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Vierschanzentournee
29.12.2017

Ansturm auf Oberstdorf: Wie der Ort mit dem Ausnahmezustand umgeht

Im Anflug auf Oberstdorf: Die Skispringer bereiten sich auf den Auftakt der Springertournee vor.
Foto: Ralf Lienert (Archivfoto)

Es ist wieder Vierschanzentournee – und was für eine! Noch nie wurden so viele Tickets für das Auftakt-Skispringen verkauft. Wie sich das Leben für die Einheimischen verändert.

Ausverkauft. Schon wieder müssen die Mitarbeiterinnen im Gästeservice der Oberstdorfer Touristen-Information einen Besucher vertrösten. Wie so oft in den vergangenen Tagen. Eintrittskarten für das Auftaktspringen der Vierschanzentournee im Allgäu gibt es längst keine mehr. Schon vor zwei Wochen waren für den Wettbewerb am morgigen Samstag alle Tickets vergriffen. Christian Gröger ist einer derer, die leer ausgegangen sind. Der Ostallgäuer hat in den vergangenen Jahren oft bei den Springen an der Schattenbergschanze mitgefiebert. Diesmal will er dem Freund seiner Tochter, einem Brasilianer, die Faszination des Skispringens näherbringen. Für Heitor Fernando Nunes de Oliveira, 32, ist schon der viele Schnee eine Besonderheit, eine Sprungschanze hat er noch nie aus der Nähe gesehen. „Wir müssen also unbedingt dabei sein und haben uns auch mit Tickets für die Qualifikation zufriedengegeben“, erzählt Gröger. Die ist heute.

Auch viele andere Wintersportfans müssen sich damit begnügen. Für die Veranstalter in Oberstdorf, den örtlichen Skiclub und die Skisport- und Veranstaltungs GmbH, ist das gleichzeitig ein Glücksfall. Sie verzeichnen einen Zuschauerrekord. Schon jetzt steht fest, dass so viele Besucher wie nie zuvor in der 65-jährigen Geschichte die Wettbewerbe im Allgäu miterleben werden. 25.000 Zuschauer sind bei den beiden Wertungsdurchgängen am Samstag dabei, über 15.000 werden zur Qualifikation erwartet. „Über 40.000 Zuschauer live vor Ort, das hatten wir noch nie. Das wird ein Hammer-Auftakt“, freut sich Skiclub-Präsident Peter Kruijer. Das ist die eine Seite. Die andere ist: Wenn der Tross der Vierschanzentournee in diesen Tagen durch den Ort zieht, bedeutet das einmal mehr Ausnahmezustand.

Oberstdorf ist die südlichste Gemeinde Deutschlands. Danach kommen nur noch Berge. Die Straßen werden enger. Über die Bundesstraße 19 geht es nach hinten ins Tal, an den Wochenenden zum Bettenwechsel in den vielen Hotels und Pensionen wird sie regelmäßig zum Nadelöhr. Bei Großveranstaltungen ist das nicht anders. Die B19 ist nach wie vor der einzige Weg, der den Fernverkehr nach Oberstdorf führt. Bis Sonthofen ist die Straße autobahnähnlich ausgebaut, die letzten 15 Kilometer aber geht es oft nur noch im Schritttempo voran. Eine echte Geduldsprobe.

Zur Vierschanzentournee weichen daher viele Zuschauer auf den Zug aus. Knapp 3000 werden es pro Veranstaltungstag sein, sagt ein Sprecher der Deutschen Bahn. Mit dieser Zahl hat der Konzern den Sonderfahrplan kalkuliert. 40 Züge kommen am Oberstdorfer Bahnhof an einem normalen Werktag von frühmorgens bis kurz vor Mitternacht an. Zum Skispringen sind es noch ein paar mehr. Die Bahn setzt Sonderzüge ein, reguläre Züge werden um etliche Waggons verlängert.

Spektakulärer Anblick: die Fußgängerzone in Oberstdorf mit den beiden beleuchteten Skisprungschanzen im Hintergrund.
Foto: Ralf Lienert

Ein Auto braucht hier kaum jemand

Vom Bahnhof aus geht es zu Fuß weiter zu den Skisprungschanzen in der Audi-Arena, oben am Schattenberg. Eineinhalb Kilometer quer durch die Fußgängerzone. Autos sind hier verboten, sie bleiben auf den Parkplätzen vor dem Ortskern stehen. Ein Auto braucht hier ohnehin kaum jemand. Oberstdorf hat man in gut zehn Minuten durchlaufen. Im Winter, wenn sich die vielen Urlauber von einem Schaufenster zum nächsten durch die Gassen zwängen, hier den heimischen Bergkäse im Feinkostladen kaufen und gegenüber die neueste Skimode in der Auslage des Sportfachgeschäfts begutachten, braucht man ein bisschen länger. Rund um den Jahreswechsel ist der traditionsreiche Wintersportort ausgebucht.

„Die Auslastung liegt bei 100 Prozent. In einzelnen Kategorien tut sich immer etwas durch Absagen oder vorzeitige Abreisen. Darauf sollte man sich aber nicht verlassen“, erzählt Thomas Klein. Er ist Leiter der EDV-Abteilung bei Tourismus Oberstdorf und damit Herr der Zahlen. „Wenn gewisse Wünsche wie Preis, Lage, Größe und Ausstattung berücksichtigt werden sollen, raten wir zu frühzeitiger Buchung“, sagt er.

Und ab in die Fußgängerzone: Oberstdorf-Besucher gestern im tief verschneiten Wintersportort.
Foto: Ralf Lienert

Klein hat die Kapazitäten der Beherbergungsbetriebe mit wenigen Klicks parat. Samt Zweitwohnungen weist die Marktgemeinde statistisch für Dezember dieses Jahres 3100 Betriebe und 16.253 Betten aus. Und alle sind sie zwischen Weihnachten und Neujahr belegt. 40 Prozent der jährlich etwa 450.000 Gäste und 2,6 Millionen Übernachtungen in Oberstdorf entfallen auf das Winterhalbjahr von November bis April. Sprich: Der Ort ist nicht allein vom winterlichen Trubel abhängig, auch zwischen Mai und Oktober ist hier Hochbetrieb.

Die Einheimischen haben sich längst mit dem Rummel abgefunden. Für viele von ihnen gehört das Treiben ebenso zum Leben unterhalb des Nebelhorns wie die fast schon gespenstische Ruhe in den Übergangszeiten zwischen Sommer- und Wintersaison. Dann, wenn die Straßen leergefegt sind und viele Restaurants und Hotels für einige Wochen schließen.

Michael Fischer ist einer der rund 10.000 Einwohner. Ein echter Oberstdorfer. Der 31-Jährige ist hier geboren und betrachtet die Entwicklung aus zwei Perspektiven. Er ist einerseits junger Familienvater, muss sich also mit Frau und Kind zur Hochsaison mit dem Kinderwagen durch die Besuchermassen quälen. Der Alltag verändert sich. „Man hat sich aber über all die Jahre damit abgefunden. Wir gehen eben nicht an einem Samstagvormittag zum Einkaufen, wenn überall die neuen Feriengäste ankommen und ihre Vorräte besorgen.“

Einer sagt: Es ist doch toll, wenn sich in Oberstdorf was rührt

Andererseits ist er im elterlichen Hotelbetrieb groß geworden. Mit drei Jahren hat er einem Hotelgast das erste Frühstücksei serviert, als Neunjähriger die erste Gästeanfrage beantwortet. Heute ist er im Tourismus-Marketing tätig und sagt: „Es ist doch toll, wenn sich was rührt und die Urlauber sich ausgerechnet unsere Region zum Entspannen und Wohlfühlen ausgesucht haben.“ Seit vielen Jahren ist Fischer als Zuschauer beim Auftaktspringen der Vierschanzentournee dabei. Auch morgen wieder. Dann macht er sich mit den vielen anderen Fans auf den Weg hinauf zur Schanze. Die Bars haben sich bereits auf den Ansturm vorbereitet.

Auch im Hotel Traube, mitten in der Fußgängerzone, wird bereits gefeiert. Aus dem gemütlichen Biergarten wird alljährlich zur Wintersaison eine Aprés-Ski-Bar im Stil einer Almhütte. Es riecht nach Hochprozentigem, in der Luft liegt ein Wirrwarr aus zig verschiedenen Dialekten, aus den Lautsprechern dröhnt Schlagermusik. Hier wird in den kommenden Tagen wieder lautstark mitgegrölt, schon ab dem frühen Morgen. Zu „Marmor, Stein und Eisen bricht“ und den großen Hits von DJ Ötzi. Chefin Natali Kleber weiß aus den vergangenen Jahren viele Anekdoten zu erzählen: „Es gab auch schon Gäste, die zwar Eintrittskarten für das Springen hatten, dann aber bei uns in der Hütte versumpft sind und alles lieber am Fernseher verfolgt haben.“

Gefeiert werden kann während der großen Wintersport-Veranstaltungen im Ort der großen Schanzen ohnehin jeden Tag bis spät in die Nacht. Also eine Art Oberstdorfer Schanzenviertel, wenn man so will – in Anlehnung an das gleichnamige, enorm angesagte Ausgehviertel in Hamburg. Vor dem Oberstdorf-Haus, dem touristischen Zentrum der Gemeinde, putzen die Händler und Gastronomen schon seit Tagen ihre Bratwurst- und Glühweinstände heraus. Die WM-Bar, die es schon seit der Nordischen Ski-Weltmeisterschaft 1987 gibt, öffnet pünktlich zum Tourneeauftakt ihre Türen.

Aus das gehört zum Tournee-Auftakt: Gäste aus dem benachbarten Riezlern sowie aus dem Rheinland feiern ausgelassen.
Foto: Ralf Lienert

Nur ein paar Schritte abseits dieser Partymeile bietet die evangelische Christuskirche einen echten Kontrast: Ruhe. Einfach nur Ruhe. Die Türen des Gotteshauses sind den ganzen Tag geöffnet. Immer wieder kommen Urlauber vorbei, um ein kurzes Gebet zu sprechen und einen Moment durchzuatmen. Hier gibt es zwei Geistliche, die sich ausschließlich um Gäste kümmern. Auch sie, sagt Pfarrer Markus Wiesinger, haben rund um den Jahreswechsel alle Hände voll zu tun.

Ein ehemaliger Top-Skispringer nennt sich „Hausmeister“

Wie die vielen Helfer und Funktionäre oben im Skisprungstadion. Pressekonferenzen, Regie-Besprechungen mit Fernsehstationen, Stadionbegehung mit den Sicherheitsbehörden – und Schneeräumen. Ausgerechnet kurz vor dem Auftaktspringen hat es noch einmal ordentlich Neuschnee gegeben. Mittendrin ist mit Michael Neumayer ein ehemaliger Aktiver. Der 38-Jährige war 2007/2008 Dritter in der Gesamtwertung der Vierschanzentournee. Inzwischen arbeitet er als Chef der Technik und ist für alles verantwortlich, was an der Schanze funktionieren muss. „Von Wind- und Weitenmessung bis zum Lift. Ich bin quasi der Hausmeister“, sagt er lachend. Mit seiner Familie wohnt er in Fischen, sechs Kilometer nördlich von Oberstdorf. Dem Trubel kann auch er sich nicht entziehen. Und er will es auch gar nicht. „Im November ist hier Totenstille, und Mitte Dezember geht’s wieder richtig los. Die Fußgängerzone ist voll, die Cafés sind es auch. Aber der Ort lebt ja davon.“

Wenn der Tournee-Tross zu Neujahr weiterzieht nach Garmisch-Partenkirchen, wird im Allgäu längst noch keine Ruhe einkehren. Schon in drei Wochen wird die Skiflug-WM ausgetragen, nach den Jahren 1987 und 2005 will Oberstdorf zudem mit der nächsten Nordischen Ski-Weltmeisterschaft 2021 ein drittes Wintermärchen erleben.

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