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Bayern
07.10.2015

Freilassing ist für tausende Flüchtlinge die Brücke nach Deutschland

In kleinen Gruppen begleiten Bundespolizisten bei Freilassing Flüchtlinge über einen Fußgängersteg von Österreich nach Deutschland.
Foto: Günter Schiffmann, afp

Vor Kurzem wurde Freilassing weltberühmt. An einem Sonntag drängten tausende Flüchtlinge über den Grenzfluss Saalach und es kommen immer noch Tausende. Wie lange geht das noch gut?

Die Bilder vom 13. September 2015 gingen um die Welt. Menschenmassen schoben sich an jenem Sonntag über die Straßenbrücke vom österreichischen Salzburg ins deutsche Freilassing. Der Verkehr kam zum Erliegen. Die Grenzstadt im Berchtesgadener Land erlebte einen gewaltigen Flüchtlingsansturm, dem sie nicht gewachsen schien.

Und heute? Dreieinhalb Wochen später geht es an dem Grenzübergang über den Fluss Saalach sichtlich entspannter zu. Im Schritttempo fahren Autos und Lastwagen über die Brücke, hin und wieder winken die Polizeibeamten ein Fahrzeug auf die Seite, um es genauer zu kontrollieren. Spaziergänger und Radfahrer können ungehindert die Grenze passieren.

In Zehnergruppen werden Flüchtlinge von Bundespolizisten auf einen Fußweg über ein Wehr geführt, das etwa 100 Meter entfernt von der Straßenbrücke liegt. Die Flüchtlinge tragen Taschen, Rucksäcke oder einfach nur Müllbeutel, in denen ihre wenigen Habseligkeiten stecken. Viele junge Männer sind unter ihnen, aber auch Frauen mit Kopftüchern, die kleine Kinder an sich drücken.

Die Polizisten sind dunkel gekleidet. Sie tragen Sicherheitswesten und kommunizieren über Funkgeräte miteinander. Ihr Ton ist sachlich, alles wirkt unaufgeregt. Die Ordnung verschafft einigen Polizisten auch mal Zeit für eine Kaffeepause.

Derzeit durchschnittlich 2000 Menschen am Tag in Freilassing kontrolliert

Die Bundespolizei hat Freilassing besonders im Blick. Die Stadt liegt an der Balkanroute, über die bereits tausende Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind – und weiterhin kommen werden. Im Durchschnitt sind es derzeit etwa 2000 Menschen pro Tag, die von den Beamten bei der Einreise nach Freilassing kontrolliert und registriert werden. Am Grenzübergang in Passau sind es wohl noch mehr. Wie Staatskanzleichef Marcel Huber (CSU) am Montag sagte, treffen derzeit zwischen 5000 und 10 000 Menschen am Tag in Bayern ein.

Und was sagen die Menschen in Freilassing, die damit direkt konfrontiert sind? „Wir erleben seit Einführung der Grenzkontrollen, dass der Strom nie nachlässt“, sagt Rainer Scharf, Sprecher der Bundespolizei-Inspektion Rosenheim. Die Inspektion ist für die 650 Kilometer lange Grenze von der Bodenseeregion bis zum Berchtesgadener Land zuständig. Rund um die Uhr leisten die Beamten Dienst. Weil die 550 Mitarbeiter nicht mehr ausreichen, erhalten sie Unterstützung von Kollegen aus dem ganzen Bundesgebiet. „Die Beamten sind sehr stark gefordert und kommen bisweilen an ihre Belastungsgrenze“, sagt Scharf. Von einer „Überlastung“ will er aber nicht sprechen.

Taschen kontrollieren, Fingerabdrücke abnehmen, Fotos machen und wenn möglich die Personalien feststellen – das gehört zu den Aufgaben der Polizisten. Viel zu sehen ist davon nicht, weil es in Zelten stattfindet. Nach der Erstregistrierung bringen sie die Flüchtlinge in Bussen vom Grenzübergang zu einem Aufnahmelager in der Stadt.

Daniel Peyerl sitzt wenige Schritte von der Grenze entfernt im Büro eines Tierheims. Der 31-Jährige hat hautnah mitbekommen, wie die vielen Flüchtlinge alle auf einmal über die Grenze kamen. Als einer der ersten Freiwilligen kam er zu Hilfe. „Sie hatten erst nichts zu essen, nichts zu trinken, keine Klos, gar nichts“, erzählt er. Um das menschliche Leid zu beenden, habe er in seiner Freizeit mit angepackt. Peyerl arbeitet Teilzeit und hat sogar eine Woche Urlaub genommen. Um die 75 Stunden pro Woche war er nach eigener Aussage im September im Einsatz als Helfer.

„Jetzt läuft es in geregelten Bahnen“, sagt Peyerl. Aber wie lange noch? Der 31-Jährige glaubt, dass Deutschland die Grenzen für die Flüchtlinge bald ganz schließen wird. „Es muss jedem klar sein, dass das auf Dauer zu viel ist“, sagt er. „In meinen Augen ist das nicht mehr zu steuern.“

Flüchtlinge werden schon in Österreich versorgt

Vergangene Woche hat sich die Situation für die ehrenamtlichen Helfer auf deutscher Seite beruhigt. Seither werden die Flüchtlinge schon in Österreich von Hilfsorganisationen und dem österreichischen Militär versorgt und in Gruppen für den Grenzübertritt eingeteilt. Zuvor mussten das die Einsatzkräfte und Ehrenamtlichen in Freilassing alleine stemmen. Zudem haben die österreichischen Helfer Zelte und WC-Container aufgestellt. In einem eingezäunten Bereich am Salzburger Saalachufer warten die Flüchtlinge nun auf die Weiterreise nach Deutschland. Einige liegen auf der Wiese und ruhen sich aus, drei junge Männer und ein Bub spielen Fußball.

In Freilassing werden die Flüchtlinge in ein ehemaliges Möbellager gebracht. Dort warten sie auf ihre Weiterreise in Sonderzügen. Ein oder zwei davon stehen pro Tag im Freilassinger Bahnhof bereit, berichtet der Polizeisprecher. Sie bieten jeweils 500 Menschen Platz und bringen die Flüchtlinge in Erstaufnahmeeinrichtungen im ganzen Bundesgebiet.

Helfer des Roten Kreuzes untersuchen die ankommenden Flüchtlinge im Obergeschoss des ehemaligen Lagers. Als Sichtschutz dienen Bauzäune, über die Planen gelegt sind. In einer Ecke geben Bundeswehrsoldaten Essen aus. Daneben sind in der riesigen Halle 1500 Feldbetten aufgereiht für diejenigen, die in Freilassing übernachten müssen. Die Flüchtlinge warten auf Bierbänken, dass es weitergeht. Die Luft ist stickig, es riecht nach Schweiß. Zahlreiche Kinderbilder und Zeichnungen an den Wänden zeigen, wie sich vor allem die Kinder die Wartezeit vertreiben.

In einem Bürocontainer vor dem Gebäude besprechen sich jeden Tag um 13 Uhr Einsatzkräfte unter Federführung des Landratsamts Berchtesgadener Land. Auch Pressesprecher Andreas Bratzdrum ist dabei. Draußen wird er schon von einem Reporter der New York Times erwartet. „Langsam wird erkannt, dass es auf Dauer nicht gut gehen kann“, sagt Bratzdrum. Bis zu 50 ehrenamtliche Helfer seien pro Tag nötig. Bis jetzt funktioniere das noch, „aber wir wissen nicht, wie es in 14 Tagen ausschaut.“ Ohne zusätzliche personelle Unterstützung werde es nicht gehen. Seine Befürchtung: Wenn nicht absehbar ist, wie es weitergeht, dann wird es schwerfallen, die Motivation der Helfer aufrechtzuerhalten.

Das Bayerische Rote Kreuz signalisiert bereits, dass Ehrenamtliche überfordert sind – und will in einer Pressekonferenz heute Alarm schlagen. Was tun? Diese Frage erörtern heute auch wieder Landräte und Bürgermeister aus ganz Bayern. In Ingolstadt kommen sie zu einem kommunalpolitischen Kongress der Staatsregierung zusammen.

Verunsicherung und Angst in Freilassing

Verunsicherung und Angst, so berichtet ein Einheimischer, macht sich inzwischen auch in der 16 000-Einwohner-Stadt Freilassing breit. Und die Geschäftsleute klagen über Umsatzeinbußen. So wie Harald und Waltraud Seigert, die neben dem umgenutzten Möbellager ein Spielwaren- und Modellbaufachgeschäft betreiben. Viele Kunden aus Österreich würden wegbleiben, seit die Grenzkontrollen wieder eingeführt wurden, erzählen die Geschäftsinhaber. „Es gibt massive Wartezeiten an der Grenze.“ Seit mehr als drei Wochen gehe das so. „Und es ist kein Ende abzusehen.“ Nach Ansicht der Seigerts wäre es keine Lösung, wenn Deutschland sich abschotten würde. „Die EU-Außengrenzen gehören besser abgesichert“, sagt Harald Seigert.

Unter Federführung der Caritas sind sowohl im ehemaligen Möbellager als auch am Bahnhof freiwillige Helfer im Einsatz. Sie arbeiten in Vier-Stunden-Schichten, von 8 bis 20 Uhr. Bei ihnen ist die Stimmung an diesem Tag weitaus positiver als bei den Geschäftsleuten. „Die Unterstützung durch die Bevölkerung ist nach wie vor gegeben“, erzählt Stephan Hohenadl. Der Student, 23, hat sich mit Gleichgesinnten zu Beginn des Flüchtlingsansturms über die Facebook-Gruppe „Freilassing hilft“ zusammengefunden. Inzwischen ist er einer der vier Organisatoren der Helfergruppe. „Deutlich mehr als 300 Helfer“ hätten sich seit Mitte September mindestens einmal eingebracht, sagt er. „Die körperliche Belastung hält sich in Grenzen.“

Nicht jeder Flüchtling kommt über die offiziellen Grenzübergänge nach Deutschland. Einmal hat ein Flüchtling die Saalach durchschwommen, berichtet ein Anwohner. Polizeisprecher Rainer Scharf sagt, man habe das Problem mit den illegalen Einreisen über die „grüne Grenze“ im Bereich der Inspektion Rosenheim in den Griff bekommen. In der Gegend um Freilassing patrouillieren jetzt rund um die Uhr Polizisten auf Pferden am Fluss entlang. (mit dpa)

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