Bauernverband will Landwirte fördern
Der Markt für Öko-Lebensmittel hat sich aus der Nische heraus zu einem bedeutenden Geschäft entwickelt. Doch der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Ökolandbau im Bayerischen Bauernverband (BBV) Räder schließt nicht aus, dass es auch wieder etwas bergab gehen könnte.
Von Johannes Graf, München
Eberhard Räder erzählt, dass er auf der Zugfahrt von Unterfranken nach München zwei Fahrgäste beobachten konnte, die im Bordrestaurant Bionade tranken. Der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Ökolandbau im Bayerischen Bauernverband (BBV) freut sich über die Beliebtheit des rein biologisch hergestellten Erfrischungsgetränks. "Das ist ein Sinnbild dafür, dass es im Ökolandbau vorangeht", sagt Räder.
Der Markt für Öko-Lebensmittel hat sich aus der Nische heraus zu einem bedeutenden Geschäft entwickelt. Doch Räder schließt nicht aus, dass es auch wieder etwas bergab gehen könnte: Nach dem BSE-Skandal hätten alle nach Bioprodukten gerufen, danach sei die Nachfrage wieder gesunken. Aber er ist überzeugt: "Bio ist einfach in."
Die Zahlen geben ihm recht. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland Bioprodukte für mehr als fünf Milliarden Euro verkauft, 2008 rechnet der BBV mit über sechs Milliarden Euro Umsatz. Der Einstieg der Discounter in den Biomarkt und die Sortimentserweiterung im Einzelhandel haben sich positiv ausgewirkt - schließlich werden so neue Käuferschichten erreicht. In anderen Ländern das gleiche Bild: Die Nachfrage wächst.
Gerd Sonnleitner, Präsident des BBV, bewertet die Entwicklungen auf dem Ökomarkt positiv und glaubt an nachhaltige Marktchancen - anders als in der Vergangenheit.
Die Landwirte selbst stehen dieser Ansicht noch skeptisch gegenüber, vertrauen vorwiegend dem konventionellen Anbau. Rund 5000 Höfe setzen auf den Ökolandbau und bewirtschaften in Bayern eine Fläche von knapp 150.000 Hektar. Eindeutig zu wenig für Sonnleitner, der die Zurückhaltung verstehen kann. "Jeder Landwirt ist Unternehmer und muss wirtschaftlich denken", sagt er.
Rund drei Jahre benötigt ein Landwirt für die vollständige Umstellung auf Ökolandbau. Für viele zu lange. Anreiz für den Umstieg soll eine stärkere Förderung seitens der Regierung sein, für die sich der BBV stark macht. 190 Euro pro Hektar sind momentan im Gespräch.
Für Harald Ulmer, Geschäftsführer der Landesvereinigung für ökologischen Landbau (LVÖ), ist dies zu kurzfristig gedacht. "Mit einer schnellen Geldspritze ist es nicht getan", kritisiert er.
Die Förderung solle sich nicht nur am Markt orientieren, sondern langfristige Perspektiven schaffen. Dabei helfe keine finanzielle Unterstützung der Landwirte nach dem Gießkannenprinzip. Umweltleistungen müssten stärker berücksichtigt werden. Denn: "Der Ökobauer erhält momentan effektiv weniger Förderung", bekräftigt Ulmer.
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