Die vier Millionen des Herrn Pfahls
Offiziell hat sich Ex-Staatssekretär Pfahls für bankrott erklärt. Er soll aber ein dickes Auto, eine Villa in Südfrankreich und ein Grundstück gekauft haben. Von Holger Sabinsky-Wolf
An die Côte d'Azur hat es Ludwig-Holger Pfahls immer gezogen. Schon während seiner steilen politischen Laufbahn bis hin zum Verfassungsschutz-Präsidenten und Rüstungsstaatssekretär hat er sich eine Villa in Südfrankreich gekauft - in der Nachbarschaft von Dieter Holzer. Später musste er das Anwesen verkaufen. Aber ohne konnte er offensichtlich nicht. Er kaufte dort wieder ein Haus.
Doch die Verhältnisse haben sich gravierend geändert. Damals war Pfahls erfolgreicher Politiker mit hohem Einkommen. Inzwischen ist der 68-Jährige wegen Vorteilsannahme und Steuerhinterziehung verurteilt worden. Im Jahr 2007 leistete er den sogenannten Offenbarungseid. Er hat damit offiziell erklärt, kein Vermögen mehr zu besitzen. Hintergrund sind Steuernachforderungen des deutschen Fiskus in Millionenhöhe.
Ein auffällig unauffälliges Leben mit der Frau in Nürnberg
Nach seiner Verurteilung in Augsburg heiratete Pfahls die moldawische Prinzessin Viorica Sava, die er während seiner fünf Jahre dauernden Flucht kennengelernt hatte. Das Paar ließ sich in Nürnberg nieder und versuchte, ein unauffälliges Leben zu führen. Offensichtlich fühlte sich Pfahls vor den Ermittlern sicher, als er im Laufe der Jahre einen Audi Q 7, ein Grundstück in der Oberpfalz und die Villa an der Côte d'Azur kaufte. Im Oktober 2006 ließ er gut eine Million Euro in eine Immobilienfirma fließen. Als Sicherheit für diese Investition soll die Hälfte der Gesellschaftsanteile auf Pfahls' Ehefrau überschrieben worden sein.
Doch die Ermittler hatten Pfahls im Blick. Und die Anschaffungen schienen verdächtig für einen angeblich Mittellosen. Nach Informationen unserer Zeitung wurden Telefone von Pfahls und Bekannten abgehört. Nun, kurz vor Weihnachten, war für die Staatsanwaltschaft in Augsburg der Zeitpunkt gekommen, zuzuschlagen. Wie berichtet, wurden am Mittwoch sieben Personen verhaftet. Neben Pfahls und seiner Ehefrau auch der geheimnisvolle saarländische Lobbyist Dieter Holzer, ein Rechtsanwalt und ein Bauunternehmer. Allen sieben wurde mittlerweile der Haftbefehl eröffnet, bestätigt der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Matthias Nickolai. Sie wurden auf verschiedene Gefängnisse in Südbayern verteilt. Pfahls sitzt in Kaisheim (Kreis Donau-Ries), Holzer in München-Stadelheim. Nach Informationen unserer Zeitung gibt es auch ein Ermittlungsverfahren gegen den Mainzer Rechtsanwalt Volker Hoffmann, der Pfahls in dessen Augsburger Prozess verteidigt hat. Die Kanzlei erhielt am Mittwoch ebenfalls Besuch von den Ermittlern. Daneben gibt es laut Staatsanwaltschaft weitere Beschuldigte. Alle Verdächtigen sollen Pfahls geholfen haben, seine wahren Vermögensverhältnisse zu verschleiern.
Es soll das Schmiergeld
aus der Schreiber-Affäre sein
Mindestens vier Millionen Euro soll Pfahls versteckt haben. Woher kommt das Geld? In seinem Prozess hatte Pfahls gestanden, als Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium vom Waffenlobbyisten Karlheinz Schreiber 3,8 Millionen Mark Schmiergeld erhalten zu haben. Das Geld hatte er bei seiner Steuererklärung verschwiegen. 2005 wurde er vom Landgericht Augsburg wegen Steuerhinterziehung und Vorteilsannahme zu zwei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt.
Insgesamt saß "das Phantom", wie er wegen seiner fünfjährigen Flucht genannt wurde, 13 Monate im Gefängnis. Holzer wurde später wegen Fluchthilfe zu neun Monaten auf Bewährung verurteilt. Damals gab sich Pfahls reumütig und versicherte, sein ganzes Geld sei bei der Flucht draufgegangen.
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