, bei Kindern im Alter von zehn Jahren sind es sogar mehr als 13 Prozent. Die typische Zeit fürs Schlafwandeln sei der Übergang vom ersten Tiefschlaf in die erste Traumschlafphase, also etwa ein bis eineinhalb Stunden nach dem Einschlafen.
„Schlafwandeln ist in aller Regel Ausdruck einer Reifungsstörung der Schlafarchitektur, die sich bei den meisten Betroffenen im Laufe der Pubertät wieder verliert“, erklärt Dr. Alfred Wiater, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin. Grundsätzlich handle es sich dabei um kein besorgniserregendes Problem, das größte Risiko liege in der Gefahr der Selbstgefährdung.
Aus dem Fenster springen, in den Schrank pinkeln - was Schlafwandler alles tun
„Beim Schlafwandeln vermischen sich Elemente des Aufwachens mit der Tiefschlafphase, was zu bizarren Handlungen führen kann. Hier gibt es Fälle von Personen, die aus einem Fenster springen, auf die Straße und vor ein Auto laufen oder in den Schrank urinieren“, weiß Wiater.
Um Gefahren auszuschließen, sei es wichtig, die Umgebung der Schlafwandler entsprechend abzusichern. Wenn die Betroffenen bereits „in Aktion“ getreten sind, sollten sie, wenn möglich nicht geweckt werden, da sie sonst unbewusst aggressiv reagieren könnten. Wiater empfiehlt: „Man sollte die Personen vorsichtig zurück ins Bett bringen, ohne sie groß anzusprechen.“
Bei Erwachsenen kann Schlafwandeln auch eine neurologische Erkrankung zugrunde liegen, die abgeklärt werden sollte. Für Personen, die sehr häufig, also jede oder jede zweite Nacht schlafwandeln, gibt es auch die Möglichkeit einer psychologischen Therapie, in der verschiedene Vermeidungsstrategien gelernt werden. (mit dpa)
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