Beginnt der Unterricht bald auch in Bayern später?
In einer Schule in Nordrhein-Westfalen gilt ab sofort "Gleitzeit". Ob Schüler um 8 Uhr oder gegen 9 Uhr kommen, entscheiden sie selbst. Ist das auch ein Modell für Bayern?
Der Wecker klingelt am frühen Morgen. Die Augen sind noch müde. Zu müde? Im nordrhein-westfälischen Alsdorf bei Aachen können Schüler der Oberstufe, denen es in der Früh so geht, ab sofort ein wenig länger liegen bleiben: Ihr Gymnasium hat eine „Gleitzeit“ für Schüler eingeführt. Heißt: Die Alsdorfer Gymnasiasten können wählen, ob sie zur ersten Stunde um 8 Uhr kommen oder erst zur zweiten Stunde gegen 9 Uhr.
Möglich macht das das dortige Unterrichtskonzept: Zehn Stunden pro Woche können sich die Schüler selbst einteilen und in dieser Zeit eigenständig Aufgaben lösen. Wer kommt, erhält am Ende der Stunde einen Stempel des Lehrers. Das Konzept soll die innere Uhr der Schüler besser berücksichtigen.
Kultusministerium: Wie kommen Kinder zur Schule, wenn sie alle zu unterschiedlichen Uhrzeiten gehen?
Ist die „Gleitzeit“ auch ein Modell für Bayern? Beim Kultusministerium gibt man sich auf Anfrage skeptisch. Sprecher Ludwig Unger hält die „Gleitzeit“ nach eigener Aussage für eine schöne Idee. Für praktikabel hält er sie allerdings nicht.
Vielmehr befürchtet Unger Probleme: etwa im ländlichen Raum, wo nicht genug Busverbindungen angeboten werden könnten. Letztlich seien es dann die häufig berufstätigen Eltern, die ihre Kinder um 9 Uhr zur Schule bringen müssten, sagt er. Zudem werde die Klassengemeinschaft gesprengt, wenn jeder Schüler zu unterschiedlichen Uhrzeiten käme.
"Gleitzeit": Unterrichtsbeginn wird in Bayern vor Ort festgelegt
Dass der Unterricht an einem Gymnasium in Bayern künftig später beginnt, ist dennoch nicht unmöglich: Ein Schulleiter legt den Unterrichtsbeginn in Absprache mit Schulforum und Sachaufwandsträger selbst fest. „Es existiert keine Vorgabe unsererseits“, sagt Unger. „Die beste Lösung muss individuell vor Ort gefunden werden.“
Gleichwohl empfiehlt das Kultusministerium als Schulbeginn 8 Uhr. „Eine Verschiebung der Unterrichtszeiten wäre vielerorts nur mit aufwändigen Abstimmungen möglich“, heißt es.
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