Bayern will Hilfe für Obdachlose mit mehr Zusammenarbeit verbessern
Die Städte in Bayern verzeichnen immer mehr Obdachlose. Der Freistaat will nun bessere Hilfsangebote schaffen, dazu ist auch eine Stiftung geplant.
Ministerpräsident Markus Söder und Sozialministerin Kerstin Schreyer (beide CSU) wollen Hilfsangebote für Obdachlose verbessern. Dafür wollen sie unter anderem gemeinsam mit Kirchen, Kommunen und Verbänden eine Stiftung gründen. "Wir sind ein reiches Land, doch auch vor unseren Türen gibt es Arme", sagte Söder beim Besuch einer kirchlichen Obdachlosenhilfe in München am Donnerstag. Die beiden Politiker trafen sich dort mit dem Abt von St. Bonifaz, Johannes Eckert, dem Leiter der Obdachlosenhilfe, Frater Emmanuel Rotter, sowie einem ehemaligen Obdachlosen.
Bessere Angebote für Obdachlose gefordert
Forderungen von Wohlfahrtsverbänden nach verlässlichen Statistiken zur Anzahl der Obdachlosen in den Kommunen erteilte Söder eine Absage. "Wir müssen dagegen bessere Angebote für Obdachlose schaffen und in engen Kontakt mit Kommunen und Kirchen treten", sagte Söder. Der Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt in Bayern, Thomas Beyer, hatte kritisiert, dass nicht bekannt sei, wie viele Menschen in Bayern überhaupt obdachlos sind. Eine Statistik hierzu habe die Staatsregierung bislang verweigert.
Sozialministerin Schreyer betonte: "Wir wissen oft gar nicht, was schon alles getan wird." Mehr Zahlen seien jedoch nicht die Lösung. Helfer vor Ort wüssten am besten, wie viel und welche Hilfe benötigt werde, sagte Schreyer. Nun gelte es, in Absprache mit Kommunen, Kirchen und Wohlfahrtsverbänden passende Angebote zu schaffen. Ein runder Tisch später im Jahr solle mehr Vernetzung bringen. Details zu der geplanten Stiftung wurden zunächst nicht genannt.
Ministerpräsident Söder wies beim Besuch der kirchlichen Einrichtung in München darauf hin, dass der Staat für die Obdachlosenhilfe rechtlich nicht zuständig sei - dies sei Aufgabe der Kommunen. "Dennoch wollen wir die Kommunen hier nicht allein lassen."
Vertreter der Großstädte in Bayern hatten vom Freistaat mehr Hilfe bei der Obdachlosenhilfe gefordert. Unterstützung vom Staat sei bislang "Fehlanzeige", kritisierte etwa der Leiter des Sozialamts in Nürnberg, Dieter Maly. Auch vom Sozialamt der Landeshauptstadt München hieß es, Unterstützung vom Land gebe es "derzeit nicht oder nur in begrenztem Rahmen".
Obdachlose: Größter Anstieg in Nürnberg
Dabei verzeichnet die Hälfte der Großstädte immer mehr Obdachlose. Den größten Anstieg meldet die Stadt Nürnberg. Für das Jahr 2014 hatte sie noch 1550 Menschen gezählt, die in den Obdachlosenunterkünften im Stadtgebiet untergebracht waren oder etwa unter Brücken lebten; in diesem Jahr sind es laut Sozialamt der Stadt bereits 2020 Menschen.
Derart genaue Zahlen gibt es in den anderen bayerischen Großstädten nicht. Diese registrieren lediglich die Zahl der Übernachtungen oder der Menschen in städtischen Obdachloseneinrichtungen. Doch auch München, Würzburg und Erlangen melden eine Zunahme der untergebrachten Obdachlosen seit 2014.
In St. Bonifaz in München werden täglich rund 250 Menschen mit Nahrung versorgt. Außerdem können Obdachlose in der Einrichtung duschen und ihre Post abholen. Es steht ihnen auch eine Kleiderkammer zur Verfügung. Abt Johannes Eckert sagte nach dem Besuch: "Wir sind dankbar über das Interesse an unserer Arbeit, weil unsere Gäste des Obdachlosenhauses keine gesellschaftliche Lobby haben." Er hoffe, dass auf den Besuch unkomplizierte und niederschwellige Angebote für Menschen in Not folgen werden.
Ministerpräsident Söder hatte im Juni nach einer Audienz bei Papst Franziskus mehr Engagement für Obdachlose angekündigt. "Ein so reiches Land wie wir sollte da mehr machen", sagte er. Auf Initiative von Sozialministerin Schreyer trafen sich Anfang Juli Vertreter der Kirchen, der Kommunen, der Wohlfahrtspflege und der Bahnhofsmission zu einem ersten runden Tisch. (dpa/lby)
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