Wildschweine sind immer noch verstrahlt
Wildschweine sind auch knapp 27 Jahre nach Tschernobyl immer noch radioaktiv belastet. Die Zahl der verseuchten Tiere ist im Vergleich zum Jahr 2010 sogar gestiegen.
Auch knapp 27 Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl sind Wildschweine radioaktiv belastet. Nach Angaben des Bundesverwaltungsamtes ist die Zahl in den vergangenen Jahren in Bayern sogar noch gestiegen. 2010 wurde bei 929 Sauen eine Verstrahlung über dem Grenzwert von 600 Becquerel pro Kilogramm Fleisch nachgewiesen, 2012 waren es immerhin 1319 Tiere, die entsorgt werden mussten.
Wildschweine nehmen mit Pilzen Cäsium auf
Der Grund für die hohe Belastung der Wildschweine liegt in ihrer Ernährungsweise. Die Schwarzkittel graben nach Pilzen wie Hirschtrüffel oder Maronenröhrlingen, die 10 bis 15 Zentimeter unter dem Waldboden das radioaktive Alkalimetall Cäsium-137 gut aufnehmen. Finden die Tiere in sogenannten Mastjahren besonders viele Eicheln und Bucheckern, fallen die Belastungsproben deutlich niedriger aus, wie Hubert Droste, Leiter des staatlichen Forstbetriebes Zusmarshausen (Kreis Augsburg) sagt. „Heuer sind die Werte jedoch sehr hoch“, so Droste, der von einem Anstieg vor allem in Monaten November/Dezember spricht. Erst vor kurzem seien bei einer Bewegungsjagd im Streitheimer Forst fünf Sauen erlegt worden. Droste: „Alle fünf Tiere lagen über dem zulässigen Grenzwert von 600 Becquerel.“
Staatsforst und Bayerischer Landesjagdverband haben inzwischen ein flächendeckendes Netz von Messstationen aufgebaut. Jedes Wildschwein, das geschossen wird, kommt auch unter den Geigerzähler. Damit werde garantiert, dass nur gesundes Wild auf den Markt kommt. Hat ein erlegtes Tier die zugelassene Strahlenbelastung überschritten, ist das Fleisch nicht mehr zum Verzehr geeignet. Jäger erhalten dann vom Bund einen Schadensausgleich. Bei Schwarzwild beträgt die Summe derzeit 204,52 Euro, bei Frischlingen (Jungtiere von bis zu einem Jahr) 102,26 Euro. Für Rehe werden 66,47 Euro bezahlt.
Auch anderes Wild kann betroffen sein
Eine Strahlenbelastung beim Rehwild gilt allerdings als äußert unwahrscheinlich. Dennoch wurde in Bayern in diesem Jahr bereits bei drei Tieren ein überhöhter Grenzwert festgestellt. In Baden-Württemberg waren es im Vergleich sieben Rehe.
Sorgen bereiten jedoch vor allem die Wildschweine. Wie Stefan Zoller, Pressesprecher des Landesamtes für Umwelt in Augsburg, sagt, seien von der Behörde in der Zeit vom 1. März 2010 bis 1. März 2013 über die routinemäßigen Kontrollen hinaus 600 Proben aus ganz Bayern durchgeführt worden. „In 40 Fällen wurde der Grenzwert überschritten.“
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