Auf Spurensuche
Nachkommen bekannter jüdischer Familien in Franken und Schwaben
Augsburg Eine nicht alltägliche Reisegruppe besucht in dieser Woche Franken und das bayerische Schwaben. Es sind 20 Nachkommen namhafter jüdischer Familien, die einmal in diesen Teilen Bayerns beheimatet waren und die heute in Israel und den USA zuhause sind.
Initiator ist Werner Loval, der aus Bamberg stammt und ursprünglich Löbl hieß. Seine Mutter Frieda Löbl war eine geborene Aufhäuser aus Augsburg. In der Hermanstraße 23 besaßen die Eltern eine Fabrik zur Produktion von Likör, Essig, Spiritus und Punschessenzen. Die Tochter heiratete den Bamberger Fabrikanten Sali Löbl.
Nach einer Diplomatenkarriere wurde Werner Loval in Israel ein erfolgreicher Häusermakler und Mitgestalter des modernen Jerusalems. Seine Lebensgeschichte hat er in englischer Sprache in dem umfangreichen Buch „We were Europeans“ aufgezeichnet. Es wurde vor einigen Wochen in unserer Zeitung besprochen.
Nach dem Besuch Bambergs kommt die Reisegesellschaft in der zweiten Wochenhälfte ins Schwäbische. Sie macht halt in Nördlingen und in Oettingen, Geburtsort von Prof. Dr. David Aufhäuser, einst ein bahnbrechender Brennstoff-Wissenschaftler und im Dritten Reich emigriert. Und sicherlich wird es auch einen Abstecher ins nahe württembergische Aufhausen geben, dem Namensgeber dieser Familien.
Hainsfarth, auch eine Station der kleinen Reisegesellschaft, ist Geburtsort von Heinrich Aufhäuser, Gründer der bis heute bestehenden vornehmen Aufhäuser-Bank. In der Synagoge des Ortes wird es einen Empfang geben. Nächste Station: Augsburg. Synagoge und Jüdisches Kulturmuseum, dann der Ort, an dem einst in der Hermanstraße die Aufhäuser-Destille stand, ein Empfang durch die Stadt Augsburg, der Goldene Saal und im Ortsteil Pfersee die Siegfried-Aufhäuser-Straße, die es dort endlich gibt. Sie erinnert an Siegfried Aufhäuser, der 1920 anlässlich des rechten Kapp-Putsches gemeinsam mit dem Arbeiterführer Carl Legien den einzigen Generalstreik der deutschen Geschichte ausrief. Um Hitler zu verhindern, hätte Aufhäuser 1932 gern erneut alle Räder stillstehen lassen, er fand aber keine Mitstreiter und ging 1933 ins Exil.
Letzte Station der Reisegesellschaft ist Füssen. Nach so viel Familiensuche erhofft sich die Gruppe ein wenig Erholung auf den Schlössern bayerischer Könige...
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