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ZDF-Sendung
20.10.2017

"Aktenzeichen XY... ungelöst": Als die Verbrecherjagd ins Fernsehen kam

So sah das aus in der Anfangszeit, wenn Moderator Eduard Zimmermann (links) zu den Kollegen nach Zürich und Wien schaltete.
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So sah das aus in der Anfangszeit, wenn Moderator Eduard Zimmermann (links) zu den Kollegen nach Zürich und Wien schaltete.
Foto: Renate Schäfer, ZDF

Vor 50 Jahren ging "Aktenzeichen XY ... ungelöst" auf Sendung. Warum das Format noch immer Millionen Zuschauer fesselt und welche Fälle aus der Region in Erinnerung bleiben.

Es ist mitten in der Nacht, nur der schummrige Schein der Straßenlaternen wirft etwas Licht in die Dunkelheit von Lindenberg im Landkreis Lindau. Eine junge Frau läuft die Straße entlang. Allein. Die 17-Jährige ist auf dem Heimweg von einer Abi-Party an ihrer Schule. Plötzlich hört sie Schritte hinter sich. Sie dreht sich um, sieht einen Mann, der hinter ihr herläuft. Ihre Schritte werden schneller. Es sind nur noch wenige Meter bis zum Haus ihrer Eltern. Sie beginnt zu rennen, so gut es in ihrem grünen Abendkleid und den hohen Schuhen eben geht. Als sie das heimische Gartentürchen öffnet und den Hausschlüssel aus ihrer Handtasche kramt, wähnt sich das Mädchen mit den dunklen lockigen Haaren in Sicherheit. Doch der Mann folgt ihr immer noch. Bis vor die Haustür. Plötzlich packt er zu. Er presst ihr die Hand auf den Mund, zerrt sie in die offenstehende Garage, drückt sie an die Wand, zerrt an ihrem Kleid. Die 17-Jährige versucht zu schreien, wehrt sich mit aller Kraft gegen ihren brutalen Peiniger, tritt ihm mit dem Fuß zwischen die Beine. Das wirkt. Der Mann lässt von ihr ab. Rennt weg. Und hinterlässt ein verängstigtes, zitterndes Mädchen.

"Aktenzeichen XY... ungelöst": Erste Sendung vor 50 Jahre

Es sind Bilder, die so am 23. September 2015 im Fernsehen liefen. Untermalt mit dramatischer Musik, dargestellt von professionellen Schauspielern. Die Macher der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“, die heute vor 50 Jahren zum ersten Mal ausgestrahlt wurde, hatten den Fall aus dem Allgäu nachgestellt, um der Polizei bei der Suche nach dem „Sextäter vom Bodensee“ zu helfen. Der Unbekannte soll in den Jahren zwischen 2000 und 2014 insgesamt vier junge Frauen in Lindenberg und Isny nachts auf ihrem Heimweg überfallen und sexuell bedrängt haben. Jahrelang hatten die Ermittler vergeblich nach einem etwa 35 bis 55 Jahre alten Mann mit grau melierten Haaren und einer Vorliebe für amerikanische Autos gesucht – der Täter soll einen US-Van gefahren haben. „Wir sind weit über 1000 Spuren nachgegangen und haben Speichelproben von mehr als 120 Menschen genommen. Ohne Erfolg. Aktenzeichen XY war unsere letzte Hoffnung“, erinnert sich der Lindauer Kriminalhauptkommissar Peter Maier an die Ermittlungen im „Pontiac-Fall“.

Als Eduard Zimmermann noch jeden Freitagabend auf Sendung ging, saß Maier als Jugendlicher regelmäßig im Kreise seiner Familie vor dem Fernseher. „Das war damals Kult“, sagt der heute 58-Jährige. Jahrzehnte später stand er plötzlich selbst vor der Kamera. Als zuständiger Ermittler durfte er den Fall des Sextäters live vorstellen. „Da war ich schon nervös, so etwas macht man ja nicht alle Tage“, erzählt Maier. Doch Moderator Rudi Cerne und die anderen TV-Profis im Studio im Münchner Norden hätten für eine sehr angenehme Atmosphäre gesorgt. So klappte schließlich alles reibungslos und fehlerfrei. „Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich in der Sendung etwas steif wirke“, ärgert sich Maier noch heute.

So sieht das heute aus, wenn Moderator Rudi Cerne im Studio von „Aktenzeichen XY ... ungelöst" auf Sendung geht.
Foto: Matthias Balk, dpa

Außenstehende merkten kaum die Nervosität des Lindauer Polizisten in Schlips und Anzug. Bei einigen seiner Kollegen, die in 50 Jahren „Aktenzeichen XY... ungelöst“ zitternd vor der Kamera standen, war das schon anders. Wenn sie ins Stottern gerieten oder sich verkrampft an ihr in umständlichem Behördensprech formuliertes Redemanuskript klammerten – und damit ihren Teil dazu beitrugen, dass die Sendung in ihren besten Zeiten bis zu 18 Millionen Zuschauer vor die Fernseher lockte. Denn auch die Aufregung der Ermittler gehörte zum Erfolgsrezept des Formats, das vor allem auf einem basierte: Authentizität. Aktenzeichen zeigt das echte Leben, war und ist noch immer die Botschaft. Echte Menschen, echte Ängste, echte Verbrechen.

„Den Bildschirm zur Verbrechensbekämpfung einzusetzen – das, meine Damen und Herren, ist der Sinn unserer neuen Sendereihe“, erklärte am 20. Oktober 1967 ein ernst drein blickender Moderator Eduard Zimmermann in der ersten Sendung. In Schwarz-Weiß und angekündigt von einem Einspieler in Zeichentrickmanier mit einer eingängigen Jazz-Melodie. Im Anschluss berichtete Zimmermann über eine in einem Tümpel versenkte Frauenleiche, einen Heiratsschwindler und das Geheimnis zweier gestohlener Schmuckstücke. Hunderte Tote, Mörder, Vergewaltiger, Terroristen, Einbrecher oder Betrüger sollten in den kommenden fünf Jahrzehnten folgen.

Zuschauer schicken Hinweise live ins Studio

Schon beim ersten Mal konnten die Zuschauer „sachdienliche Hinweise“ live ins Aufnahmestudio schicken. Es war die Erfindung des interaktiven Fernsehens – mit den Mitteln der damaligen Zeit: über das Telefon oder via Telegrafie, „sollten Sie selbst über einen Fernschreiber verfügen“, wie es Zimmermann ausdrückte. Bei Bedarf könne das Publikum auch „die Bilder der gezeigten Personen vom Bildschirm abfotografieren. Es könnte ja immerhin sein, dass Ihnen morgen der ein oder andere der Gesuchten über den Weg läuft.“ Die Technik und das Erscheinungsbild der Sendung entwickelte sich fortan rasant weiter. Was blieb, ist die Faszination für das Verbrechen, das Gruseln im Wohnzimmer, das fesselnde Spiel mit den Ängsten der Zuschauer.

Dazu noch die Hauptdarsteller, die im Laufe der Jahre bei Liebhabern der Serie Legendenstatus erreichten. Da waren neben dem in München geborenen und 2009 gestorbenen „Ganoven-Ede“ Zimmermann noch der stets etwas schildkrötenhaft wirkende Schweizer Konrad Tönz – dem in einer Bar in Berlin-Kreuzberg gleich ein eigener Cocktail gewidmet wurde – und sein österreichischer Gegenpart, der mitunter leicht bräsige Peter Nidetzky. All das zusammen machte „Aktenzeichen XY... ungelöst“ zu einem „Flaggschiff der deutschen Fernsehlandschaft“ – so nannte einmal Rudi Cerne die Sendung, die er seit 2002 moderiert.

Ein Flaggschiff, dass allerdings auch mit gehörig Gegenwind zu kämpfen hatte. Zwar heimste Zimmermann für das Format allerlei Preise ein, gerade in den Anfangsjahren hagelte es jedoch auch jede Menge Kritik. Von „Menschenjagd“ war da die Rede, Ängste würden geschürt, vor allem Fälle mit ausländischen Straftätern gezeigt. Als Aktenzeichen schließlich in den 70er-Jahren ausführlich über den Deutschen Herbst und die Taten der RAF berichtete, bekam Eduard Zimmermann sogar Polizeischutz zur Seite gestellt. Mit den Jahren flaute die Kritik deutlich ab.

Nicht selten rückten die medialen Verbrecherjäger auch die Region in den Fokus. Schon in der zweiten Folge im November 1967 spielte einer der gedrehten Filme in Augsburg. Am Hauptbahnhof war das Auto eines bundesweit aktiven und dann untergetauchten Ganoven entdeckt worden. Die Kriminalpolizei bat die Zuschauer um Mithilfe.

Fälle aus der Region bei "Aktenzeichen XY... ungelöst"

Die Entführung der zehnjährigen Ursula Herrmann schaffte es zwischen den Jahren 1982 und 2002 gleich dreimal in die Sendung. Das Mädchen war am 15. September 1981 am Ammersee entführt und rund drei Wochen später tot in einer vergrabenen Kiste gefunden worden. Eduard Zimmermann hat den Fall stets als den schlimmsten in seiner Fernsehkarriere bezeichnet. Zu den spektakulärsten Fällen in Bayern zählen auch die Entführung des Unternehmer-Sohns Richard Oetker 1976 in Freising, der Mord an einem Polizisten in Augsburg 2011 und der Doppelmord im oberbayerischen Höfen 2017.

Zuvor war die Familie des Landwirts Rudolf Rupp unter zweifelhaften Umständen wegen Mordes zu Haftstrafen verurteilt worden. 2009 entdeckte man den Mercedes des Bauern mit seiner Leiche in der Donau nahe Neuburg. Die Familie wurde freigesprochen.
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Die bekanntesten Kriminalfälle der Region
Foto: Barbara Wild

All diese Verbrechen wurden bei „Aktenzeichen XY... ungelöst“ gezeigt. Unzählige Hinweise von Zuschauern gingen bei der Polizei daraufhin ein – doch der entscheidende war bei keinem der genannten Fälle dabei. „Das ist das Risiko, das man eingeht, wenn man mit der Fahndung ins Fernsehen geht. In der Regel kommen viele Hinweise, viele von ihnen gehen aber ins Leere“, weiß Helmut Sporer, Leiter der Augsburger Kriminalpolizei. Auch deswegen sei der Gang an die ganz große Öffentlichkeit oft die allerletzte Maßnahme der Polizei. Der letzte Strohhalm, an den sich die Ermittler in kniffligen Fällen klammern.

Vor drei Jahren hatten er und seine Kollegen Glück. Damals gab eine tote Frau im Lech den Polizisten ein Rätsel auf. Kajakfahrer hatten die Leiche gefunden, doch niemand wusste, wer die Frau war. Erst Monate später brachte der Zeugenaufruf im ZDF und ein Hinweis aus Frankfurt am Main schließlich Klarheit über die Identität – und die Ursache für den Tot der Frau. Sie hatte sich wohl selbst umgebracht.

Kriminalhauptkommissar Robert Staub durfte diesen Fall vor der Kamera vorstellen. Auch für den heute 58-Jährigen war der Auftritt im Fernsehen eine „ganz neue und spannende Erfahrung“, wie er erzählt. Dabei hatte er als passionierter Darsteller einer Theatergruppe in Königsbrunn eine gewisse Routine im Schauspielen. Und nichts anderes sei auch im TV-Studio gefragt gewesen. Zum einen im Gespräch mit Moderator Cerne, zum anderen aber auch als einer der Polizeibeamten im Hintergrund, die während der Sendung im Studio an einem Tisch sitzen, mit einem Telefon vor sich. „In Wahrheit ist bei mir kein einziger Anruf reingekommen, ich sollte aber hin und wieder so tun, als würde ich telefonieren. Damit es echt aussieht, habe ich zwischendurch mal die Kollegen in Augsburg angerufen“, erzählt Staub und lacht.

Es ist eben doch nicht immer alles hundertprozentig echt bei „Aktenzeichen XY... ungelöst“. Diese Erfahrung machte nun auch Nicole S. (Name geändert) aus Lindenberg. Neun Jahre nach dem Überfall auf sie sah sich die Allgäuerin dieser Tage zum ersten Mal die Sendung an, in der „sie“ vor zwei Jahren unfreiwillig eine Hauptrolle spielte. „Die Schauspielerin sah mir nicht wirklich ähnlich. Ich habe keine Locken, an dem Abend damals hatte ich auch kein grünes Kleid an, und das Ganze hat auch nur wenige Sekunden gedauert. Im Film war alles deutlich länger“, sagt die heute 28-Jährige. Doch auch wenn die Details nicht ganz wahrheitsgetreu nachgestellt wurden, im Großen und Ganzen sei alles so passiert, wie es auch im Fernsehen zu sehen war.

Keine Spur vom Sextäter aus Lindenberg und Isny

Dass sie erst jetzt den Mut fand, sich die Sendung von damals anzusehen, habe einen einfachen Grund: „Damals war ich einfach noch nicht so weit.“ Noch mehrere Jahre nach dem Überfall habe sie mit den Folgen zu kämpfen gehabt. Die Angst auf dem Heimweg in der Dunkelheit. Die Erinnerungen, die immer wieder hochkamen. Die Tränen, die dann augenblicklich in die Augen schossen. „Es dauert eine Weile, bis man so etwas verarbeitet hat“, sagt die junge Frau.

Mittlerweile sei ihr das gelungen. Auch deswegen habe sie sich dazu entschieden, nun doch noch die Aufzeichnung anzusehen. „Es war irgendwie surreal. Wegen all der Details, die nicht zu meinen Erinnerungen passen, hat es sich ein bisschen angefühlt wie ein Krimi, mit dem ich aber gar nichts zu tun hatte“, beschreibt Nicole S. ihre Gefühle. Dennoch sei es für sie wichtig gewesen, den Film anzuschauen: „Es fühlt sich richtig an. Wie ein Puzzlestück, das noch gefehlt hat.“

Für die Polizei fehlt das alles entscheidende Puzzlestück nach wie vor. Vom Sextäter aus Lindenberg und Isny gibt es weiter keine Spur.

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