Abschied: Augsburgs Landrat und Dillingens OB ziehen Bilanz
Morgen beginnt für 664 neu gewählte (Ober-)Bürgermeister und Landräte in Bayern ihre Amtszeit. Das bedeutet für aus dem Amt gewählte oder zumeist aus Altersgründen ausgeschiedene Vorgänger: Abschied nehmen. Auch Augsburgs Landrat Karl Vogele (CSU), über 20 Jahre im Amt und Hans-Jürgen Weigl (SPD), 24 Jahre lang Oberbürgermeister der Stadt Dillingen, gehören zu denen, die ihren Posten abgeben.
Von Till Hofmann
Augsburg/Dillingen - Morgen beginnt für 664 neu gewählte (Ober-)Bürgermeister und Landräte in Bayern ihre Amtszeit. Das bedeutet für aus dem Amt gewählte oder zumeist aus Altersgründen ausgeschiedene Vorgänger: Abschied nehmen.
Auch Augsburgs Landrat Karl Vogele (CSU), über 20 Jahre im Amt und Hans-Jürgen Weigl (SPD), 24 Jahre lang Oberbürgermeister der Stadt Dillingen, gehören zu denen, die ihren Posten abgeben. Der heutige Mittwoch ist der letzte Arbeitstag.
Was muss ein Landrat oder Oberbürgermeister mitbringen, der etwas bewegen will?
Vogele: Zunächst einmal Leidenschaft, dann Augenmaß und Durchsetzungsvermögen. Er muss mit vielen Wassern gewaschen sein, muss wissen, was er will. Zielformulierungen allein reichen nicht. Es geht auch darum, welche Strategie erfolgreich ist. Außerdem muss ein Politiker, wenn er von einer Sache überzeugt ist, Härte zeigen können.
Weigl : Mein Leitspruch ist: "Man muss wirklich wollen, was man will." Mit anderen Worten: Sie können die Leute, ihre Verwaltung und den Stadtrat nur mit Argumenten überzeugen, die auch ihrer ganz persönlichen Überzeugung entsprechen.
Was hat sich in der Kommunalpolitik während Ihrer Amtszeit zum Positiven und was hat sich zum Negativen entwickelt?
Vogele: Es hat viel Positives gegeben. Die Bildungslandschaft wurde nachhaltig verändert. Wir haben kräftig in den Rohstoff Geist investiert. Im und für den Landkreis Augsburg wurde der erste schwäbische Altenhilfeplan entwickelt.
Weigl: Als ich 1984 ins Amt gekommen bin, war die Gebietsreform noch nicht verkraftet. Inzwischen ist Dillingen mit den Stadtteilen zu einer Einheit geworden. Auf der Negativ-Seite steht ein gewisser Egoismus bei Baumaßnahmen. In der Regel gibt es aus der Nachbarschaft immer Einwendungen. Das war früher nicht so. Es ist anstrengend geworden.
Was war Ihr größter politischer Erfolg und Ihre größte politische Niederlage?
Vogele: Der größte Erfolg, das kann ich so nicht sagen. Die Neuaufstellung der Wertach-Kliniken ist ein Beispiel von vielen. Bitter war etwa für mich als Verwaltungsratsvorsitzender der damaligen Stadtsparkasse Schwabmünchen zu erfahren, dass der Vorsitzende zu dieser Zeit mit Scheckbetrügereien zu tun hatte. Das konnte ich mir nicht vorstellen. Die Enttäuschung darüber war riesig.
Weigl: Der Erfolg lag im Bereich der Stadtsanierung mit mehreren Großmaßnahmen. Als persönliche Niederlage empfinde ich, obwohl es an äußeren Einflüssen liegt, dass es noch immer nicht zur Planfeststellung für die B 16 neu gekommen ist.
Welchen Satz würden Sie in einer Würdigung gerne über sich lesen?
Vogele: Er hat versucht, seine Pflicht zu tun und das Vertrauen der Bürger nicht zu enttäuschen.
Weigl: Die Stadt war sein Hobby und die Stadt war auch sein Leben.
Wie schwer fällt Ihnen der Abschied von der politischen Bühne?
Vogele: Wenn man etwas mit Herzblut macht, dann kann man nicht leichten Herzens Abschied nehmen. Das Amt war für mich kein Job, sondern eine Art Berufung.
Weigl: Ich wusste ja schon länger, dass am vergangenen Sonntag mein 65. Geburtstag war und ich deshalb nicht mehr antreten konnte. Ich gehe mit zwei lachenden Augen.
Wie sieht heute Ihr letzter Arbeitstag aus?
Vogele: Ich werde Bürgermeister verabschieden. Später führe ich mit Nachfolger Martin Sailer Übergabegespräche. Abends hat er meine engsten Mitarbeiter, meine Stellvertreter und mich zum Essen eingeladen.
Weigl: Ich besuche Kindergärten. Um 11 Uhr werde ich mit dem Dillinger Landrat von der Firma Bosch-Siemens 40 Geschirrspülautomaten für soziale Zwecke und kommunale Einrichtungen übernehmen. Am Abend trete ich dann bei der Maibaumfeier ein letztes Mal als Oberbürgermeister öffentlich auf. Und am nächsten Tag gehe ich zur Maifeier des DGB - als Pensionist.
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