
Aus für die Liebe: MVV schaltet sein Flirtportal ab


Wer in Münchner Bussen und Bahnen den Partner fürs Lebens sucht, hat es künftig deutlich schwerer. Der MVV schaltet sein Flirt-Portal ab.
Du, dunkle Haare, schwarzes Cap, Bart, umwerfend schöne, dunkle Augen. Du bist tätowiert und trägst ein Augenbrauenpiercing. Du hast immer große Kopfhörer (weiß) auf. Mir hat es jedes Mal, wenn wir uns sahen, die Sprache verschlagen... im wahren Sinne! Ich krieg dich nicht aus dem Kopf, also versuch ich’s hier...
250 Einträge pro Jahr gab es auf der Flirtseite
Viele können sich vermutlich in folgende Situation hineinversetzen: Man ist unterwegs mit Bus, Tram oder Bahn, in Gedanken schon beim nächsten Termin oder tief versunken in ein Buch. Und dann sieht man ihn oder sie, lächelt sich vielleicht schüchtern an oder spricht ein paar vorsichtige Worte miteinander. Doch irgendwie traut sich keiner, man ist zu schüchtern, um den anderen direkt nach dem Namen zu fragen oder sogar Kontaktdaten auszutauschen.
Wer eine solche Situation in München erlebt hatte, der konnte bisher Hilfe beim MVV finden – dem Münchner Verkehrs- und Tarifverbund. Dieser hatte auf seiner Internetseite ein eigenes Flirtportal eingerichtet, auf der die Fahrgäste ihre Nachrichten mit Angaben der jeweiligen Bus-, S-Bahn- oder Tramlinie an den Unbekannten hinterlassen konnten. So wie diese.
Hallo schöne Fee. Du lächeltest und zwinkertest mir beim Vorbeigehen zu. Wir grüßten uns. Du, helles langes Haar, dunkler Mantel und ein Wahnsinnsgesicht. In Begleitung einer jugendlichen Dame, die allein einstieg und wegfuhr. Grüßte noch an alle. Ich, dunkle Haare, weiße Longjacke. War nicht allein. Möchte dich wahnsinnig gerne wiedersehen. Also Osterfee, bitte melden.
Die ersten Überlegungen zu dem Flirt-Projekt stammen bereits aus dem Jahr 2004, berichtet MVV-Sprecherin Franziska Hartmann. „Wir können leider nicht genau nachvollziehen, wann die Seite beziehungsweise das Angebot aufgesetzt wurde. Die frühesten Unterlagen, die wir dazu finden können, stammen von damals.“ Ob sich in dieser Zeit tatsächlich Pärchen gefunden haben, ist dem MVV derzeit nicht bekannt. Franziska Hartmann weiß nur so viel. „Im Schnitt hatten wir im Jahr rund 250 Einträge auf der Seite.“
Gibt es in Augsburg ein ähnliches Portal?
Doch nun nahm die MVV-Flirthilfe ein abruptes Ende. Kürzlich hat sich das Unternehmen dazu entschlossen, die Seite abzuschalten. Schon seit einiger Zeit war das Portal nur noch über die Google-Suche zu finden, nicht aber über die Internetseite des MVV selbst. Franziska Hartmann erklärt: „Wir haben derzeit niemanden bei uns, der die Seite betreuen kann. Und solange wir nicht wissen, wie es mit dem Projekt weitergeht, wollen wir es nicht befördern.“ Das Flirtportal ergebe nur Sinn, wenn es zuverlässig von einem Mitarbeiter betreut werden würde. „Denn ansonsten laufen die Anfragen einfach ins Leere. Das ist ja auch nicht sinnvoll.“
Beim Augsburger Verkehrs- und Tarifverbund gibt es derzeit kein vergleichbares Angebot: „Uns liegen bis jetzt keinerlei Anfragen von Kunden vor. Wir haben aktuell nicht geplant, ein solches Portal einzurichten“, heißt es. Eine verpasste Gelegenheit? Vielleicht. Denn dann könnten Fahrgäste vielleicht häufiger Nachrichten wie diese lesen:
Suche die Frau mit dem wundervollen Lächeln, die in der U5 vom Odeonsplatz Richtung Neuperlach-Süd saß und irgendetwas anhörte. Ich war fasziniert von deiner Ausstrahlung, und als ein Mann fast auf dich gefallen ist, haben wir uns angelächelt. Ich musste leider beim Michaelibad aussteigen, aber unsere Blicke trafen sich erneut und ich durfte noch einmal dieses wundervolle Lächeln bewundern. Würde dich gerne wiedersehen.
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