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Hörbacher Montagsbrettl
27.08.2015

Als das Kabarett ins Dorf kam - die Geschichte einer Kleinkunstbühne

So sah das im Gründungsjahr 1975 aus, wenn beim Hörbacher Montagsbrettl Kleinkunst geboten war.
4 Bilder
So sah das im Gründungsjahr 1975 aus, wenn beim Hörbacher Montagsbrettl Kleinkunst geboten war.
Foto: Hörbacher Montagsbrettl

Das Montagsbrettl, eine der ältesten Kleinkunstbühnen im Freistaat, feiert ab dem Wochenende sein Jubiläums-Festival. Die Geschichte einer Kleinkunstbühne, die Kult geworden ist.

Die Mehlprimeln, Sigi Zimmerschied und Hans Well von den Biermösl Blosn rackern sich auf dem Fußballplatz von Althegnenberg ab, und Gerhard Polt erlebt einen rabenschwarzen Tag im Tor. Es ist legendär, das Spiel des Hörbacher Montagsbrettls gegen den FC Schmiere, der an diesem 29. Juni des Jahres 1982 mit Stars wie Sammy Drechsel, Dieter Hildebrandt und Bruno Jonas aufläuft, verstärkt durch einige Ex-Profis von 1860 München und dem FC Bayern. Als er mal wieder den Ball aus dem Netz fischen muss, grantelt Polt: „Ja, derfa die des überhaupts!?“ Wird es dem Montagsbrettl noch gelingen, das Blatt zu wenden? Und wie kommt die Prominenz des deutschen Kabaretts überhaupt auf einen Sportplatz mitten in der Pampa, im Niemandsland zwischen München und Augsburg?

Geburtsort des Montagsbrettls: 300-Seelen-Dorf Hörbach

Sieben Jahre zuvor haben zwei junge Burschen im benachbarten 300-Seelen-Dorf Hörbach, die Brüder Toni und Jakob Drexler, den Auftakt für eine der ältesten bayerischen Kleinkunstbühnen gewagt, das „Hörbacher Montagsbrettl“. Die Macher selbst sprechen sogar von der „ältesten, seit der Gründung noch bestehenden“ Kleinkunstbühne im Freistaat. Ihre auswärtigen Besucher zweigen in Althegnenberg von der B2 Richtung Süden ab. Durch Felder und an Gehölzen vorbei führt sie die kurvenreiche Straße schließlich nach Hörbach. Links steht die Kirche St. Andreas. Und gegenüber: die Dorfwirtschaft „Zum Sandmeir“. Der Gasthof zeigt heute eine schmucke helle Fassade mit hellblauen Fensterläden her. Das also ist der Geburtsort des Montagsbrettls.

Das Jahr 1975. Der Vietnamkrieg endet mit der Kapitulation Südvietnams, und die RAF hält die Bundesrepublik mit ihren Terroranschlägen in Atem. Der junge Toni Drexler trägt die Haare lang, arbeitet tagsüber als Verwaltungsbeamter an der Universität München und entdeckt abends die alternative Münchner Szene für sich. In den Kneipen experimentieren Kabarett-Künstler wie Gerhard Polt und Bruno Jonas oder der Liedermacher Fredl Fesl. Sie ziehen vom MUH ins Song Parnass oder gehen weiter zur Liederbühne Robinson. Und Toni Drexler zieht mit.

„Das Publikum war jung. Da kamen nur Studenten, Lehrlinge, Schüler“, erzählt er von der Subkultur der 70er-Jahre. Ist Comedy heute ein fester Bestandteil des Fernseh-Abendprogramms, ist Kabarett damals noch weitgehend bürgerlich geprägt und die Kleinkunst ein völlig neues Genre.

Kleinkunst in den 70ern ein völlig neues Genre

Bei den Auftritten in kleinen Gasträumen kommen sich Künstler und Publikum zwangsläufig nahe. „Im Gespräch stellte sich heraus, dass viele selbst vom Land sind“, erzählt Drexler. So entsteht die Idee, die Kleinkunst auch ins heimatliche Hörbach zu holen. Zusammen mit seinem Bruder bearbeitet er den anfangs eher skeptischen Florian Sandmeir, den Wirt der Dorfwirtschaft in Hörbach. Und der gibt ihnen die erbetene Chance. „Erst haben wir im Keller einen Probeabend machen müssen, nur für geladene Gäste – er konnt sich halt auch nichts drunter vorstellen“, erzählt Toni Drexler.

Der Abend gelingt, und zur Hörbacher Kirchweih 1975 laden die Brüder zum ersten öffentlichen Montagsbrettl ein. Auf der Bühne stehen damals unter anderem Fredl Fesl und der Mundartdichter Helmut Eckl. Dem Publikum gefällt es. „Und die andern ham uns zumindest lassen“, erinnert sich Jakob Drexler. Klar, geredet wird schon über die „g’spinnerten Drexler-Buam“. Aber sie gehören ja zur Dorfgemeinschaft, stammen von einem alten Bauernhof. Als Zugezogene hätten sie es mit ihren neuartigen Ideen wahrscheinlich schwerer gehabt, vermutet Toni Drexler.

Unverdrossen planen sie weitere Auftritte beim Sandmeir. Erst sporadisch, dann immer einmal im Monat und – wie der Name schon verrät – immer montags. „Der Sandmeir ist eine Gaststätte mit Essensbetrieb. Da konnten wir am Wochenende nicht rein“, erzählen die Drexler-Brüder. Montag dagegen ist Ruhetag, und einmal im Monat ist der Wirt bereit, für die Künstler zu öffnen. Der eher ungewöhnliche Veranstaltungstag erweist sich damals als Vorteil. Erfolgreichere Künstler, die an den Wochenenden ausgebucht sind, haben am Montag oft noch Zeit und hängen einen Auftritt in Hörbach dran.

Enge Kontakte zur Münchener Kabarett-Szene

Die Kontakte zur Münchner Szene bleiben eng. So hält über viele Jahre hinweg die Münchner Lach- und Schießgesellschaft, eine der bekanntesten deutschen Kabarettbühnen, eine Vorpremiere für ihr neues Programm in Hörbach ab, um zu testen, wie es ankommt.

Darüber hinaus ist Toni Drexlers Gespür für Bühnentalente treffsicher. Viele der unbekannten Neulinge, die er zum Brettl einlädt, sieht man später zur besten Sendezeit im Fernsehen wieder. Helmut Schleich, Luise Kinseher oder Martina Schwarzmann – sie erinnern sich alle gerne an ihre Anfänge beim Montagsbrettl. Ursprünglich tragen dabei die Drexlers das gesamte finanzielle Risiko allein. Deswegen gründen sie Anfang der 90er-Jahre einen Förderverein, der seit 2003 als Veranstalter auftritt. Er hat rund 220 Mitglieder.

Viel mehr als nur künstlerische Kollegialität verbindet das Montagsbrettl mit einer der bekanntesten bayerischen Gruppen, den Biermösl Blosn. Die Brüder Hans, Michael und Christoph Well wachsen nur acht Kilometer Luftlinie entfernt in Günzlhofen auf. Hans Well und Jakob Drexler kennen sich von der Schule. „Der Hans war ja mehr bei uns als zu Hause“, erinnert sich Toni Drexler. Er nimmt den jungen Freund in den 70er-Jahren mit in die Münchner Kneipen, erlebt dessen erste Auftritte: „Die waren kurz. Er hat ja anfangs nur ein paar Lieder spielen können.“

Später tun sich die Well-Brüder zusammen und musizieren zunächst unter wechselnden Namen wie Well-Brüder oder Krautruabn-Buam. Es ist Toni Drexler, der ihnen schließlich den Namen „Biermösl Blosn“ verpasst. Als solche treten sie gut drei Jahrzehnte lang sehr erfolgreich auf – oft und gerne auch beim Montagsbrettl.

Auf der Bühne die berühmten Biermösl Blosn und an den Fäden Franz Josef Strauß als Marionette: eine Hörbacher Aufführung aus dem Jahr 1979.
Foto: Hörbacher Montagsbrettl

Dieses verlegt zwar immer mal wieder Aufführungen in die wenigen verbliebenen Wirtssäle der Nachbarorte, bleibt jedoch dem Gasthaus Sandmeir als Heimatbühne über die Jahre treu. Trotz Sanierung ist dort die ursprüngliche Brettl-Atmosphäre noch spürbar: blanke Wirtshaustische, holzgetäfelte Wände, eine provisorische Bühne.

Wer zu spät kommt, bekommt nur noch einen Tisch in der Stubn

Und wer zu spät kommt, kann schon mal Pech haben und nur noch einen der Tische aus Ahornholz in der Stubn erwischen. Dann sieht er halt nichts und muss sich bei der Darbietung auf seine Ohren verlassen. Entschädigt wird der geduldige Gast spätestens, wenn der Künstler sich nach dem Auftritt noch auf ein Bier an den Tisch setzt.

Für die bekannteren Künstler der Kabarett-Szene ist der Gastraum natürlich nicht groß genug. Deswegen veranstaltet das Brettl seit 1980 alle fünf Jahre ein Festival, bei dem auch die Stars auftreten können. Toni Drexler erinnert sich ganz besonders an das Jahr 2000. Höhepunkt des Programms ist Sigi Zimmerschied, der Abend ist Wochen vorher ausverkauft. „Da klingelt bei mir am Vormittag das Telefon und der Sigi krächzt mir in den Hörer, dass er krank ist.“ Das bringt selbst bei einem entspannten Typen wie Toni Drexler das Blut in Wallung. Fieberhaft telefoniert er die Kontakte in seinem kleinen Adressbüchlein ab und erwischt schließlich Schauspieler Jörg Hube, gerade erst aus Kanada zurückgekehrt und völlig neben der Spur vom Jetlag. „Aber eine Viertelstunde später hat er mich zurückgerufen und gesagt: Weilst es du bist – ich mach’s!“ Der Abend ist gerettet.

Obwohl die Kontakte zu den Großen der Szene also funktionieren – das Montagsbrettl selbst soll klein bleiben. Der Gasthof Sandmeir und die Wirtshaussäle der Umgebung sind noch immer die bevorzugte Lokalität. Für Toni Drexler ist es vor allem die Nähe von Künstler und Publikum, die die Kleinkunst ausmacht – egal ob Kabarett, Musik oder Literatur. Ja, beim Montagsbrettl steht auch der Volkstanz mit den Well-Buam immer noch regelmäßig auf dem Programm.

Ursprungscharakter der Kleinbühne erhalten überlebenswichtig

Diesen ursprünglichen Charakter der Kleinkunstbühne zu erhalten, sieht Markus Peters als überlebenswichtig an. Der 28-Jährige ist seit 2011 zweiter Vorsitzender des Hörbacher Montagsbrettls. „Comedy gibt es ja mittlerweile überall. Jedes Vereinsfest macht uns Konkurrenz. Und mit den großen Veranstaltungshallen können – und wollen – wir eh nicht mithalten.“ Peters ist über seine Freundin Alina Drexler zum Brettl gekommen. Sie ist die Tochter von Jakob Drexler. Gemeinsam mit den Kindern von Toni Drexler, Simon und Lucia, organisieren die beiden gerade das zehntägige Brettl-Festival zum 40-jährigen Bestehen. Max Uthoff, Helmut Schleich und Luise Kinseher stehen unter anderem auf dem Programm.

Bereits das Festival zum 35-Jährigen hat die junge Brettl-Generation kräftig mitorganisiert. Dieses Mal trägt sie die komplette Verantwortung. Die Chancen stehen also gut, dass es auch beim Montagsbrettl gelingt, den Ball weiterzuspielen, wenn die alten Hasen irgendwann aufhören wollen.

Das sind die heutigen Macher des Hörbacher Montagsbrettls: (von links) Toni Drexler, Markus Peters und Jakob Drexler.
Foto: Gönül Frey (dpa)

Apropos Ball: An jenem Tag im Juni 1982 nimmt es fürs Montagsbrettl auf dem Fußballplatz kein gutes Ende. Obwohl Christoph Well bei jedem Brettl-Sturm aufs Tor mit dem Dudelsack „O Maria, hilf“ anstimmt, gehen die Hörbacher mit 3:8 gnadenlos unter.

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