Königliche Karossen - Die Autos der Mächtigen
Eine außergewöhnliche Schau über die Pracht von Staatskarossen ist abMittwoch im Audi Museum in Ingolstadt zu sehen. Elf Automobile - vonChruschtschows vier Tonnen schwerem Sil, Kennedys Lincoln Continentaloder dem Horch 830, den General de Gaulle fuhr - vermitteln einenanschaulichen Eindruck, wie man präsidial reist. Von Josef Karg
Von Josef Karg
Ingolstadt. Da fletzt man nun selbst, wo sich die Queen mit ihrem Gatten Prinz Philip durch Europa kutschieren ließ. Im Rolls Royce Phantom IV., dem einst exklusivsten Auto der Welt. Die in rotem Samt gehaltene Innenausstattung ist urgemütlich, gleichwohl es ein wenig nach Museum riecht. Der Inhalt eines kleinen Schnapsschränkchens im Fonds hat den Royals das Reisen kommoder gemacht. Prost!
Eine außergewöhnliche Schau über die Pracht von Staatskarossen ist ab Mittwoch im Audi Museum in Ingolstadt zu sehen. Elf Automobile - von Chruschtschows vier Tonnen schwerem Sil, Kennedys Lincoln Continental oder dem Horch 830, den General de Gaulle fuhr - vermitteln einen anschaulichen Eindruck, wie man präsidial reist.
"Seit es das Rad gibt, werden Kutschen und Automobile von Reichen oder Mächtigen bewusst zu Repräsentationszwecken verwendet", erzählt Stefan Felber von Audi Tradition. Das Gefährt habe seinem Besitzer "Achtung, Respekt, sogar Bewunderung" verschafft.
Im Zentrum der Ausstellung dreht sich eine Kutsche der Familie Thurn und Taxis. Der innen mit Seide ausgeschlagene Halbgalawagen wurde 1909 in Berlin gebaut. Fürst Albert I. (1867-1952) ließ sich darin nebst Gattin ins Theater oder zur Messe in den Dom fahren.
Die Ausstellung zu durchschlendern ist unterhaltsam. Vor allem wenn man kompetente Begleitung hat. Denn hier stehen keine anonymen Automobile. Jeder Wagen erzählt seine eigene Geschichte. Wie ein lebendes Lexikon, wandelt Felber von Modell zu Modell. Über den Austro-Daimler 9/20 HP erzählt er, dass Kaiser Franz Joseph I. kein Freund der modernen Automobile war. Schon gar nicht wollte er sich beim Einsteigen vor so einem Motor-Ungetüm verbeugen. Folglich schneiderte der spätere Volkswagen-Konstrukteur Ferdinand Porsche ein Chassis, dessen Türen so hoch waren, dass der Kaiser problemlos aufrecht - mit Hut oder Krone - einsteigen konnte.
Ein kurze Zeitreise in die Jahre des kalten Kriegs: Eines der auffälligsten moderneren Fahrzeuge ist der Sil 111 G von Nikita Chruschtschow. Das US-Limousinen nachemfundene Fahrzeug ist gespickt mit allerlei technischem Schnickschnack wie einem pneumatischen Bremsverstärker. Man sieht der sowjetischen 170-PS-Wuchtbrumme allerdings auch an, dass sie in einer Fabrik konstruiert wurde, die eigentlich Lastwagen herstellt.
Übrigens, die kommunistischen Machthaber hatten heimlich durchaus Freude an westlichen Autos. Ferraris oder Mercedes-Modelle hortete Chruschtschows Nachfolger Leoniod Breschnew. Einen Rolls Royce soll der sowjetische Staatschef sogar im Suff zu Schrott gefahren haben, erzählt Felber. Die Story ist nicht verbrieft, klingt aber gut.
Obwohl es nicht das Original ist und der Zustand nicht der Allerbeste, sticht auch John F. Kennedys Lincoln Continental GG 300 ins Auge. Das 300 PS starke Fahrzeug hatte eine besondere Einrichtung. Die erlaubte es, den hinteren rechten Stuhl 25 Zentimeter zu heben, sodass der Präsident mehr Übersicht hatte. Das in der Basisausstattung 7000 Dollar teure Auto wurde für 200 000 Dollar nach Kennedys Wünschen umgebaut. Zur damaligen Zeit ein Vermögen. Kennedy liebte diesen Wagen. Er benutzte ihn während seines Deutschlandbesuches 1963. Auch beim Attentat in Dallas saß er in dem Lincoln. Dann wurde das Original aus Pietätsgründen zerstört. Ein Sammler baute das Ausstellungsstück nach.
Eine solch tragische Geschichte blieb den Mercedes 600 erspart, in dem sich Fürstin Gloria von Turn und Taxis von ihrem Albert heiraten ließ. Dieser wunderschöne Wagen war in seiner Zeit beliebt. Vom Schah bis zu Elvis - jeder, der wichtig war oder sich dafür hielt und es sich leisten konnte, hatte das 250-PS-Auto mit Luftfederung.
Den Glamour eines Mercedes 600 verkörpert der Dienst-Audi von Altbundeskanzler Gerhard Schröder nicht. Der A 8 ist eine Art James-Bond-Mobil mit Tarnkappe. Die Türen hätten sich im Angriffsfall absprengen lassen. Reizgas-Sensoren, Schießscharten und ein antimagnetischer Boden gegen Haftminen komplettierten die Ausstattung.
Das krasse Gegenteil des Hightech-Audis ist das Unikat eines Papamobils aus dem Hause Seat. In dem spanischen Kleinwagen mit Stehpult im Heck soll Papst Johannes Paul II. letztmalig ohne Panzerglas chauffiert worden sein. Das Auto des Heiligen Vaters ist auch Beleg dafür, dass Mächtige nicht immer prunkvoll fahren mussten.
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