700 Millionen für "Bavaria One" - Markus Söder will gar nicht auf den Mond
Viel Spott hatte sich Ministerpräsident Söder für sein bayerisches Raumfahrtprogramm eingehandelt. Dabei geht es ihm um konkrete Erträge auf der Erde.
Was haben sie sich nicht alle das Maul zerrissen, als der damals frisch gebackene bayerische Ministerpräsident im April 2018 sein bayerisches Luft- und Raumfahrtprogramm ankündigte. Der Grundtenor des Spottes lautete etwa: Stell Dir vor, der Söder will auf den Mond! Und: Wozu braucht Bayern einen eigenen Satelliten? Wie albern, der soll dann auch noch „Bavaria One“ heißen. Als ob Bayern sich mit durchnummerierten Nasa-Missionen wie etwa Apollo 11 auch nur ansatzweise messen könnte. Aber was sei auch schon von einem Ministerpräsidenten zu erwarten, der – wie er selbst freimütig bekennt – schon ein Fan des Enterprise-Kommandanten James T. Kirk war, lange bevor er ein Fan von Franz-Josef Strauß wurde.
Und so sah sich der CSU-Chef am Montag in Garching bei München offenbar genötigt, sein Luft- und Raumfahrtprogramm noch einmal zu erklären. Und zwar ausführlich. Warum in Garching? Dort befindet sich ein riesiger Campus der Technischen Universität München (TUM), nach eigenen Angaben eine der forschungsstärksten Universitäten Europas. Mit 41.000 Studierenden. Und dort ist auch Söders neue Fakultät für Luft- und Raumfahrt und Geodäsie (etwa: Erdvermessung) angesiedelt. Die nur drei Wochen nach seiner Regierungserklärung schon gegründet wurde. Ab Oktober nimmt diese Fakultät ihren operativen Betrieb auf. Das heißt, die ersten Studierenden kommen.
30 neue Lehrstühle entstehen - mit 55 Professuren
Die Zahlen, die Söder nennt, können sich durchaus hören und sehen lassen. 30 neue Lehrstühle werden geschaffen – mit 55 Professuren. Insgesamt 700 Millionen Euro will die Staatsregierung in den kommenden zehn Jahren in das Thema investieren. „Wir wollen die größte Weltraumfakultät Europas aufbauen“, sagte Söder vollmundig. Was aber bitter nötig sei, wie er gleich im nächsten Satz anschloss. Denn die bayerischen 700 Millionen klängen viel, seien aber im Vergleich relativ: Allein für Forschungen bei einem anderen wichtigen Thema, Künstliche Intelligenz (KI), wollen die Chinesen staatlicherseits in nächster Zeit circa 100 Milliarden Dollar ausgeben, so Söder. Und Deutschland? Drei Milliarden Euro.
Vor diesem Hintergrund sei der Spott, er wolle auf den Mond fliegen, albern. „Mir geht es ausschließlich um den praktischen Nutzen der Raumfahrt“, sagte der Ministerpräsident. Tatsächlich soll es einen eigenen bayerischen Satelliten geben, der „Bavaria One“ heißen könnte. Er werde etwa 50 Millionen Euro kosten und es gehe dabei unter anderem um die Erprobung optischer Systeme. Schulklassen sollen sich überdies mit „Bavaria One“ in Verbindung setzen können, um die Raumfahrt auch bei jungen Menschen als Thema zu setzen. Wann der Satellit ins All geschossen wird, sagte Söder nicht, aber Medienberichten zufolge sind die nächsten fünf Jahre im Gespräch.
Es gibt längst bayerische Satelliten
„Bavaria One“ wäre übrigens sowieso nicht der erste bayerische Satellit. Die gibt es längst. „First-Move“, der erste Satellit der TUM, war 2013 vom Raketenstartplatz Jasny (Russland) aus ins All geschossen worden. Move-2, ebenfalls von Studierenden der TUM entwickelt, wurde 2018 in Kalifornien mit einer Falcon 9-Rakete von Tesla-Gründen Elon Musk in den Weltraum befördert. In den nächsten Tagen soll „Move-3“ starten. Ganz davon abgesehen, dass es vermutlich private Unternehmen in Bayern gibt, die ebenfalls in den vergangenen Jahrzehnten Satelliten ins All befördern ließen. Denn: Raumfahrtnationen gibt es ja inzwischen auf der Erde reichlich.
Luft- und Raumfahrt hat für Söder konkrete Auswirkungen vor allem auf folgende Forschungsgebiete: Künstliche Intelligenz, Mobilität der Zukunft, Robotik, Medizin, Klimaforschung im Angesicht des Klimawandels (inklusive der besseren Voraussage von Unwetterkatastrophen). Techniken wie senkrechtstartende Flugtaxis werden an der TUM ebenso erforscht wie etwa der Hyperloop (ein Superschnellzug in einem Röhrensystem), bei dem die Münchner bei einem von Elon Musk ausgerufenen Wettbewerb in Kalifornien dreimal als schnellste ins Ziel rasten. „Und unsere Investitionen in die neue Fakultät werden solche Forschungsentwicklungen noch stärker befördern“, sagte Söder. Schon jetzt hat die TUM pro Jahr 80 bis 100 Ausgründungen, also neue Firmen, die entstehen. In den vergangenen 20 Jahren entstanden so laut TUM-Präsident Wolfgang Herrmann 15.000 Arbeitsplätze.
Der Ertrag sei konkret auf der Erde sichtbar, sagte Söder. Auf den Mond will der Franke also offenbar wirklich nicht.
Lesen Sie dazu auch unseren Kommentar: Söders „Bavaria One“ braucht Zeit
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Markus Söder will gar nicht auf den Mond, ….....wenn er so weiter macht, muss er.
Mit 700 MIllionen im Gepäck - stellt sich nur die Frage, ob er diese Steuermillionen dort auch so locker ausgeben kann wie er sie hier unten plant?