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Allgäu
10.03.2017

Nicht ganz so wie im Fernsehen: Was ein Bergdoktor wirklich macht

Bergdoktor Dr. Ulrich Graf auf Hausbesuch.
2 Bilder
Bergdoktor Dr. Ulrich Graf auf Hausbesuch.
Foto: Ralf Lienert

Dr. Martin Gruber behandelt Notfälle und hört sich die Sorgen der Leute an. Millionen Zuschauer lieben die TV-Sendung "Der Bergdoktor". Doch was hat sie mit der Realität zu tun?

Gut, dass Ulrich Graf sich hier auskennt. Denn eigentlich sieht der schmale Weg nicht danach aus, als könnte er einfach weiterfahren. "Hier ist heute wohl erst ein Mal geräumt worden", sagt er. Über 30 Zentimeter Neuschnee sind in den letzten Stunden gefallen, die Räumfahrzeuge haben im südlichen Allgäu einiges zu tun. "Das Wetter hier ist halt immer wieder für Überraschungen gut", sagt der Arzt, gibt etwas Gas und steuert sein Auto, das hin und her schaukelt, auf einen freistehenden Bauernhof zu. Am Rande von Tiefenbach, einem Ortsteil von Oberstdorf, steht ein Hausbesuch an.

"Der Bergdoktor" gehört zu den beliebtesten Serien im deutschen Fernsehen

Wenn Patienten nicht in seine Praxis nach Oberstdorf kommen können, fährt der Allgemeinmediziner zu ihnen. Zum Teil muss er dafür in die umliegenden Dörfer, zum Teil hinauf in die bergige Bilderbuch-Landschaft. Ringsum erheben sich schneeweiße Gipfel, der Kirchturm von Tiefenbach ist zu sehen. Wie gemacht für ein Postkartenmotiv - oder eine Filmkulisse? Zumindest entdeckten SAT.1 und der ORF das idyllische Alpenland als Motiv für den "Bergdoktor". Gedreht wurde zwar nicht in Oberstdorf, sondern in Tirol. Von 1992 an lief die Serie sieben Jahre, ehe die Sender sie einstellten. 2008 wagte das ZDF eine Neuauflage. Mit Erfolg. Neun Staffeln wurden seither gesendet. Und nun, da die zehnte Staffel anläuft, sitzen jeden Donnerstagabend wieder Millionen Fans vor dem Fernseher.

Der österreichische Schauspieler Hans Sigl mimt in der Serie den Bergdoktor Martin Gruber. Folge für Folge rettet er ein Leben nach dem anderen, heilt als weit gereister Mediziner mysteriöse Krankheiten und hat auch für die privaten Sorgen seiner Patienten stets ein offenes Ohr. Die malerische Kulisse mit dem Massiv des Wilden Kaisers im Hintergrund sowie die privaten Beziehungskisten des Arztes scheinen ihr Übriges zu tun: Mehr als sieben Millionen Zuschauer sahen sich im vergangenen Jahr die neunte Staffel an. Damit ist "Der Bergdoktor" eine der beliebtesten Serien im deutschen Fernsehen.

Alltag des echten Bergdoktors aus Oberstdorf sieht anders aus als im TV

Dr. Ulrich Graf, der echte Bergdoktor, trägt Brille, Schnauzer und Outdoor-Kleidung. Anders als die Serienfigur fährt er keinen klapprigen Mercedes, sondern ein geländegängiges Auto. Der 60-Jährige sagt: "Nach den paar Folgen, die ich gesehen habe, finde ich die Serie gut gemacht." Darin ist der gut aussehende und empathische Martin Gruber immer für seine Patienten da, immer auf Abruf. Denn oft zählt jede Sekunde, wenn jemand die Hilfe des Arztes braucht. Viel Drama eben, das die Menschen vor die Fernseher lockt. "Der kann ja nicht nur mit seinem Köfferle durch die Gegend fahren und Blutdruck messen", sagt Graf dazu.

Heute macht Graf aber genau das. Am Vormittag noch hat er Patienten in seiner Praxis in Oberstdorf behandelt, jetzt wartet das Ehepaar Vogler daheim auf ihn. Jede Woche kommt Graf oder einer seiner Kollegen aus der Gemeinschaftspraxis vorbei, meist um die Mittagszeit. Kurz nachdem das Auto vor dem Bauernhaus angehalten hat, öffnet Maria Vogler mit einem Lächeln die Haustür. Graf schnappt sich die Patientenakten vom Rücksitz, holt seinen Arztkoffer aus dem Kofferraum und stapft zum Haus. "Ich trag heut viel Schnee herein", sagt er entschuldigend, die 78-Jährige winkt ab. "Macht doch nichts."

Graf geht direkt in die warme Stube. Zwischen Kamin und Kanapee, Christbaum und Geweihen an den Wänden begrüßt er Josef Vogler: "Na, geht’s gut?" Seit 22 Jahren besucht der Mediziner Vogler und seine Frau zu Hause, da es für die beiden schwierig wäre, regelmäßig in die Praxis zu kommen. Er stellt den Arztkoffer auf den Esstisch, es wirkt, als habe er dort schon seinen angestammten Platz. Medikamente, Spritzen, ein Stethoskop sind darin - "alles, was ich brauchen kann", sagt Graf. Dieses Mal steht bei Josef Vogler ein Verbandswechsel an. Maria Vogler reicht ihm eine kleine Schere, wie ein eingespieltes Team wirken sie und der Arzt dabei. "Gut, gut, gut", sagt er nach den Untersuchungen zufrieden.

Hausbesuche sind seltener geworden

Hausbesuche sind heute nicht mehr gang und gäbe, sagt Graf. Früher waren es bis zu 15 Termine täglich, heute sind davon fünf übrig geblieben, die er sich mit seinen beiden Kollegen teilt. Der Präsident der Bayerischen Landesärztekammer, Dr. Max Kaplan aus Pfaffenhausen im Unterallgäu, nennt dafür drei Gründe: die gestiegene Mobilität der Gesellschaft, die technischen Möglichkeiten in den Praxen sowie der zeitliche Aufwand, der hinter Hausbesuchen steckt. Hinzu kommt: Unabhängig davon, wie viel Zeit ein Allgemeinmediziner wie Graf bei seinen Patienten zu Hause verbringt, er bekommt dafür nur 22 Euro brutto, plus Kilometergeld.

Die Vergütung für Hausbesuche war Kaplan zufolge aber noch nie besonders attraktiv. Ob ein Arzt zu seinen Patienten fährt, entscheidet jeder für sich, sagt er. Mal kann das Krankheitsbild ein Grund dafür sein, mal die Tatsache, dass der Wohnort abgelegen ist und die Patienten es nicht in die Praxis schaffen. Kaplan, der selbst viele Jahre als Allgemeinmediziner gearbeitet hat, weiß aber, dass das Honorar bei vielen Kollegen dabei eher eine untergeordnete Rolle spielt. Ganz so wie beim selbstlosen Bergdoktor Martin Gruber? Graf jedenfalls sagt: "Ich mache die Arbeit nicht davon abhängig, was ich dafür bekomme. Gemacht wird, was entsprechend dem Krankheitsbild zu machen ist."

Anders als der Bergdoktor im Fernsehen findet sich Graf aber nicht ab und an ohne Erlaubnis im Operationssaal einer Klinik wieder. "Solche Aktionen gibt’s bei uns nicht", sagt er. Das werde den zuständigen Kollegen überlassen. Martin Gruber hingegen scheint für alles Mögliche zuständig zu sein. Sobald das Handy in seiner Jackentasche klingelt, eilt er zu seinen Patienten - egal, ob diese krank im Bett liegen oder verunglückt an einem Kletterfelsen hängen. Wann Ulrich Grafs Piepser Alarm schlagen könnte, steht im Dienstplan. Sowohl der Not- als auch der Bereitschaftsdienst eines jeden Vertragsarztes ist geregelt, sagt Kaplan. "So wird die ärztliche Versorgung sichergestellt."

Hektik ist bei Notfällen im Gebirge fehl am Platz

Dabei arbeitet Graf nicht nur als Hausarzt, er ist auch als Notarzt im Einsatz. An rund 100 Tagen hatte er im vergangenen Jahr Dienst. Im Einsatzwagen liegen für alle Fälle Schneeketten bereit. "Auf den Riedbergpass raufzukommen, ist nicht so schwer wie runter." Er lacht, wie so oft, wenn er von seiner Arbeit erzählt. Auch er kann von abenteuerlichen Einsätzen berichten - wenn die auch nicht so regelmäßig anstehen wie beim Fernseh-Bergdoktor. Graf war etwa bei der Rettung eines sechsjährigen Kindes dabei, das unter einem Geländer in die Breitachklamm gerutscht war. "Manche Einsätze gehen schon unter die Haut", sagt er. Bereits bei der Anfahrt versucht er, ruhig zu bleiben, ebenso vor Ort. "Es bringt nichts, Hektik zu verbreiten."

Seit 30 Jahren arbeitet Graf als Hausarzt und Notarzt, seit 17 Jahren ist er bei der Bergwacht. Er war bei der Vierschanzentournee als Arzt im Einsatz und hat dabei geholfen, verunglückte Touristen nach Hause zu bringen. Und er kann sich keinen besseren Beruf vorstellen. "Nie und nimmer" habe er die Entscheidung, Arzt zu werden, bereut. Den Anstoß gab in seiner Kindheit der Tod der Großeltern: "Sie waren krank und alle Erwachsenen haben gesagt, dass man da nichts mehr machen kann." Doch er dachte sich: "Vielleicht kann man ja doch was machen." So zog es ihn aus seiner Nürnberger Heimat zum Studium nach Regensburg und Würzburg. Später trieb ihn die Liebe zu den Bergen ins Allgäu, doch seinen Dialekt hat der Franke behalten. Er lebt mit seiner Frau in Langenwang bei Oberstdorf, sie haben zwei Kinder. Der Sohn steckt noch im Medizinstudium, will in ein paar Jahren in die Gemeinschaftspraxis einsteigen.

"Ich glaube nicht, dass ich die Praxis verlasse und sie dann nie wieder betrete", sagt der 60-Jährige über den nahenden Ruhestand. Doch viele Kollegen in seinem Alter stehen vor dem Problem, dass sie keinen Nachfolger finden. Zu wenige junge Mediziner wollen als Allgemeinarzt auf dem Land arbeiten. In Schwaben ist laut Landesärztekammer-Präsident Kaplan ein Drittel der Hausärzte 60 Jahre und älter. "Es wird eine große Herausforderung, all diese Arztsitze in den nächsten Jahren nachzubesetzen."

Der jungen Arztgeneration sei es wichtig, Beruf und Privatleben in Einklang zu bringen. Viele wünschen sich einen geregelten Arbeitsalltag - und zwar dort, wo die Lebensqualität hoch ist. Sie bevorzugen die Stadt oder ziehen ein anderes Spezialgebiet der Allgemeinmedizin vor. Auch deshalb wird die Kooperation von Ärzten, etwa in Gemeinschaftspraxen oder medizinischen Versorgungszentren, gefördert und der Bereitschaftsdienst neu organisiert. Noch sind in Schwaben die südlichen Landkreise besser versorgt als im Norden. Gemessen an der Einwohnerzahl gilt Oberstdorf mit zwölf Hausärzten sogar als überversorgt. Kaplan betont aber, dass man die langfristige Entwicklung im Blick behalten müsse.

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Auch in der Realität viel Zeit für die Patienten

Ulrich Graf ist mit seinem Hausbesuch in Tiefenbach eigentlich fertig. Doch wie fast jede Woche bleibt er noch in der Stube der Voglers sitzen, nimmt sich Zeit für ein Gespräch. So, wie das auch der Bergdoktor aus dem Fernsehen macht. Gerade geht es um die leckere Lasagne an Weihnachten, als Maria Vogler den Arm des Arztes berührt und ihm lächelnd Neuigkeiten aus der Familie verrät. "Irgendwann gehört man einfach dazu", sagt Graf, als er wenig später in sein Auto steigt. Viele seiner Patienten kennt er von Kindesbeinen an, da entstehe ein vertrauensvolles Verhältnis. Das Private und auch mal Geheime, das er dabei erfährt, findet Graf wichtig. Oft hängt die Gesundheit ja damit zusammen.

Es geht den verschneiten Weg zurück, zwei weitere Hausbesuche stehen an. In der Medizinersprache gesagt: ein grippaler Infekt samt gebrochenem Oberarm und eine Depression. Während Graf an der Breitach entlang nach Oberstdorf fährt, sagt er: "Da geht’s vor allem ums Zuhören." Wie lange, ist nicht entscheidend. Da ist er eben ein bisschen wie der Bergdoktor im Fernsehen.

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