Mehr Hilfe für Langzeitarbeitslose
Bayerns Agenturen kooperieren mit den Wohlfahrtsverbänden: Caritas, Diakonie und Co. wollen mehr Menschen eine Chance geben, die länger als ein Jahr ohne Job sind.
Alleinerziehend, älter als 50, schon länger auf Jobsuche – es gibt viele Hemmnisse, die es erschweren, einen Arbeitsplatz zu bekommen. Rund 66000 Menschen in Bayern suchen seit über einem Jahr eine Stelle. Langzeitarbeitslose profitieren kaum von der positiven Entwicklung am Arbeitsmarkt. Um dem entgegenzuwirken, kooperiert die Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit (BA) nun mit den bayerischen Wohlfahrtsverbänden. Am Freitag wurde eine Vereinbarung in Nürnberg unterzeichnet, die Langzeitarbeitslosen mehr Chancen bringen soll.
Wohlfahrtsverbände wollen offene Stellen verstärkt mit Langzeitarbeitslosen besetzen
So wollen die Wohlfahrtsverbände – also etwa die Caritas, die Diakonie, die Arbeiterwohlfahrt – künftig bei der Besetzung offener Stellen verstärkt Langzeitarbeitslose berücksichtigen. Bisher sehen es die Sozialverbände vor allem als ihre Aufgabe an, Jugendlichen den Weg in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zu ebnen. Dafür bieten die Verbände eine ganze Reihe von Angeboten im Bildungs- und Betreuungsbereich, wie Prälat Bernhard Piendl betonte. Doch der Vorsitzende der Freien Wohlfahrtspflege Bayern machte auch deutlich, dass es nun darum gehen wird, auch mehr Menschen anzustellen, die schon länger eine Arbeit suchen.
Wohlfahrtsverbände unter Kostendruck
Schließlich sind die Einsatzmöglichkeiten im Gesundheits- und Sozialbereich vielfältig und reichen von Betreuungsaufgaben in Altenheimen über Reinigungsdienste bis hin zu Arbeiten in der Küche, etwa in Krankenhäusern. Doch auch die Arbeitgeber der Wohlfahrtsverbände stehen massiv unter Kosten- und Erfolgsdruck, wie Prälat Piendl hervorhob. Leicht werde daher die Umsetzung der Kooperation nicht werden. Aber man sehe sich in der Pflicht, die Betriebe auf die Vermittlungsprobleme von Langzeitarbeitslosen immer wieder hinzuweisen. Denn auch Prälat Piendl beobachtet, dass es immer schwieriger werde, Langzeitarbeitslose zu vermitteln.
Viele Langzeitarbeitslose schwer zu vermitteln
Das kann Markus Schmitz bestätigen. Der Chef der bayerischen Arbeitsagenturen machte den Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit zu einem seiner Hauptthemen. Betroffen von Langzeitarbeitslosigkeit seien zum einen viele Alleinerziehende. Doch es gibt noch mehr Hürden: Etwa die Hälfte der 66000 Langzeitarbeitslosen habe keine „verwertbare“, also beispielsweise eine veraltete Berufsausbildung. Rund ein Viertel habe einen Migrationshintergrund und 40 bis 45 Prozent seien älter als 50. Gerade um ältere Erwerbslose wieder in Arbeit zu bringen, ist nach Einschätzung von Schmitz auch eine gesellschaftliche Debatte nötig. Denn hier herrschten noch viele Vorurteile in den Köpfen. Renata Häublein nickt bei diesen Worten. Sie ist Geschäftsleiterin für den Bereich Grundsicherung in der Regionaldirektion. Häublein hört zwar nie direkt, dass Unternehmer sagen, dass sie jemanden aufgrund seines Alters nicht einstellen. Sie weiß aber von den vielen Bedenken: Etwa dass ältere Mitarbeiter teurer seien, schwerer zu kündigen und nicht mehr so anpassungsfähig. „Viele Unternehmer glauben, junge Mitarbeiter kann ich besser formen“, sagt Häublein. Ältere machten dagegen mehr Mühe.
Unternehmer müssen umdenken
Diese Sorgen wollen die Agenturen und Jobcenter vor Ort den Unternehmern nehmen. Vor allem die Arbeitgeber der Sozialverbände gilt es nun, besser aufzuklären und über die vielen Fördermöglichkeiten zu informieren. Auch laufe ein neues Förderprogramm jetzt an, bei dem 3000 Langzeitarbeitslose im Freistaat unterstützt werden können. Nach einem Jahr will sich die Regionaldirektion mit den Wohlfahrtsverbänden wieder zusammensetzen und Bilanz ziehen.
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