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  3. Fliegerbombe in München: Als die Bombensprengung Schwabing in Scherben legte

Fliegerbombe in München
14.02.2019

Als die Bombensprengung Schwabing in Scherben legte

Ein riesiger Feuerball erleuchtete nach der Sprengung den Nachthimmel über München.
Foto: Johannes Grimm, dpa

Im August 2012 wird in München eine Fliegerbombe gesprengt. Fenster bersten, Geschäfte werden beschädigt. Noch immer gibt es Streit, wer für den Schaden zahlt.

Unangenehm kalt fühlt sich der Bombensplitter an, der in Anni Kölls rechter Hand liegt. Neben dem goldenen Ehering wirkt das Metallstück besonders eisig. Nur wenige Zentimeter groß, schmutzig grau, mit scharfen Kanten, ein paar rote Fusseln haben sich daran festgebrannt. Anni Köll – kurze graue Haare, graue Hose, roter Pulli – hat die Geschichte des Splitters, den sie in ihrer Küche gefunden hat, schon oft erzählt. Jedes Mal holt sie ihn dann hervor. Die Frau Mitte 80 schüttelt den Kopf: „Man kann sich gar nicht vorstellen, wie ein so winziges Teil so einen großen Schaden anrichten kann.“

Anni Köll hat nicht miterlebt, wie die 250 Kilogramm schwere Fliegerbombe vor ihrer Haustür in die Luft ging. An jenem 28. August 2012 hatte sie ihre Wohnung in der Feilitzschstraße in München bereits verlassen. Sie harrte mit ihrem Mann in einem Gartenhäuschen aus, als sich der riesige Feuerball über den Dächern erhob, das Donnern durch die Stadt hallte und der Bombensplitter durch die Fensterscheibe im dritten Stock katapultiert wurde, mitten in die Küche der Kölls.

Auch wenn das sechseinhalb Jahre her ist, wenn die Fenster lange repariert sind, werden in diesen Tagen viele in Schwabing an die Fliegerbombe erinnert. Erst recht, wo erneut darüber gestritten wurde, ob damals etwas schiefgelaufen ist. Und wer dafür aufkommen muss.

Das Donnern hallte damals durch die ganze Stadt

Jetzt steht Anni Köll in roten Pantoffeln in der Tür und erzählt von dem Moment, als sie die Wohnung zum ersten Mal wieder betreten hat – zwei Tage nach der Sprengung. „Überall lagen Glasscherben, Mauerbrocken, die aus der Decke gebrochen sind, zersprungene Vasen, den Ölofen hat es auseinandergerissen.“

Foto: Maria Heinrich

Eine Bekannte ruft an, sie sind zum Tanztreff verabredet. Doch Anni Köll will weiter erzählen. Dass die Nachbarn im vierten Stock neue Türen haben, weil es die alten rausgeschleudert hat. Und wie das denkmalgeschützte Haus, in dem sie seit 49 Jahren lebt, vorher ausgesehen hat. „Ich sage immer: Beide Kriege hat es überstanden. Und dann kam die Bombe.“

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Ein Baggerfahrer hatte damals in einer Baugrube an der Feilitzschstraße 7 den Sprengkörper entdeckt. Straßenzüge wurden gesperrt, 2500 Menschen in Sicherheit gebracht. Doch der Versuch, die Bombe zu entschärfen, scheiterte. Den Experten blieb nur die kontrollierte Sprengung. Sandsäcke und Stroh wurden um die Bombe verteilt, um die Druckwelle der Detonation zu bremsen. Dennoch demolierte die Explosion Fenster und Fassaden, das Stroh entzündete sich und setzte mehrere Gebäude in Brand. Verletzt wurde niemand. Doch an den Häusern um die Bombengrube entstand ein Millionenschaden, rechnete die Versicherungskammer Bayern Tage später hoch.

Die Axa forderte die Summe von der Stadt München zurück

Allein die Axa-Versicherung musste mehr als 400.000 Euro Schaden regulieren. Eine Boutique, deren Inhaber bei der Axa versichert war, brannte völlig aus, ein Tee-Laden sowie ein Aufnahme- und Tonstudio wurden stark beschädigt. Und da beginnt der juristische Ärger. Die Sprengung sei „grob fehlerhaft durchgeführt worden“, argumentierte die Versicherung. Unter anderem hätten die Verantwortlichen kein Stroh als Dämmmaterial verwenden dürfen. Axa forderte die 400.000 Euro von der Stadt zurück.

An die Verwüstung erinnert sich Wolfgang Roucka noch genau. Seit 53 Jahren betreibt er hier ein Fotostudio, einige Meter entfernt von der Stelle, an der die Bombe detonierte. Roucka gilt als Schwabinger Institution, im Viertel ist er als „Posterkönig“ bekannt. Der 78-Jährige trägt ein blau kariertes Sakko, dazu ein gestreiftes Hemd in verschiedenen Violetttönen, Goldkette, Goldring und einen rot-gelben Schal. Doch das Auffälligste an ihm ist Hermine, eine braun-weiße Chihuahua-Hündin, die er mit sich herumträgt.

Im August 2012 musste eine 250 Kilogramm schwere Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg in München-Schwabing kontrolliert gesprengt werden. Der Schaden war gewaltig.
51 Bilder
Bilder der Verwüstung 2012: Fliegerbombe in Schwabing gesprengt
Foto: dpa

Immer wieder streichelt er über ihr Köpfchen, als würde er sich damit selbst beruhigen können, wenn er von dieser aufregenden Nacht erzählt. Die Druckwelle der Explosion prallte damals von einer Mauer ab und zerstörte ein Schaufenster. Roucka hat damals Interviews gegeben, Zeitungen zitierten ihn mit dem Satz: „Das ist Schwabing in Scherben.“ Zwei Tage durfte er sein Fotostudio nicht betreten. Noch am selben Tag, als die Straße freigegeben wurde, wechselte ein Glaser das Schaufenster aus. Ein Glücksfall, Roucka konnte gleich wieder eröffnen. Andere Geschäfte hat es schlimmer erwischt. „Da haben die Druckwelle und die Flammen alles zerstört.“

Dilek Sahin ist mit ihrem Friseursalon aus der Straße weggezogen

Roucka ist einer der letzten Ladeninhaber, die von der Bombe erzählen können. „Die meisten Geschäfte, die es damals hier gab, haben längst geschlossen.“ Viele der Besitzer hatten nach der Sprengung wieder eröffnet, sind aber im Laufe der Jahre umgezogen oder in Ruhestand gegangen. Den ständigen Wechsel der Geschäfte habe es hier immer gegeben, sagt Roucka. „Man könnte das Viertel fast schmuddelig nennen. Aber das macht seinen besonderen Charme aus.“

Foto: Maria Heinrich

Für Dilek Sahin ist Schwabing seit dem August 2012 nicht mehr, wie es war. Das Viertel hat sich von der Bombe nicht mehr recht erholt, sagt sie. Zwölf Jahre führte die Frau einen Friseursalon an der Feilitzschstraße, vor einem Jahr zog sie mit ihrem Geschäft ein paar Straßen weiter. „Wir hatten auch viele Jahre danach noch ein ungutes Gefühl, waren nicht mehr glücklich. Das Viertel hat sich einfach zu sehr gewandelt.“ Die alten Räume von Dilek Sahin stehen immer noch leer.

An der Stelle, wo vor sechseinhalb Jahren die Fliegerbombe in die Luft ging, steht heute ein modernes Gebäude, mit Bioladen im Erdgeschoss und Wohnungen darüber. Glatte Betonfassade, großzügige Fenster, die das spärliche Licht einfangen. An diesem Wintertag scheint zwar die Sonne am blauen Himmel, doch sie steht so tief, dass sie es nicht über die Häuser schafft. Den Biomarkt findet Posterkönig Wolfgang Roucka zwar praktisch für die Anwohner. „Aber der Neubau ist kein Highlight für uns. Wir hätten uns schon etwas Individuelleres gewünscht. So wie früher.“

Wer wissen will, wie dieser Teil Schwabings aussah, bevor die Bombe hochging, muss sich nur durchs Internet klicken und einen virtuellen Spaziergang durch die alte Feilitzschstraße machen. Vorbei an einem Kino, einem Imbiss und einem Spielcenter, wo heute der Biomarkt ist. Vorbei an der Stelle, wo bis 2011 die Kultkneipe „Schwabinger 7“ stand – ein legendäres Lokal, dessen runtergekommener Charme als Markenzeichen galt und das ein paar Häuser weiter neu eröffnete. Genau auf dem Grundstück der alten Kneipe wurde die Fliegerbombe gefunden. „Für Schwabing war das schon ein legendäres Ereignis“, sagt Wolfgang Roucka heute.

Andere würden es eher tragisch nennen. Und fragen sich: Ist damals nicht etwas schiefgelaufen? Warum musste diese Bombe gesprengt werden, wo doch immer wieder eine Fliegerbombe gefunden und ohne Komplikationen entschärft wird? So wie in Augsburg an Weihnachten 2016 oder in dieser Woche in Obertraubling bei Regensburg?

Foto: Peter Kneffel, dpa

Andreas Heil kennt diese Fragen. Er gehört zu den Kampfmittelräumern der Firma Tauber aus Nürnberg, die 2012 die Entscheidung trafen, die Schwabinger Fliegerbombe zu sprengen. Der 60-Jährige erklärt: „Die Bombe in Schwabing hatte einen Langzeitzünder mit Ausbausperre, so etwas kommt in Bayern sehr selten vor. Eine manuelle Entschärfung wäre tödlich verlaufen, eine Fernentschärfung klappte nicht, da der Zünder deformiert war.“ Heil und seine Sprengmeister entschieden sich auch gegen den Einsatz eines Wasserschneidgeräts. „2010 sind bei diesem Verfahren in Niedersachsen drei Kollegen aus ungeklärten Gründen getötet worden. Menschenleben gehen vor, das ist die Maxime.“ Die Lage der Bombe verkomplizierte die Situation damals zusätzlich.

Die Axa-Versicherung sah das anders und zog vor Gericht. Als Verantwortliche für die örtliche Sicherheit müsse die Stadt München für den entstandenen Schaden haften, argumentierte das Unternehmen. Das Landgericht München wies die Klage 2017 ab – unter anderem, weil nicht die Stadt, sondern der Freistaat die Sprengung veranlasst hatte. Axa zog vor das Oberlandesgericht, wo am Donnerstag verhandelt werden sollte. Doch nun ist der Streit beigelegt, beide Parteien haben sich auf einen Vergleich geeinigt. Zahlt die Stadt München nun tatsächlich für die Schäden der Bombensprengung? Und wenn ja, wie viel? Sowohl die Stadt als auch Axa sagen nichts dazu. Stillschweigen wurde vereinbart.

Der Sprengmeister sagt: „Nach damaligem Wissensstand wäre es nicht besser gegangen.“

Andreas Heil hat den Prozess verfolgt. Und er hat sich all die negativen Kommentare angehört, die nach der Schwabinger Sprengung aus Fachkreisen kamen. „Als wir die Aufgabe angingen, war nur eine einzige Firma bereit, uns zu helfen. Aber im Nachhinein haben sich unzählige Experten geäußert und damit geprahlt, dass sie natürlich alles besser gemacht hätten.“ Heil ist überzeugt, dass er und seine Kollegen richtig gehandelt haben. „Nach damaligem Wissensstand wäre es nicht besser gegangen. Und man muss den Referenzrahmen betrachten: Bei über 100 Kilogramm Sprengstoff waren die Schäden trotz der schwierigen Lage sehr gering.“

Foto: Marc Müller, dpa

So sieht das auch Inge Pilz. Die 65-Jährige wohnt seit 1973 in der Feilitzschstraße, im zweiten Stock, direkt unter Anni Köll. Gleich kommt ihre Tochter mit den Enkelkindern vorbei, sie muss für ihre Gäste noch das Essen kochen. Sie hat nur kurz Zeit, über die Bombe von damals zu sprechen. Über den Schutt und den Dreck, der überall lag, als sie ihre Wohnung wieder betreten durfte. Die Tür war herausgerissen, die Fenster zersprungen. Die Versicherung ist für die Schäden aufgekommen und hat keine Probleme gemacht, so war es auch bei Anni Köll. „Wir können froh sein“, sagt Inge Pilz. „Wir haben alle unser Leben und unsere Wohnungen behalten und sind den Umständen entsprechend gut weggekommen.“

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