Betreiber des Skandal-Schlachthofs nach Vorwürfen: Alkohol ist tabu
Ein Schlachthof in Tauberbischofsheim bei Würzburg wurde wegen schwerer Vorwürfe geschlossen. Auf betrunkene Mitarbeiter sei dies aber nicht zurückzuführen, so das Unternehmen.
Der OSI-Konzern ist der Kritik entgegengetreten, dass die skandalösen Zustände in seinem Schlachthof in Tauberbischofsheim unter anderem auf betrunkene Mitarbeiter zurückzuführen seien. Das berichtet die Main Post . „Der Konsum alkoholischer Getränke während der Arbeit ist generell nicht gestattet“, teilte das US-Unternehmen mit Europa-Sitz in Gersthofen bei Augsburg mit.
Filmaufnahmen von Quälereien an Schlachttieren aufgetaucht
Wurde Alkohol getrunken? Hintergrund ist eine Passage in der Strafanzeige des Augsburger Vereins Soko Tierschutz an die Staatsanwaltschaft Mosbach. Dort ist zu lesen, anonyme Tippgeber hätten beobachtet, dass Mitarbeiter des Schlachthofes häufig Alkohol trinken würden und dass im Schlachthof alkoholische Getränke gelagert gewesen seien.
Der Schlachthof wird von einem Privatunternehmen betrieben, das seit 2017 zu OSI gehört. Die Einrichtung in Tauberbischofsheim war Mitte der vergangenen Woche in die Schlagzeilen geraten, weil die Soko Tierschutz dort heimlich Filmaufnahmen von Quälereien an Schlachttieren gemacht hatte. Mittlerweile ermittelt die Staatsanwaltschaft Mosbach, die die Aufnahmen für glaubwürdig hält. Das Landratsamt Main-Tauber prüft, ob Amtstierärzte – wie von Soko behauptet – bei den tagelangen Quälereien tatenlos zugeschaut haben. OSI: Wir arbeiten mit den Behörden zusammen
Unterdessen ist nicht klar, wie es mit dem Schlachthof und seinen 45 Mitarbeitern weitergeht. Er wurde von den Behörden bis auf Weiteres geschlossen. Die Betreiberfirma soll ein Konzept vorlegen, wie ein ordnungsgemäßer Betrieb aussehen wird. Eigentümer OSI will nach eigenen Angaben „die Untersuchungen der ermittelnden Behörden vollumfänglich unterstützen“ und sei mit ihnen „im ständigen Austausch“. Außerdem liefen interne Ermittlungen. Das Tierwohl sei für OSI ein hohes Gut und werde von den Dienstleistern stets „vertraglich eingefordert“. Wie sieht es mit der Bezahlung aus? Die Soko Tierschutz führt die kritischen Zustände in dem Tauberbischofsheimer Betrieb in erster Linie auf Unzufriedenheit in der Belegschaft in Folge schlechter Arbeitsbedingungen und insbesondere miserabler Bezahlung zurück.
OSI entgegnete am Wochenende, dass alle Mitarbeiter nach Branchendurchschnitt entlohnt würden. „Sie haben gängige 40-Stunden-Arbeitsverträge.“ Und: „Mehrarbeit wird wie gesetzlich vorgeschrieben vergütet.“ Details nannte OSI gegenüber dieser Redaktion nicht.
Die Mitarbeiter sollen schlecht geschult sein
Die Soko Tierschutz wirft den Schlachthausbetreibern auch vor, dass deren Mitarbeiter offensichtlich nicht oder schlecht für den Umgang mit Schlachttieren geschult seien. So ist in der Strafanzeige an die Staatsanwaltschaft unter anderem zu lesen, dass die Arbeiter unsachgemäß mit Elektroschockern auf die Rinder losgegangen und die Tiere nicht im geforderten Maße betäubt worden seien. OSI hält dem Grundsätzliches entgegen: Alle Mitarbeiter würden mit Blick auf sachgemäßen Umgang mit Schlachttieren geschult. Wohin werden jetzt die Rinder gebracht? Unklar ist offenbar, wohin ab sofort die für Tauberbischofsheim gedachten Schlachttiere gebracht werden.
OSI teilte mit, dass das die anliefernden Bauern eigenverantwortlich regelten. „Dies liegt nicht im Entscheidungsbereich von OSI.“ Pro Tag wurden in dem Schlachthof an der Tauber 200 Rinder geschlachtet. 30 Prozent des Fleisches ging an die Fastfood-Kette McDonald's. Inzwischen gibt es eine erste Kundenreaktion auf den Skandal in Tauberbischofsheim: Die Warenhauskette Kaufland hat einem Medienbericht zufolge die Geschäftsbeziehungen zu OSI eingefroren. Das beziehe sich aber allein auf Lieferungen des Tauberbischofsheimer Schlachthofes, teilte OSI im Nachgang mit. Um welche Umsätze es dabei geht und ob der Skandal in dieser Hinsicht weitere Kreise zieht, ließ OSI im Unklaren.
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