18 Vorstrafen: Was wir über den Messerstecher von Nürnberg wissen
Nach den Messerattacken auf drei Frauen in Nürnberg sind sich die Ermittler sicher, den Täter geschnappt zu haben. Der 38-Jährige ist für die Polizei kein Unbekannter.
Er spaziert die Straße entlang. Es ist Freitag, der 14. Dezember. Um 9.49 Uhr fällt er einer Polizeistreife auf. Im Kopf haben die Beamten der Inspektion Nürnberg-West eine Täter-Beschreibung: Gesucht wird eine männliche Person, mittelblonde Haare, etwa 30 Jahre alt, 1,75 bis 1,80 groß, helle Hautfarbe, normale Figur. Die Streife hält und spricht den Mann an. Sie durchsuchen den Verdächtigen, der keine schlüssigen Angaben macht, wohin er geht, woher er kommt und wo er wohnt. Bei ihm findet die Streife ein Messer. Blutverschmiert. Auch an seiner Jacke sind Blutspritzer zu sehen.
Am Sonntag legt sich Polizeipräsident Roman Fertinger fest: „Nach unserer Auffassung ist das der Täter.“ Und weiter: „Wir können klar Entwarnung geben.“ Thilo Bachmann, Leiter des Kriminalfachdezernats 1, ergänzt: „Es hat einen DNA-Abgleich gegeben. Die Blutspuren auf der Tatwaffe sowie auf der Kleidung des Verdächtigen haben Rückschlüsse auf die Tat erlaubt.“
38-Jähriger schweigt nach Messerattacken in Nürnberg
Die Polizei kann damit einen schnellen Fahndungserfolg verbuchen und der Bevölkerung Entwarnung geben: Der Mann, der in Nürnberg am Donnerstagabend drei Frauen mit einem Messer schwer verletzt hat, scheint gefasst. Unklar bleibt, welches Motiv der 38-Jährige für die Angriffe hatte, denn der Mann, der gebürtig aus Sachsen-Anhalt stammt, schweigt. Zuvor hatte es fälschlicherweise geheißen, er stamme aus Thüringen.
Der Verdächtige hat bereits am Vortag versucht, in einem Geschäft in der Nähe des Plärrers ein gebogenes Käsemesser zu stehlen. Dies war nicht die Tatwaffe. Woher er diese hatte, ist bisher unklar. Weitere Überprüfungen ergaben: „Er hat einen regelrechten Spaziergang durch das Strafrecht hinter sich“, sagt die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth. 18 Vorverurteilungen weist sein Strafregister auf, darunter Bandendiebstahl, Körperverletzung, Brandstiftung, Beleidigung, Betrug und eine Vergewaltigung bereits im Jahr 2002. Ob der Mann eine psychische Erkrankung hat, ist bisher völlig unklar.
Der Mann ist wohnsitzlos, seine letzte Meldeadresse war Berlin – und er ist der Polizei bekannt. Dort habe man ihn aber rausgeworfen, berichtet die Bild-Zeitung. Er habe sich mit der Heimleitung angelegt und mit einem Schlüsselbund geworfen. Das Blatt berichtet, dass der Mann viel in Süddeutschland und Österreich unterwegs gewesen sei und als Schaustellergehilfe gearbeitet haben soll.
Die Schlinge zog sich immer enger. Dennoch fehlte bis Samstagmittag das entscheidende Puzzlestück, das die Lücke zwischen dem 38-Jährigen und den Messerattacken schließt. Spezialisten des Bayerischen Landeskriminalamtes gelang es schließlich, den Nachweis mithilfe der Spurenlage (Blut an der Kleidung und am Messer) zu erbringen.
Herrmann erfreut über „schnellen Fahndungserfolg“ in Nürnberg
Bis dahin hielt die Polizei den Ermittlungsdruck und die Polizeipräsenz in Nürnberg sehr hoch. Freitag und Samstag streifen Beamte der Bereitschaftspolizei durch St. Johannis, suchen nach der Tatwaffe, stochern mit Stöcken im Boden der Grünanlagen. Diensthundeführer und ein Hubschrauber waren im Einsatz. „Die Polizeipräsenz war hoch, auch, um der Bevölkerung Sicherheit zu vermitteln“, sagt Fertinger. Mehr als 300 Polizeibeamte waren im Einsatz. „Durch die starke Medienpräsenz gingen bei uns mehr als 200 Hinweise ein, darunter auch sehr brauchbare“, erläutert Dezernatsleiter Thilo Bachmann.
Auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) zeigt sich über den „schnellen Fahndungserfolg“ erfreut. „Ich wünsche den drei Opfern, die noch im Krankenhaus liegen, herzliche Genesungswünsche.“ Ihr Überleben sei nicht selbstverständlich gewesen. Alle drei Opfer im Alter von 26, 34 und 56 Jahren wurden am Oberkörper schwer verletzt – zwei der Frauen schwebten in Lebensgefahr.
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Die Diskussion ist geschlossen.
Erschütternd!
Müssen wir über das Verhältnis von Opferschutz und Täterrechten neu nachdenken?
Möglicherweise wirft die Tat aber auch andere Fragen auf.
Der mutmaßliche Täter ist wohnsitzlos.
Persönliches Schicksal oder auch Ergebnis einer vernachlässigten Integration?
Es wäre wünschenswert, mehr über den mutmaßlichen Täter zu erfahren.
Das Ergebnis der Recherche könnte wichtige Hinweise geben - für Möglichkeiten und Grenzen von Prävention und Repression.
Den Bürgern wurde über den Medien mitgeteilt, der Täter ist blond, Deutscher und in Thüringen geboren, das muss vorerst reichen, um Ruhe einkehren zu lassen.
Die Wahrnehmung von Staatsversagen ist halt nicht von der Hautfarbe des Täters abhängig.
Wieso sind solche Menschen mit einem ellenlangen Strafregister nicht im Knast! Da stimmt doch was in der Rechtssprechnung nicht mehr?