70 Katzen bei Unterallgäuer gefunden: Tiere wohl doch nicht gestohlen
Der Rentner nahm wohl alle Tiere mit Erlaubnis von Landwirten mit und pflegte sie. Vermisst wurden die Katzen offenbar nicht. Er habe den Tieren helfen wollen, sagt er.
Die 70 Katzen, die Polizei und Veterinäramt aus einer Wohnung in Bad Grönenbach geholt haben, waren offenbar doch nicht gestohlen. Es handelt sich bei den Tieren wohl um wilde beziehungsweise herrenlose Bauernhof-Katzen. Auch die Polizei teilte bereits mit, dass sie keine gestohlenen oder vermissten Tiere ermitteln konnte.
Wolfgang Courage, der Vorsitzende des Memminger Tierschutzvereins, hatte zuvor bekannt gegeben, unter den aufgenommenen Katzen könnten sich vermisste Tiere befinden. Courage zufolge seien aus verschiedenen Orten rund um Memmingen und Bad Grönenbach vermehrt Anfragen beim Tierheim eingegangen, dass Katzen fehlen.
Für ihn sei es „eine klare Sache“ gewesen, dass die vermissten Katzen wahrscheinlich unter den aufgenommenen Tieren sind: „Wir sind davon ausgegangen.“ Noch konnten ihm zufolge aber keine Besitzer ermittelt werden. „Unser Tierheim-Personal ist unentwegt am arbeiten“, sagt er. „Ich warte jetzt ab, was dabei heraus kommt.“
Noch schließt er nicht aus, dass doch noch vermisste Katzen unter den Tieren sind.
Der Grönenbacher, dem die Katzen weggenommen wurden, weist diese Anschuldigungen vehement von sich: „Ich fange keine Katzen, die jemandem gehören. Ich fange Katzen auf landwirtschaftlichen Betrieben. Aber immer in Absprache mit den Landwirten“, stellt der ehemalige Agraringenieur klar. Dies bestätigten auch zwei Landwirte, die sich auf unsere Berichterstattung hin gemeldet haben.
Einmal habe er auch Katzen auf dem Flughafengelände in Memmingerberg eingefangen, weil sich niemand um sie gekümmert habe, sagt der Grönenbacher, der anonym bleiben möchte. Aber auch das sei in Absprache mit dem Geschäftsführer erfolgt.
„Mein Anliegen ist es, die Katzen zu kastrieren“, sagt er. „Damit möchte ich den Tieren helfen.“ Denn nur so könne verhindert werden, dass sich die Katzen uneingeschränkt vermehren und dann leiden, weil sie verwahrlosen. Er verweist in diesem Zusammenhang auch auf eine Veröffentlichung des Bayerischen Ministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz, „Kastration von Katzen ist Tierschutz“.
Seit Januar 8000 Euro Tierarztkosten bezahlt
Die Kastrationen sowie sonstige tierärztliche Behandlungen zahlt der Mann aus seiner eigenen Tasche. Alleine seit Januar seien so 8000 Euro Tierarztkosten zusammengekommen, sagt er. „Aber die Katzen sind es mir wert.“ Eine Tierarzthelferin bestätigte, dass es sich bei allen Katzen, die der Mann bisher zur Behandlung gebracht hat, um herrenlose Tiere gehandelt habe.
Die Katzen, die krank, zahnlos oder unvermittelbar sind, versuche der Rentner bei sich zuhause zu sozialisieren, was nach seinen eigenen Worten auch gut klappt. „Aber da bleiben natürlich im Laufe der Jahre welche bei mir hängen“, sagt er in Bezug auf die 70 Katzen, die er in seiner Wohnung hielt. Der Grönenbacher versteht, dass es für viele Menschen unvorstellbar ist, so viele Tiere zu halten. „Aber man kann so viele Katzen managen. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“
Jetzt muss der Mann die Katzen abgeben
Das sah das Veterinäramt allerdings anders: Laut Pressestelle musste der Mann die Katzen abgeben, weil diese Anzahl an Tieren „viel zu groß war. Für die vielen Tiere war die Haltung im Haus eine immense Stressbelastung.“ Allerdings fügt die Pressesprecherin auch hinzu, dass die Tiere versorgt und tierärztlich betreut waren.
Bei vorhergehenden Kontrollen des Veterinäramts im Jahr 2015 und 2019 sei die Versorgung der Tiere ebenfalls in Ordnung gewesen. „Seitdem hat sich die Zahl der Katzen allerdings derart gesteigert, dass eine Tierhaltung in diesem Umfang nicht mehr möglich war“, heißt es seitens des Landratsamts.
Bereits in der Vergangenheit habe es Leute gegeben, die ihm vorwarfen, deren Katze gefangen zu haben. „Das sind alles Verleumdungen“, sagt er. Gegen ihn werde Hetze betrieben, „alles aufgrund von Vermutungen und lancierten Denunziationen“.
Er stellt klar, dass er die Katzen mit Wildkameras beobachte, bevor er sie einfängt. So könne er einschätzen, welche Katzen wild sind und welche ein Zuhause haben. Hauskatzen fange er nicht ein, sagt er. Außerdem kontrolliere er bei jedem Tier, ob ein Chip oder eine Tätowierung vorhanden ist, die auf einen Besitzer hinweist. Darüber hinaus kläre er „nach bestem Wissen und Gewissen“ im nachbarlichen Umfeld ab, ob die Möglichkeit besteht, dass die Katzen jemandem gehören. (aku)
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