Der Aiwanger Hubert und sein Verdruss über die abgesagte Wiesn 2020
Ministerpräsident Markus Söder sagt die Wiesn ab, sein Vize Hubert Aiwanger fordert Ersatz. Was ist da los?
Für den letzten Schluck, bevor es vorbei ist mit der Herrlichkeit, gibt es in Bayern wie in Österreich einzigartige Spezialausdrücke. Unsere liebsten Nachbarn genehmigen sich vor dem Heimweg gerne noch ein „Fluchtachterl“, manchmal auch „Reiseachterl“ genannt. Bei den oft etwas wuchtiger auftretenden Bayern muss zur Verlängerung des Wohlgefühls noch schnell eine „Verdrussmass“ her.
An Verdruss besteht zurzeit kein Mangel. Und für den Aiwanger Hubert ist der Verdruss aktuell besonders groß. Wann immer er den Fernseher aufdreht, das Radio einschaltet oder die Zeitung aufschlägt, sieht, hört und liest er nur seinen Chef, den Söder Markus.
Der Aiwanger Hubert spielte bei der Absage nicht mal eine Nebenrolle
Der Dienstag war für Aiwanger besonders hart. Seite an Seite mit dem Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter – einem Sozi! aus der Großstadt! – verkündete der Ministerpräsident die Absage der Wiesn und aller anderen bayerischen Volksfeste gleich mit. Er selbst, der Aiwanger Hubert als Vize-Ministerpräsident, spielte nicht einmal eine Nebenrolle. Das durfte er – schließlich ist er „Koalitionspartner auf Augenhöhe“ – dem Söder Markus nicht durchgehen lassen. Also hat er beschlossen, ihm eine Verdrussmass einzuschenken – und zwar eine saubere.
Der Gegenschlag erfolgte via Bild-Zeitung. Kaum hatten Söder und Reiter schweren Herzens die Hiobsbotschaft verkündet, hielt Aiwanger mit einer Glück verheißenden Botschaft dagegen: „Ich bin unbedingt dafür, sich jetzt den Kopf darüber zu zerbrechen, wie wir eine kleine Ersatz-Gedenk-Wiesn angehen können.“
Vielleicht ging es Aiwanger gar nicht um eine Ersatz-Wiesn
Was das genau sein soll, blieb offen. Vielleicht ein Drei-Mann-Zelt für zwei Personen aus einem Haushalt plus einer dritten, haushaltsfremden Person, in dem in gebührendem Abstand kostenlos eine Verdrussmass mit Apfelsaft genossen werden darf? Dort könnten dann auch Wiesnhits auf den Hubert angestimmt werden von der Art: „Das ist Waaahnsinn, warum schickst du uns in die Hölle?“
Möglicherweise ging es aber gar nicht um eine „Ersatz-Gedenk-Wiesn“, sondern um eine Ersatz-Wortmeldung, die daran erinnern soll, dass Aiwanger und die Freien Wähler mit am Regierungstisch sitzen. Die Umarmungen, die der CSU-Ministerpräsident seinem Vize immer wieder wortreich zuteilwerden lässt, sind schließlich manchmal so innig, dass sie von einem Würgegriff schon nicht mehr zu unterscheiden sind. Und dann gibt es da in der CSU ja noch die berühmte Geschichte mit der Hundehütte und dem Stellvertreter. Danach ist die Hundehütte für den Hund und der Vize für die Katz. Diese Geschichte ist es, die dem Hubert so viel Verdruss macht.
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