Allgäuer gesteht Schuss auf Regionalbahn in Füssen
Nach dem Schuss auf eine Regionalbahn in Füssen hat ein 26 Jahre alter Mann die Tat zugegeben und eine Erklärung abgegeben. Rund 70 Polizisten waren im Einsatz.
„Was, um Himmels Willen, ist denn dort passiert?“ Mit besorgtem Blick schaute eine Anwohnerin am Freitagabend Richtung Bahnhofsgebäude in Füssen. Sie wäre wie zahlreiche andere Passanten gerne näher an das Areal herangegangen, um zu erfahren, was los ist – doch ein Großaufgebot an Polizisten ließ niemanden durch.
Bahnhof Füssen weiträumig abgesperrt: Mann hat mit Pistole auf Zug geschossen
Die Beamten hatten den Bereich rund um den Bahnhof mitten in der Stadt weiträumig abgesperrt. Schnell machten Gerüchte die Runde, dass es zu einer Schießerei oder Geiselnahme gekommen war – diese stellten sich bald als unwahr heraus.
Um kurz nach 20 Uhr hatten Zugbegleiter eines Triebwagens, der im Bahnhof zur Abfahrt bereitstand, ein Geräusch wahrgenommen, das sie als Schuss deuteten. Zeitgleich zersplitterte eine Scheibe im hinteren Teil des Fahrzeugs, wo zu diesem Zeitpunkt laut Polizei keine Fahrgäste saßen. Im anderen Fahrzeugteil befanden sich einige wenige Personen, die den Bahnhof unverletzt verließen – wie auch die drei Schaffner und der Zugführer.
Großeinsatz am Bahnhof in Füssen: Polizisten mit „mulmigem Gefühl“
„Die Lage war zunächst unklar. Ist noch irgendwo ein Schütze? Von wo wurde geschossen?“, sagt Füssens Polizeichef Edmund Martin im Gespräch mit unserer Redaktion. Mit einem „sehr mulmigen Gefühl“ hätten sich seine Kollegen dem Zug genähert, um den Schaden zu begutachten. Die Beamten kamen zu dem Ergebnis, dass ein Schuss nicht ausgeschlossen werden kann.
Sie umstellten das Bahnhofsgebäude mit mehreren Fahrzeugen und sperrten den Bereich sowie umliegende Straßen ab. „Ich habe dann entschieden, das Spezialeinsatzkommando aus München zu rufen“, erläutert Martin weiter. Er war Einsatzleiter an diesem Abend. Die Kollegen aus der Landeshauptstadt waren rasch vor Ort.
Schüsse auf Zug in Füssen kamen aus Mehrfamilienhaus in der Nähe
Der Fokus der Polizei richtete sich schnell auf ein Mehrfamilienhaus in der Nähe: Sollte tatsächlich ein Schuss die Ursache für den Schaden gewesen sein, wurde er nach Einschätzung der ermittelnden Beamten von dort auf den Triebwagen abgegeben.
Das Mehrfamilienhaus wurde geräumt, etwa 20 Bewohner mussten in Sicherheit gebracht werden. „Wir haben uns von Wohnung zu Wohnung vorgearbeitet, geklingelt und die Bewohner befragt“, sagt Martin. Dabei verdichteten sich die Hinweise, dass ein 26-Jähriger in seiner Wohnung eine neu gekaufte Druckluftpistole getestet hatte.
26-Jähriger gesteht Schuss auf Regionalzug
Wie ein Polizeisprecher am Montag auf Nachfrage mitteilte, hat der Mann die Tat inzwischen zugegeben und eine Erklärung abgegeben. „Er wollte wohl die Reichweite der Waffe testen und schauen, ob sich nach dem Schuss irgendwas bewegt“, so der Sprecher.
Der Verdächtige zielte demnach bei dem Vorfall am Freitagabend mit seiner neuen Druckluftpistole zunächst auf Gegenstände in seiner Wohnung und gab dann einen Schuss aus dem Fenster ab. Das Projektil traf etwa 50 Meter entfernt den Triebwagen der Regionalbahn, woraufhin die Scheibe zu Bruch ging. Der Schaden liegt nach Polizeiangaben bei 3000 Euro.
Gegen den 26-Jährigen wird nun wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz und Sachbeschädigung ermittelt. Zwar habe der Mann die Druckluftpistole ohne Waffenschein kaufen und besitzen dürfen. „Aber er darf damit nicht abseits eines Schützenstands schießen - auch nicht in seinem eigenen Zimmer“, sagte der Polizeisprecher.
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